„Abreise Donnerstag, sind zuversichtlich, ruft an, morgen abend.“ Die wenigen Worte, die Ruth Weinberger am 16. Juni 1943 an ihre Verwandten telegrafierte, sind ihr letztes Lebenszeichen. Einen Tag später wurden Ruth und ihre Familie nach Auschwitz deportiert, wo alle Zuversicht zerbrach. Einzige Überlebende der Familie war ihre Tochter Hanna, die vier Jahre vorher, elfjährig, mit einem rettenden Kindertransport nach England gelangt war.
Sechs Deportationen aus Würzburg fanden zwischen November 1941 und Juni 1943 statt. Von den 2068 aus Mainfranken in die Konzentrationslager Riga, Izbica, Kasniczyn, Theresienstadt und Auschwitz verschleppten Menschen überlebten nur 60.
In einer Lesung in den Posthallen, die der Valentin-Becker-Chor musikalisch untermalte, wurde am Donnerstagabend der ermordeten Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Organisiert von Stolpersteine Würzburg lasen Engagierte aus den Texten, Briefen und Protokollen, die in wertvoller Kleinarbeit zusammengetragen worden waren. Gleichzeitig wurden Fotos von betroffenen Menschen und Orten gezeigt.