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WÜRZBURG
Alles BIM auf der Baustelle
Carpenter Building a House       -  Für die Zimmerer ist das digitale „Building Information Modeling“, kurz BIM, als zentrales Planungsinstrument ein Thema, für andere Handwerker offenbar (noch) nicht.
Foto: Thinkstock | Für die Zimmerer ist das digitale „Building Information Modeling“, kurz BIM, als zentrales Planungsinstrument ein Thema, für andere Handwerker offenbar (noch) nicht.
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 27.04.2023 05:27 Uhr

Auf den Baustellen im Land geht ein neues Zauberwort um: BIM. Was für die englische Bezeichnung „Building Information Modeling“ steht und mit „Gebäudedatenmodellierung“ übersetzt werden kann, ist nichts anderes als eine der Blüten der Digitalisierung. Tut man sich oft noch schwer vorzustellen, was ein Klempner, Maurer oder Schreiner mit Handwerk 4.0 zu tun hat, so hat BIM das Zeug, den Alltag auf den Baustellen stark zu verändern.

Um was es bei BIM geht

Im Kern ist BIM einfach erklärt: Ein Architekt erstellt am Computer das 3D-Modell des zu bauenden Gebäudes. In dieses Modell können sich alle beteiligten Baufirmen einklinken, um dort sämtliche Daten ihres Auftrags einzutragen. Ändert sich etwas an der Planung oder später an der Bauausführung, so ist das zentral am 3D-Modell zu sehen. So soll Schluss sein mit ständig zu ändernden Bauzeichnungen aus Papier, Schluss mit einem Wust schlecht kompatibler Pläne all der am Bau beteiligten Firmen.

BIM kann auch für Hausmeister interessant werden

IM soll aber noch mehr können als diese Vereinheitlichung: Da am Ende der Arbeiten das 3D-Modell zeigt, welche Bauteile aus welchem Material tatsächlich verwendet und wo genau sie eingebaut wurden, ist die durch BIM entstandene Datenbank später bei der Sanierung oder für den Hausherren und seinen Hausmeister interessant. Jeder weiß zu jeder Zeit, wo all die Leitungen und Rohre liegen, aus welchem Material sie sind und wann sie gewartet werden sollten. Bis hin zum letzten Wasserhahn ist alles digital auf dem neuesten Stand.

Welches Problem Architekten haben

So weit die Theorie. Da BIM kein Computerprogramm zum Kaufen, sondern nur der Name für eine Vorgehensweise ist, hängt an ihr noch viel Unklarheit. So schlagen sich Architekten unter anderem mit der Frage herum, wie denn die neuen Aufgaben, die mit BIM zusammenhängen, honoriert werden.

Schließlich soll der Architekt die zentrale Figur bei BIM sein, weil bei ihm auch in dieser Hinsicht alle Fäden zusammenlaufen. Datenschutz und Urheberrecht rund um die 3D-Modelle seien weitere Themen mit offenen Fragen, heißt es aus der Bayerischen Architektenkammer in München.

Zimmerer befassten sich in Würzburg mit BIM

In Teilen des Handwerks ist BIM längst ein Top-Thema, wie jetzt beim Bayerischen Zimmerer- und Holzbaugewerbetag in Würzburg zu erleben war. „Im Grunde arbeiten alle Gewerke jetzt schon digital“, aber eben nicht immer einheitlich, sagte Alexander Gumpp am Rande der Tagung. Der Vizepräsident des Landesinnungsverbandes der Zimmerer in Bayern sieht keinen Weg an BIM vorbei. Seiner Branche sei klar, „dass diese integrale Planung kommen muss“. Er gehe davon aus, dass in acht Jahren erste Zimmerer mit Datenbrillen über die Baustellen gehen – BIM macht's möglich.

„Wir haben keine Angst vor der Digitalisierung“, spricht Gumpp für die Zimmerer. Schon jetzt erstellen nach seiner Darstellung alle Betriebe ihre Pläne am Computer – mit Hilfe von Computer-aided Design, kurz CAD. Mit Blick auf BIM „erfüllen wir so ja schon einen Grundbestandteil“.

BIM geht um die Welt

Diese Euphorie fußt unter anderem auf der Tatsache, dass es den Zimmerern in Bayern gut geht. So ist der Umsatz der Betriebe seit 2010 permanent gestiegen, zuletzt um 2,3 Prozent auf insgesamt 2,2 Milliarden Euro. Wie der Landesinnungsverband weiter mitteilte, liegt der Anteil an neu erstellten Gebäuden in Holzbauweise in Bayern bei 20 Prozent. Die Zahl der beschäftigten Zimmerer stieg im Freistaat von 2010 bis 2016 um knapp 13 Prozent. Was BIM angeht, gibt es mittlerweile in vielen Ländern allerlei Fachtreffen, so etwa die „BIM World“ Ende November in München mit wahrscheinlich 2000 Besuchern und der Schirmherrschaft von Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer. Auch Studien gibt es zuhauf. Ihre Kernaussage: BIM verändert die Baubranche.

Dynamik im Handwerk

Ganz so hoch hängt Manfred Dallner das Thema freilich nicht. Der unterfränkische Bezirksgeschäftsführer des Landesverbandes Bayerischer Bauinnungen geht davon aus, dass BIM in den nächsten Jahren nur für große Baufirmen relevant wird. Kleinere Betriebe mit maximal 100 Mitarbeitern „beschäftigen sich damit nicht“. Ihm sei in der Region „keine Firma bekannt, die BIM verwendet“.

Die allgegenwärtige Digitalisierung hat Dallner zufolge auch im Bauhandwerk eine Eigendynamik angenommen. „Doch wenn ich sehe, dass mancher Betrieb gerade mal eine E-Mail-Adresse hat“, dann sehe er für BIM im Moment keine Relevanz. „Davon sind wir noch meilenweit entfernt.“

 
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