
Doch die Aussagen von acht Zeugen – allesamt Bekannte und Geschädigte des Doktors – ergeben Stück um Stück das Mosaik seiner besonderen Gabe: Der Arzt war ein Meister der schönen Fassade – mit dem Skalpell ebenso wie mit dem Mundwerk. Als Schönheitschirurg machte er Menschen schöner, als die Natur sie geschaffen hatte. Und als eloquenter Erzähler schuf er schillernde Scheinwelten, um seine Fassade als erfolgreicher Unternehmer, Mäzen und Partylöwe aufrecht zu erhalten. Seine Ausstrahlung und seine Großzügigkeit bewogen Freunde, ihm ohne große Absicherung bis zu siebenstellige Beträge zu leihen, von denen sie bis heute so gut wie nichts wiederbekamen. „Ich war leichtgläubig,“ sagt schulterzuckend ein Zeuge auf die Frage des Gerichts, warum er ohne Sicherheiten Geld verlieh. Ein zweiter teilt mit: „Ich war blöd.“ Mancher vermittelte dem Mann in Geldnöten sogar noch seine Freunde als weitere Geldgeber.