Bei Weinhändlern und in Supermärkten finden Verbraucher künftig neue Wein-Bezeichnungen: Ähnlich wie bei Parma-Schinken, Nürnberger Bratwürsten oder Champagner soll die Herkunft für die Wein-Qualität sprechen. Begriffe wie "Frankenwein" werden geschützt. Dafür sind die Winzer und Kellereien selbst mitzuständig. Der Fränkische Weinbauverband hat daher am Mittwoch in Kitzingen zu einem Branchenverband umfirmiert, der "Konsortium Franken" heißen wird. Mit der Umstellung wollen sich die fränkischen Winzer stärker an internationale Standards anpassen. In Italien, Frankreich und Spanien ist das Herkunftssystem lange etabliert. Seit einer EU-Verordnung vor zehn Jahren haben auch andere Länder umgestellt. Was bedeutet das für die Verbraucher? Weinbaureferent Stephan Schmidt und Hermann Schmitt, Geschäftsführer des Fränkischen Weinbauverbands, haben die Antworten.
Was wird in Zukunft auf den Etiketten fränkischer Weinflaschen stehen?
In Deutschland werden gute Weine traditionell mit Begriffen wie "Qualitätswein" und "Prädikatswein" herausgehoben. Dafür müssen sie eine Prüfung bestehen, die vor allem auf den Zuckergehalt zielt. Bisher wurde der Zuckergrad in Oechsle gemessen, was als wichtiges Qualitätskriterium von Wein galt. Nun soll die Herkunft bezeichnend sein und diese wird auch an erster Stelle auf den Wein-Etiketten stehen.
Wie erkenne ich dabei die Qualität?
Je genauer die Herkunft, desto höher die Qualität, lautet die neue Faustregel. Ein Wein "mit geschütztem Ursprung" (g.U.) ist dabei noch besser als ein Wein "mit geschützter geografischer Angabe" (g.g.A.). Die Angaben g.U. und g.g.A. besagen, dass der Wein sicher aus dem Qualitätsgebiet nämlich aus Franken stammt.
Gibt es ein Vorbild für dieses System?
In der Champagne und in Burgund ist dieses System bereits ausgereift. So gibt es in Burgund 44 kommunale Herkunftsbezeichnungen. Der Wein trägt den Namen des Dorfs, in dem er gewachsen ist. Innerhalb der kommunalen Herkunftsbezeichnung hat man einige Parzellen, die man auch als „Climat“ bezeichnet, besonders hervorgehoben und als "Premier Cru“ eingestuft, da sie sich durch besonders zuverlässige Qualität auszeichnen. Die Herkunftsbezeichnung "Grand Cru“ bezeichnet die "Elite“ der Weine Burgunds.
Können Sie einmal ein Beispiel für einen Spitzenwein aus Würzburg nennen?
Die Lage Würzburger Stein-Harfe vom Bürgerspital gilt wegen ihrer Steillage in Würzburg als eine der Top-Weinlagen und somit auch als höchste Qualitätsstufe. In Frankreich wäre das sozusagen der Grand Cru, in Franken das Große Gewächs. Große Gewächse sind trockene Weine aus Großen Lagen. Sie stehen an der Spitze dieser Qualitätspyramide und sind Garanten für große, unter besonderen Voraussetzungen für legendäre Weine. Die Einzigartigkeit der Lage, geringste Erträge und hochreife Trauben verleihen diesen Weinen mit außergewöhnlichem Potenzial ein unverwechselbares Profil.
- Lesen Sie auch: Die beliebte Tour durch die Weinberge
Neun der 13 deutschen Weinbaugebiete haben dafür sogenannte Schutzgemeinschaften gegründet. Franken zieht mit einem Branchenverband nach. Warum?
Die Schutzgemeinschaften dienen allein der Verwaltung der geschützten Herkunftsbezeichnungen. Als Branchenverband können wir künftig weitere Aufgaben übernehmen, wie Marketing und Beratung. Franken ist übrigens der erste Weinbau-Branchenverband in Deutschland. Er nennt sich Konsortium Franken. Der Verband muss noch staatlich anerkannt werden.
Warum bleiben beide Systeme zunächst bestehen?
Die Herkunftsangaben ersetzen die alten Bezeichnungen nicht, sondern werden parallel und zusammen genutzt. Grob entspricht ein Wein mit g.g.A. dem Landwein; Qualitäts- und Prädikatsweine haben dasselbe Niveau wie ein Wein g.U. Konsumenten können zunächst beide Systeme vorfinden. Der Ausschuss "Herkunft und Profilierung" des Konsortiums Franken mit Mitgliedern aus der gesamten fränkischen Weinwirtschaft wird ab Frühsommer Definitionen erarbeiten. Dann wird es für die Verbraucher mehr Klarheit und Transparenz geben.