Die Corona-Krise lastet auf der Wirtschaft. Dennoch wollen die unterfränkischen Gewerkschaften mit breiter Brust und wenig Zurückhaltung in diesem Jahr in die Tarifverhandlungen gehen. Das wurde bei der Jahrespressekonferenz des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) am Donnerstag in Würzburg deutlich.
DGB-Regionalgeschäftsführer Frank Firsching gab die Richtung vor: "Wir gehen gemeinsam forsch und vernünftig ins Tarifjahr 2021." Die Sicherung von Arbeitsplätzen stehe dabei genauso im Vordergrund wie Einkommensverbesserungen.
Wie es in einer DGB-Mitteilung weiter heißt, seien die Automobilbranche sowie insbesondere die gerade in Mainfranken stark vertretene Metall- und Elektroindustrie nach einem coronabedingten Abschwung im vergangenen Jahr seit Herbst "wieder im Aufwärtstrend". Die aktuelle Forderung nach vier Prozent mehr Lohn sei somit richtig und vernünftig, wird Thomas Höhn zitiert, der Vize-Geschäftsführer der IG Metall in Schweinfurt.
Das sehen die Unternehmen freilich anders. "Mehr Geld und weniger Arbeit, so wie es die IG Metall derzeit fordert, das kann mitten in der Krise nicht die Devise sein. Für 2021 sehen wir jedenfalls keinen Verteilungsspielraum", sagte kürzlich die Verhandlungsführerin der Arbeitgeber, Angelique Renkhoff-Mücke (Marktheidenfeld).
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Die zweite Verhandlungsrunde ging vor wenigen Tagen ohne Ergebnis zu Ende. Die Friedenspflicht im Tarifstreit endet am 1. März. Danach kann es zu Warnstreiks kommen.
Ebenfalls ohne Zurückhaltung will die unterfränkische IG BAU in ihre Tarifverhandlungen Mitte des Jahres gehen. Regionalleiter Hans Beer kündigte an, dass dann eine bessere Vergütung der Wegezeiten von Bauarbeitern im Mittelpunkt stehen werde. "Der Bau boomt weiter", weshalb die Forderungen seiner Gewerkschaft angebracht seien.
Was Verdi und NGG sagen
Im Einzelhandel geht die Tarifrunde im Mai los. Was die Gewerkschaft Verdi fordern wird, werde in Kürze verkündet, teilte Gewerkschaftssekretärin Sandra Zimmer am Donnerstag mit. Die Lage in der Branche sei wegen der Corona-Krise und insbesondere wegen des Lockdowns zum Teil sehr kritisch.
Ähnlich sieht das der Regionalgeschäftsführer Ibo Ocak von der Gewerkschaft NGG, was die Gastronomie angeht. Krisengewinner sei allein die Milchwirtschaft, da die Nachfrage nach deren Produkten in den vergangenen Monaten zugenommen habe.
Ocak zufolge laufen derzeit die Tarifverhandlungen mit den Brauereien, deren Gewinne nach wie vor gut seien. Was wegen der fehlenden Feste an Fassbier wegfalle, werde durch mehr Flaschenabfüllungen weitgehend ausgeglichen. Deshalb sei bei der Tarifrunde Zurückhaltung fehl am Platz.
Im Kontrast zu Ocaks Einschätzung steht die Bestandsaufnahme des Brauerbundes vor wenigen Tagen. Gerade kleinere Brauereien in Deutschland stünden in Folge der Coronakrise vor dem Aus, teilte der Verband mit.