
Martini: Es war wohl ein wissenschaftliches Querdenken, für das ich 2010 den Sobek-Preis erhielt. Die Multiple Sklerose ist eine entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems. Man geht meist davon aus, zuerst ist die Entzündung da, die die Schutzhüllen der Nervenfasern schädigt. Unsere Hypothese war, es könnte auch genau anders herum sein. Wir haben zuerst geschädigte Schutzhüllen, zum Beispiel durch einen Gendefekt. Und die lösen einen Entzündungsprozess aus, der dann weitere Schäden verursacht.
Martini: Ja, das lässt sich auf andere Krankheiten übertragen. Insbesondere Krankheiten, die auf einem Gendefekt beruhen. Wir haben zunächst den Schaden, dadurch geraten die Zellen unter Stress, alarmieren das Immunsystem und dessen Reaktion ist ein Entzündungsprozess. Und dadurch kommt es bei manchen Erkrankungen zu einer Vergrößerung des primären Schadens.