Sekt, Jubel, Glückwünsche – und ein für Mainfrankens Wirtschaft außergewöhnlicher Schritt: Der Würzburger Dämmstoff-Spezialist va-Q-tec hat am Freitag einen Super-Start an der Frankfurter Börse hingelegt. Die 85-köpfige Delegation des Unternehmens feierte das am Vormittag mitten in den heiligen Hallen der Börsianer, die man aus dem Fernsehen kennt.
Rückblick im Liveticker: Das geschah am Freitag in Frankfurt an der Börse
Angefangen hatte alles schon kurz nach 8 Uhr, als Firmenchef Joachim Kuhn und sein Team auf dem Platz eintrafen und sichtlich nervös gleich eine Menge Hände von Interessierten und geneigten Gästen schütteln mussten. Hauke Stars, Vorstandsmitglied der Deutschen Börse AG, erschien ebenfalls auf dem Platz, um Kuhn willkommen zu heißen.
Übehaupt war nicht zu übersehen, wer an diesem Tag im Mittelpunkt stand: Große va-Q-tec-Fahnen hingen am Börseneingang, drinnen stand allerlei Promo-Material der Firma.
Was dann in der Börse passierte
Für 9 Uhr war der Börsenstart angesetzt worden. Kurz davor ein Ritual, das man von anderen Börsenneulingen kennt: die obligatorischen Pressefotos vor dem Bullen – dem Börsensymbol für Plus, Aufstreben, Höhenflug.
Welch ein Omen für va-Q-tec: Ziemlich genau um 9.20 Uhr startete die Aktie mit 14 Euro in den Xetra-Handel – 1,70 Euro über dem Emissionspreis. Das Papier hatte im Vorfeld laut Kuhn außerordentliches Interesse bei den Anlegern ausgelöst, so dass die Aktie zum Börsenstart überzeichnet war. Die Nachfrage war also größer als das Angebot.
So war der Applaus am Freitagvormittag in der Börse auch beachtlich. „Herzlichen Glückwunsch“, rief Börse-Chefin Hauke Stars in die va-Q-tec-Runde. Das hörte Firmenchef Kuhn augenscheinlich sehr gerne. Denn als er dann mit der Börsenglocke symbolisch den Handelstag eröffnen durfte, wollte er mit dem Bimmeln gar nicht mehr aufhören.
Firmenchef voller Euphorie
Seine Euphorie hielt auch in den vielen Interviews an, die Kuhn am Vormittag unter anderem Fernsehsendern gab. „Das ist sehr sensationell“, war einer seiner Kommentare zum Start der va-Q-tec-Aktien.
Das Unternehmen will mit dem monatelang vorbereiteten Schritt sein Geschäft massiv ausbauen und hat sich im Vorfeld von dem Börsengang 45 Millionen Euro an neuem Kapital versprochen. 52 Millionen Euro sind es jetzt.
Es ist seit langem das erste Mal, dass ein Unternehmen aus Mainfranken an die Frankfurter Börse geht – vor allem eines mit überschaubarer Größe. va-Q-tec hat gerade mal 261 Mitarbeiter. Der Umsatz lag 2015 bei 23 Millionen Euro.
Unter den 85 Gästen, die Kuhn am Freitag nach Frankfurt eingeladen hatte, waren Mitarbeiter, Familienmitglieder sowie Bankenvertreter und Anwälte, die bei den Anleger-Gesprächen in den vergangenen Wochen dabei gewesen waren.
Was im Vorfeld gestemmt werden musste
Und diese in Fachkreisen als Roadshow bezeichnete Tour vor einem Börsengang war nicht von schlechten Eltern: In bis zu drei große Städte Europas waren Kuhn und sein Team gereist – pro Tag. Entscheidenden Anteil am Erfolg dieser Tour hatten Kuhn zufolge Natalia Prozherina und Felix Rau: Bei va-Q-tec sind sie für Sonderprojekte zuständig, während der Roadshow betreuten sie den Börsengang von Würzburg aus, wo sie ständig Kontakt zu Kuhn und dem mitreisenden Finanzvorstand Christopher Hoffmann hielten. Ein Job fast irgendwie rund um die Uhr, blickt Prozherina zurück.
Zwei Ex-Stundenten spielten entscheidende Rolle
Für sie und Rau war der Börsengang nach eigenen Worten eine Riesenherausforderung. Kein Wunder: Beide waren vor noch gar nicht so langer Zeit Studenten in Würzburg, Rau (28) in Volkswirtschaftslehre, Prozherina (30) in Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Controlling.
Gegen 11 Uhr war die Show in der Frankfurter Börse für va-Q-tec vorbei. Dann ging es auf die andere Mainseite in den Stadtteil Sachsenhausen – zum Essen in eine Apfelweinwirtschaft. Gefeiert werde auf jeden Fall aber auch in Würzburg, verriet va-Q-tec-Chef Kuhn: am 14. Oktober mit einer Party für Mitarbeiter und Kunden im Würzburger Bürgerbräu.