WÜRZBURG
Dschihadismus: „Belgien ist überfordert“
Die belgischen Sicherheitsbehörden sind der großen Dschihdadisten-Szene in ihrem Land nicht gewachsen, sagt der Würzburger Terrorismusexperte Peter Neumann.
Sie haben die schwierigen Bedingungen für die belgische Polizei angesprochen. Es wird aber dennoch Kritik an den Ermittlern laut. Haben die belgischen Sicherheitsbehörden Fehler gemacht?
Neumann: Der größte Fehler ist, dass die Situation ja nicht erst seit gestern bekannt ist, aber trotzdem nichts unternommen wurde. Ich kenne viele belgische Nachrichtendienstler und Polizeileute, die seit 2013 sagen, dass man dem Problem des Dschihadismus nicht mehr gewachsen ist. Aber es ist politisch nichts passiert. Man hätte vor Jahren anfangen müssen, die Kapazitäten auszubauen. Das ist versäumt worden, jetzt wird es wahrscheinlich passieren, aber das ist immer so: Es muss immer erst etwas passieren, bevor die Politik reagiert.
Hier scheint einiges im Argen zu liegen: Abdeslam ist im Herbst völlig unbehelligt von Brüssel nach Budapest und wieder zurückgefahren, hat dabei auch Station in Unterfranken gemacht. Er und seine Begleiter wurden kontrolliert, aber Folgen hatten die Kontrollen nicht. Gibt es in der EU Probleme in puncto Zusammenarbeit beim Thema Sicherheit?
Neumann: Absolut. Es gibt in Europa drei Probleme. Die erwähnte Kapazität der Sicherheitsbehörden, die Abwesenheit systematischer Präventionsprogramme und das dritte ist das Thema Kooperation.
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