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Schweinfurt
Wo Betriebsräte in Mainfranken Erfolge hatten
Neue Produkte, Vertriebsoffensive, Beschäftigungssicherung, Tariflöhne, Hitzepause: Wo sich Betriebsräte in der Region besonders durchgesetzt haben.
Hand in Hand mit den Gewerkschaften haben Betriebsräte in Mainfranken den einen oder anderen Erfolg erzielt. Und wenn es mit solchen Großdemonstrationen wie hier im Februar 1993 auf dem Markptlatz in Schweinfurt sein musste.
Foto: IG Metall | Hand in Hand mit den Gewerkschaften haben Betriebsräte in Mainfranken den einen oder anderen Erfolg erzielt. Und wenn es mit solchen Großdemonstrationen wie hier im Februar 1993 auf dem Markptlatz in Schweinfurt sein ...
Jürgen Haug-Peichl
 und  Stefan Sauer
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:10 Uhr

Betriebsräte können für die Beschäftigten viel bewirken. 100 Jahre nach Inkrafttreten des Betriebsrätegesetzes lohnt eine Übersicht über das, was die betriebliche Mitbestimmung in Mainfranken an Erfolgen für die Arbeitnehmer gebracht hat.

Bosch Rexroth in Schweinfurt: Plus durch Offensive

Bei Bosch Rexroth in Schweinfurt haben Betriebsrat und IG Metall 2015 bei Standortverhandlungen Pläne zum Stellenabbau mit einer "Vertriebsoffensive" gekontert, um den Auftragseingang zu steigern. "Es folgten die vier erfolgreichsten Jahre der Lineartechnik mit sowohl den höchsten Umsatz- wie auch Gewinnquoten seit Bestehen der Firma", sagt der Betriebsratsvorsitzende Sebastian Schierling.

Damit habe der Betriebsrat Sparmaßnahmen und einen erheblichen Personalabbau verhindert. Er wurde dafür mit dem Deutschen Betriebsrätepreis für Zukunftssicherung ausgezeichnet. Darüber hinaus hätten Betriebsrat und IG Metall 2016 mit einem Ergänzungstarifvertrag bereits geplante Verlagerungen verhindern und Festeinstellungen erwirken können.

ZF in Schweinfurt: Statt Stoßdämpfer E-Mobilität

Auf zwei schöne Erfolge der jüngeren Vergangenheit kann ZF-Betriebsratschef Oliver Moll in Schweinfurt verweisen. 2015 habe gestiegener Wettbewerbsdruck zur Verlagerung der Stoßdämpfer geführt – im Gegenzug sei in Schweinfurt die "Division Elektromobilität" angesiedelt worden, womit "auch technologisch die Zukunft abgesichert" sei, so Moll. Es war "die dritte Beschäftigungssicherungsvereinbarung".

Letztes Jahr sei das Projekt "SCW2030" aufgelegt worden. Der Strukturwandel in der Automobilbranche, mittlerweile als "Transformation" tituliert, zeichne sich in voller Breite ab, Fragen der Digitalisierung kämen hinzu. Dem stelle sich der Standort und setze auf die Mitarbeiter.

SKF in Schweinfurt: Beschäftigungssicherung im Mittelpunkt

Bei SKF in Schweinfurt hat sich nach Ansicht des Betriebsratsvorsitzenden Norbert Völkl vor allem die Mitbestimmung bei Betriebsänderungen oder neuen Organisationsstrukturen mehrfach bewährt. Der Betriebsrat müsse hart kämpfen, um Nachteile für Mitarbeiter etwa in der Entlohnung oder wenn es um Arbeitsplätze geht, im schlimmsten Fall mit einem Sozialplan oder Interessenausgleich zu verhindern oder abzumildern. Dies sei nur möglich durch Mitbestimmung. Und: Seit der Krise 2008/2009 sei die Beschäftigungssicherung in den Mittelpunkt gerückt.

Handel in Mainfranken: Endlich eine Lüftungsanlage

Doch auch im Einzel- und Großhandel, wo laut ver.di-Gewerkschaftssekretär Peter König "beinahe jede Betriebsratswahl von den Arbeitgebern torpediert" werde, gibt es Beispiele für erfolgreiche Betriebsratsarbeit. Beispiel eins: Im Kaufland-Lager in Donnersdorf (Lkr. Schweinfurt) seien bei Eröffnung 180 Beschäftigte unter den Tarifbereich des Großhandels gefallen, 300 Werks- und Leiharbeitnehmer aber nicht, sie unterlagen keiner Tarifbindung. Dank des rührigen Betriebsrats seien seit einigen Jahren alle nunmehr 500 Beschäftigten im Tarif.

Beispiel zwei: Im H&M-Kaufhaus in Würzburg seien viele Jahre die Arbeitsbedingungen bei Hitze und Kälte teils "unhaltbar" gewesen. Nur beständiger Betriebsratsdruck habe dazu geführt, dass im Sommer 2018 die Beschäftigten bei Hitze stündlich zehn Minuten Pause bekamen und bei kalten Temperaturen zehn Minuten Aufwärmpause. Und: Im Sommer 2019 "wurde endlich eine funktionierende Lüftungsanlage verbaut".

Finanzkrise: Trotzdem über Wasser gehalten

Dass die weltweite Finanzkrise 2008/2009 in Mainfranken nicht zu einem gravierenden Arbeitsplatzabbau führte, sei vor allem den Betriebsräten zu verdanken: Davon ist DGB-Regionalgeschäftsführer Frank Firsching (Schweinfurt) überzeugt. Als der Siemens-Konzern 2010 die Streichung von 1800 Jobs in Bad Neustadt ankündigte, sei es dem Protest von Betriebsräten und IG Metall zu verdanken gewesen, dass das Schlimmste verhindert worden sei, so Firsching.

 
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