Schweinfurt wird Standort der unterfränkischen Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber. Am 1. Juli 2015 wird sie in sechs Gebäuden der früheren US-Kaserne Ledward eröffnen. Es gibt erste konkrete Pläne zum Personalbedarf, zu notwendigen Umbauten und zur Organisation. Im Stadtrat ist die Entscheidung der Staatsregierung zwar nicht bejubelt, aber – wie von großen Teilen der Bevölkerung – sofort akzeptiert worden. Flüchtlinge müssen ja irgendwo unterkommen. Dennoch gibt es Unsicherheiten, Anfragen von Bürgern, unter anderem ans Rathaus, die wissen wollen, wie sich die tägliche Ankunft von vielleicht 50 oder mehr Flüchtlingen auswirkt. Andere bieten ehrenamtliche Hilfe an.
Eine städtische Delegation mit Oberbürgermeister Sebastian Remelé an der Spitze, begleitet von Vertretern aller Fraktionen im Stadtrat, hat sich am Donnerstag einen Tag lang in Zirndorf und Oberasbach erkundigt. Auf der Gemarkung dieser 26 000 (Zirndorf) und 17 000 Einwohner großen Städte in Mittelfranken befindet sich seit 1955 in einer ehemaligen Kaserne, den Adams Barracks, die Zentrale Aufnahmeeinrichtung für Asylbewerber (ZAE).
Es ist neben München eine von zwei Erstaufnahmeeinrichtungen in Bayern. Es gab Gespräche mit dem Landrat des Kreises Fürth, Matthias Dießl (CSU), und Zirndorfs Bürgermeister Thomas Zwingel (SPD), einen Besuch der ZAE und dort viele Informationen von Mitarbeitern des Kreis-Sozialamts, des Gesundheitsamts und vom langjährigen Leiter Werner Staritz. Remelés Fazit: Man sei mit gespannter Erwartung losgefahren und kehre mit beruhigender Zuversicht zurück.
Denn: In Zirndorf und Oberasbach gibt es praktisch keine Probleme. „Wir haben uns mit der Einrichtung arrangiert“, sagte Landrat Dießl, übrigens Nachfolger der CSU-Rebellin und vielleicht bald Sylter Bürgermeisterin Gabriele Pauli. In der Kriminalstatistik spielt die Einrichtung auch keine Rolle. Hie und da mal ein Ladendiebstahl eines Asylbewerbers, das ja, aber nichts Gravierendes, beruhigt der Landrat. Bürgermeister Zwingel bestätigt das. Innerhalb der Einrichtung gäbe es mitunter Schlägereien unter ohnehin verfeindeten Ethnien, also erklärbare Streitereien.
Landrat wie Bürgermeister räumen allerdings ein, dass es kürzlich „Zuspitzungen“ gab, als die für 650 Menschen ausgelegte Einrichtung wegen der Überbelegung mit bis zu 2400 Flüchtlingen auch in die Schlagzeilen geriet. Ein Zeltdorf und eine Notunterkunft im nahen Langenzenn sorgten aber für schnelle Entwarnung. Derzeit leben rund 850 Flüchtlinge in der ZAE.
In Zirndorf/Oberasbach bleiben sie zwischen zwei bis vier Wochen, ehe sie auf andere Gemeinschaftsunterkünfte in Bayern verteilt werden. Mit solchen Zeiträumen ist – je nach Belegung – auch in Schweinfurt zu rechnen. Was hat die Schweinfurter Delegation mit nach Hause genommen? Sehr viel.
Mehr Platz in Schweinfurt
Der Speisesaal in Zirndorf ist klein. Die Menschen stehen in einer langen Schlange an, bis drinnen ein Platz frei wird. In Schweinfurt wird es dieses belastende Anstehen so nicht geben, weil der Speisesaal deutlich größer ist. Dass Asylbewerber im Spüldienst und als Putztruppe in den Unterkünften eingesetzt sind, hat man sich notiert. Diese „tätigen“ Flüchtlinge erhalten in Zirndorf einen Euro die Stunde. Sie erledigen die Aufgaben gerne, weil sie beschäftigt sind und weil sie damit ihr Taschengeld – ein Single erhält zirka 140 Euro im Monat – ein wenig aufbessern können.
Es wird auch in Schweinfurt einen Kindergarten geben. Auch hier spielt der Stadt das in der Ledward-Kaserne zur Verfügung stehende Raumangebot in die Karten. In Ledward gibt es ein eigenes Gebäude mit genug Platz für bis zu 60 Kinder, während man in Zirndorf wegen der Enge nur 30 Kinder bis sechs Jahren betreuen kann. In Zirndorf gibt es nur einen Bolzplatz. Schweinfurt wird mehrere Spiel-Freiflächen anbieten können, wo sich die älteren Kinder und Jugendlichen austoben können: Fußball, Volleyball, Basketball ist angedacht.
Auch in Schweinfurt wird es ein Asyl-Café als Treff geben, den Internet-Raum zur Kontaktaufnahme in die Heimat hat man registriert. Die Einrichtung wird eingezäunt, aber nicht wie in Zirndorf zusätzlich mit Stacheldraht gesichert. Ein Zaun sei zum Schutz der Asylbewerber nötig. Diese allerdings können die ZAE etwa zum Einkauf von Hygienemitteln jederzeit verlassen. Familien werden in gemeinsamen Räumen untergebracht. Wenn es deutlich mehr als die anvisierten 500 Flüchtlinge gibt, haben sie in Schweinfurt mehr Platz. In Zirndorf stehen pro Flüchtling vier, in Schweinfurt sieben Quadratmeter zur Verfügung. Mit dabei war in Zirndorf Architekt Christian Schmöger vom Büro Rudloff, Wild und Partner, das die Pläne für Umbauten fertigt.
Die nötigen Bauanträge sollen schon Anfang 2015 im Stadtrat behandelt, die Umbauten im März begonnen werden, informierte Konversionsbeauftragter Hans Schnabel. Die ZAE in Ledward wird über eine neue Zu- und Ausfahrt via Heeresstraße erschlossen. Die Kita kommt im früheren US-Kindergartengebäude (5) unter. Auch Haus 6 wird wie jetzt wieder Kantine sein. Die künftigen Wohngebäude 2 und 3 sind in einem guten Zustand, die Erdgeschosse werden behindertengerecht umgebaut. In Haus 1 findet die Registrierung der Erstaufnahme statt. Alle staatlichen Stellen umfassen rund 60 Arbeitsplätze, die Stadt (Auszahlung Taschengeld, Ausstellung Krankenscheine) setzt wie die Polizei zirka fünf Beschäftigte ein. Die Security ist ausgeschrieben, die Zahl noch unbekannt. OB Remelé will mit steter Öffentlichkeitsarbeit die Bürger informieren.