Trotz der außergewöhnlichen meteorologischen Bedingungen dieses Jahres mit hohen Temperaturen von April bis Oktober sind die Weizenbauern in Unterfranken „mit einem blauen Auge davongekommen“. So lautete Herbert Siedlers Schlussfolgerung seines Ernterückblicks, den der Fachberater der Arbeitsgemeinschaft traditionell bei der PremiumWeizenMesse in Würzburg vorstellt. Veranstalter ist die Arbeitsgemeinschaft (AG) zur Förderung des unterfränkischen Qualitätsweizenanbaus. An der Messe nehmen jährlich gut 100 Vertreter von Mühlen, Züchter- und Vertriebsfirmen aus Deutschland und Nachbarstaaten, des Landhandels und Erzeuger teil.
In Mainfranken hatte der Winterweizenanbau zur Ernte 2018 wegen der Trockenheit um fast zehn Prozent abgenommen auf gut 80 000 Hektar. Auf 47 Prozent (Vorjahr 56 Prozent) dieser Fläche stand Premiumweizen. Zusätzlich standen auf 8645 Hektar Dinkel (Vorjahr knapp 9800 ha) und auf 1986 Hektar Durum (Vorjahr 3300 ha). Somit hatte sich die Anbaufläche beider Spezialitäten zwar erheblich verkleinert, doch konnte für den Hartweizen Durum „ein guter Absatzweg gefunden werden“. Dass sich der Anbau des dem Weizen verwandten Dinkels auf „stabilem Niveau“ bewege, habe zur Folge, dass die geringeren Erntemengen dieses Jahres „gesucht“ sind.
Entscheidend für dieses Jahr seien der feuchte Winter und die trocken-heiße Vegetationsperiode mit lokalen Niederschlägen gewesen, so Siedler weiter. Die Ernteerträge schwankten je nach lokalem Niederschlag, Wasserspeichervermögen und Fruchtbarkeit des Bodens; mit 66 Dezitonnen pro Hektar habe aber „in Summe ein durchschnittlicher Ertrag“ erzielt werden können. Mittlere Rohproteingehalte bei hohen Hektolitergewichten und Fallzahlen – im Handel die zentralen Qualitätskriterien – führten in diesem Jahr zu „durchschnittlichen“ Mahl- und Backeigenschaften des Premiumweizens. Mit gut 149 000 Tonnen – zum Preis von um die 200 Euro pro Tonne – sei mehr als die Hälfte der Ernte bereits vermarktet, aber wegen des Rhein-Niedrigwassers weniger als zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr.
Mit Klimaaussichten und Prognosen für die Zukunft – und somit auch Auswirkungen auf den Weizenanbau in Unterfranken – befasste sich Harald Maier. Der Fachmann des Deutschen Wetterdienstes, Abteilung Agrarmeteorologie, und Leiter der Niederlassung Weihenstephan, ging ein auf die Witterung 2018, den Zusammenhang zum Klimawandel und die Verlässlichkeit von Klima-Projektionen.
Seine Botschaft in Schlagworten: „Zu warm“, „zu trocken“, „höchste Anomalie seit Messbeginn“, „Niederschlagsdefizit von 40 Prozent“, „ungebrochener Trend der Erwärmung in Deutschland“, „deutliche Zunahme von Hitzeperioden“, „deutliche Zunahme von Sommertagen und Sonnenscheindauer“, „längere Vegetationsperiode“. Die Weizenbauern in Unterfranken müssen sich darauf einstellen – mit neuen Genotypen (wozu erfolgversprechende Versuche laufen) und neues Management.