Englische Schilder mit Hinweisen, die längst keinen Sinn mehr machen, staubige Schaukästen, offene Schubladen und Schränke: Die Ledward-Kaserne hat stellenweise was von einer Geisterstadt. Im September vergangenen Jahres sind die Amerikaner abgezogen, seit kurzem gehört das Gelände der Stadt.
Am 1. Juli soll hier, wie mehrfach berichtet, eine Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber entstehen. Bis dorthin ist allerdings noch einiges zu erledigen, zeigt sich bei einem Rundgang mit Vertretern der Wohlfahrtsverbände, Polizei, Regierung und Konversionsbeauftragtem Hans Schnabel mit den SPD-Abgeordneten Kathi Petersen (Landtag) und Kerstin Westphal (Europaparlament).
„Wir geben den 1. Juli nicht auf“, meint Hans Schnabel vor dem Rundgang. In sechs Gebäude werden über vier Millionen investiert, allein, um den deutschen Bauvorschriften zu entsprechen. Die Amis sind ohne Blitzableiter ausgekommen, das gibt's in Deutschland nicht. Auch sind in manchen Wänden Stoffe drin, die weggeklopft werden müssen, weil sie Schadstoffe enthalten.
Auch beim Brandschutz hat die Army offenbar andere Vorstellungen als der deutsche Gesetzgeber. Die Elektrik wird neu gemacht. Beim Umbau wird außerdem auch darauf geachtet, Bereiche für Rollstuhlfahrer zugänglich zu machen. Das Gelände hat relativ viel Grünflächen, da ändert sich wenig: Die Bäume bleiben, sagt Schnabel.
Trotzdem: Die Räume bieten eine gute Voraussetzung, meint Thomas Weingart, bei der Regierung verantwortlich für die Erstaufnahmeeinrichtung. Sieben Quadratmeter pro Person sind die Vorgabe. In den Mannschaftsquartieren werden vier Personen in einer Einheit untergebracht. „Wir gehen davon aus, dass die Leute maximal sechs Wochen hier bleiben“, meint Thomas Weingart. Nachdem die Soldaten-Unterkünfte jeweils mit einem kleinen Bad ausgestattet sind, fällt der Unruhefaktor Gemeinschafts-Bad schon mal weg.
Gegenüber in der ehmaligen Messe der Army entsteht eine Kantine. Der Vertrag für das Catering muss europaweit ausgeschrieben werden. Da sieht auch die Europaabgeordnete Westphal wenig Sinn drin. Ein Bewerber wird jedenfalls das Leopoldina sein, sagt Hans Schnabel. In Sachen Großküche sei das Leo sehr erfahren.
Für 70 neue Arbeitsplätze laufen schon die Ausschreibungen
Auf dem Gelände entsteht auch eine Kleiderkammer, erläutern Thomas Lindörfer, Rotes Kreuz, und Jochen Keßler-Rosa, Diakonie. Am Eingangsbereich des Geländes können Bürger Sachen abgeben, die dann weitergeleitet werden. Caritas, Diakonie und der Sozialdienst katholischer Frauen übernehmen einen Teil der Asylsozialarbeit, bieten zum Beispiel Kinderbetreuung an. Und es gibt Ehrenamtliche, die Deutschkurse anbieten wollen.
Gesundheitsdienst, Sozialamt der Stadt, Polizei, Asylsozialberatung und ein Ableger des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge und die zentrale Ausländerbehörde kommen ebenfalls in die ehemalige Kaserne. Gut 70 Arbeitsplätze sind das, die Ausschreibungen laufen. Dazu kommt noch Personal für Hausverwaltung/Hausmeisterarbeit. Ein Sicherheitsdienst wird rund um die Uhr präsent sein – auch um die Bewohner zu schützen. Das Gelände bleibt umzäunt, der Stacheldraht der Amerikaner kommt allerdings weg. Ob das Gelände video-überwacht wird, darüber diskutiert man noch, sagt Schnabel. „Das sind Themen, die man mit Feingefühl angehen muss.“
„Wir verlangen ein großes Führungszeugnis“, sagt Weingart auf die Frage von Kerstin Westphal, wie man denn schwarze Schafe unter den Bewerbern aussortieren will.
Hier ein Bericht über einen Besuch in Zirndorf
Hier ein Bericht über die Anfänge