
Bosse und Prälaten
Der Fall Riina verweist auf die Schattenseite des Verhältnisses zwischen Bossen und Prälaten. Diese erteilten die Sakramente nicht selten aus Kalkül anstatt aus Barmherzigkeit. Erst im vergangenen Juni hielt die jährliche Prozession in Corleone vor dem Wohnhaus der Familie Riina an, für Kenner kam dieser vielfach in Süditalien zu beobachtende Akt einer klaren Geste der Unterwerfung gleich.
Insbesondere der heute inhaftierte 86-jährige Superboss Toto Riina, der die Ermordung der Richter Giovanni Falcone und Paolo Borsellino und ihrer Leibwächter Anfang der 90er Jahre anordnete, profitierte immer wieder von der Kirche. Seine Hochzeit zelebrierte mindestens ein katholischer Priester während Riinas Flucht. Wie es heißt, konnte er sich zeitweise sogar in einem katholischen Konvent auf Sizilien verstecken. Der Gemeinderat von Corleone, wo im vergangenen Jahr Unternehmer erstmals ihre Erpressung anzeigten, wurde im August wegen Unterwanderung durch die Mafia aufgelöst. Die Familie Riina hingegen arbeitet weiter an der Rehabilitation ihres Namens.