Weltweit 5000 Jobs will der hessische Dialyseanbieter Fresenius Medical Care (FMC) bis 2025 abbauen. Diese "Transformation seines Betriebsmodells" kündigte das Tochterunternehmen des börsennotierten Gesundheitskonzern Fresenius am Dienstag an. Ob und wie viele Arbeitsplätze im Werk in Schweinfurt gestrichen werden, "steht noch nicht fest", sagte FMC-Sprecherin Vera Szmoniewski auf Anfrage dieser Redaktion.
Als nächsten Schritt werde es an diversen Standorten Gespräche mit der Belegschaftsvertretung geben. Dafür existiere aber noch kein Zeitplan, so die Sprecherin. Nach ihren Angaben arbeiten im Schweinfurter FMC-Werk 1400 Menschen. Das Unternehmen gehört damit zu den größten Arbeitgebern in der Stadt und eröffnete dort im April ein neues Technologiezentrum.
Auch der Betriebsratsvorsitzenden Stefanie Balling war am Dienstag nicht klar, in welcher Weise der Stellenabbau das Werk treffen wird. "Es war uns aber bewusst, dass etwas kommen wird."
Die 52-Jährige ist auch im Aufsichtsrat der Konzernmutter Fresenius SE & Co. KGaA im hessischen Bad Homburg sowie deren Gesamtbetriebsratsvorsitzende. "Ich bin verärgert, wie der Aufsichtsrat informiert wurde", sagte Balling gegenüber dieser Redaktion. Das Gremium sei zwar schon vor längerer Zeit über ein Sparprogramm von Fresenius in Kenntnis gesetzt worden, aber nicht über Details.
Von was Betriebsratschefin Balling für Schweinfurt ausgeht
Dennoch ging Balling am Dienstag davon aus, dass den auf den Bau von Dialysegeräten ausgerichteten FMC-Standort Schweinfurt im Gegensatz zur FMC-Zentrale in Bad Homburg nicht die volle Wucht eines Stellenabbaus treffen wird. Balling sprach von 1500 Beschäftigten in dem Werk in der Nähe des Main-Hafens. Dort setze die Geschäftsleitung schon seit einiger Zeit eher auf Leiharbeiterinnen und -arbeiter statt auf festangestelltes Personal, um auf Schwankungen flexibler reagieren zu können.
Hintergrund des Fresenius-Sparkurses ist, dass der Gesundheitskonzern mit den Folgen der Corona-Krise ringt. Während die Zahl der Behandlungen in den Fresenius-Kliniken im dritten Quartal wieder stieg und das Geschäft mit Flüssigarzneien anzog, stemmt sich die Dialysetochter FMC mit dem Abbau der 5000 Jobs gegen die Auswirkungen der Pandemie, in der viele chronisch kranke Nierenpatienten sterben.
Was die Corona-Pandemie für Fresenius bedeutet
Betriebsrätin Balling rechnete gegenüber dieser Redaktion vor, dass allein in den USA 14 000 Dialysepatienten in Folge von Corona gestorben seien. Abgesehen von den Einzelschicksalen sei das geschäftlich gesehen heikel.
Dem Fresenius-Konzern macht die Corona-Pandemie seit langem zu schaffen. Die Angst vor einer Infektion hielt viele Menschen von einem Klinikbesuch ab, nicht zwingend medizinische Eingriffe mussten verschoben werden.
Bei FMC führte die Pandemie zu einer Übersterblichkeit bei Nierenpatienten, was die Zahl der Behandlungen in den Dialysezentren drückte. Die beiden Dax-Konzerne stehen an der Börse unter Druck, FMC schockierte im Frühjahr Investoren mit einer Gewinnwarnung.
FMC versteht sich als Weltmarktführer und will sich nun auf zwei globale Säulen konzentrieren: Produkte für Dialysezentren, Heimdialyse und Intensivmedizin sowie Gesundheitsdienstleistungen für chronisch Nierenkranke, was 80 Prozent der Umsätze ausmachen soll. Die Fresenius-Tochter mit gut 123 000 Beschäftigten betreibt weltweit etwa 4100 Dialysezentren. Bei Menschen mit Nierenversagen muss das Blut regelmäßig per Dialyse gereinigt werden.