
Nach wie vor ist offen, in welchem Maße bei Fresenius Medical Care (FMC) in Schweinfurt Arbeitsplätze gestrichen werden. Das wurde am Dienstag in Folge der Bilanzpressekonferenz des Mutterkonzerns Fresenius im hessischen Bad Homburg klar.
Anfang November hatte die Ankündigung die Runde gemacht, dass Fresenius bis 2025 weltweit 5000 Stellen abbauen will. Mit 1400 Beschäftigten ist das auf Dialysegeräte spezialisierte FMC-Werk in Schweinfurt einer der großen Arbeitgeber in der Region.
Fresenius Medical bremst die Konzernmutter aus
Wie bei der Vorstellung der Bilanz am Dienstag klar geworden ist, bremst FMC mit einem Gewinneinbruch die Erholung des Mutterkonzerns aus. Auch 2022 werde Corona noch spürbare Belastungen bringen, teilte Fresenius mit.
Der Hintergrund ist ein bitterer: Im Zuge von Corona starben mehr Patienten als üblich. Sie fehlten somit in den Dialyse-Zahlen, was wiederum das Geschäft des Blutwäschespezialisten FMC schwächte.
Wie die Zahlen von Fresenius Medical Care ausgefallen sind
Gleichzeitig stiegen die Kosten. Bei leicht sinkendem Umsatz von 17,6 Milliarden Euro brach der Gewinn um 25 Prozent auf gut eine Milliarde Euro ein. Trotz der Belastungen strebe der Konzern dieses Jahr eine Rückkehr zu Gewinnwachstum an, sagte FMC-Chef Rice Powell.
Derweil setzt FMC auf ein Sparprogramm mit dem Namen FME25, mit dem bis 2025 die jährlichen Kosten um 500 Millionen Euro gesenkt werden sollen. In diesem Zusammenhang steht die Streichung von 5000 Jobs an, bis zu 750 davon in Deutschland.
Welchen Stellenwert das Fresenius-Werk in Schweinfurt offenbar hat
Auf Anfrage dieser Redaktion ließ die Konzernleitung offen, was auf das 1979 in Betrieb genommene Werk von Fresenius Medical Care in Schweinfurt zukommt. Es sei der größte eigene Standort für Entwicklung und Produktion von Dialysegeräten, teilte Sprecher Matthias Link mit.
FMC habe in den vergangenen Jahren "viel in den Standort investiert" und erst vor kurzem dort ein Technologiezentrum eröffnet. Das verdeutliche, so Link, "welch große Bedeutung" die Niederlassung in Schweinfurt habe "und in Zukunft haben wird".
Fresenius-Stellenabbau: Gespräche mit den Betriebsräten
Bei diesen Beteuerungen beließ es der Sprecher, obwohl nicht auszuschließen sei, "dass der Stellenabbau sowohl in unserer Konzernzentrale in Bad Homburg als auch in unseren Werken in Deutschland Auswirkungen haben wird". Details dazu würden zurzeit mit den Betriebsräten besprochen. Wann es Resultate gibt, ließ Link offen.
Fresenius und die ebenfalls im Dax notierte FMC stehen an der Börse seit langem unter Druck. Mehrere Gewinnwarnungen verschreckten zuletzt Investoren. Mit der Konzentration auf zwei globale Segmente will der Konzern mit seinen weltweit mehr als 4100 Dialysekliniken Doppelstrukturen abschaffen und so in den kommenden Jahren massiv die Kosten drücken.
Steht ein Verkauf von Fresenius Medical Care an?
Dieses schlankere Betriebsmodell könnte dazu führen, dass es im FMC-Werk in Schweinfurt zu Änderungen der Produktpalette und des Vertriebsgebietes kommt. Dies ließ jedenfalls Sprecher Link am Dienstag durchblicken. Was von den Plänen umgesetzt wird, "hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab, die zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht feststehen".
Bei dem hessischen Gesundheits- und Klinikriesen herrscht derzeit offensichtlich viel Unruhe. Denn Fresenius-Chef Stephan Sturm schloss bei der Bilanzpressekonferenz eine neue Konzernstruktur nicht mehr aus – inklusive dem Verkauf von FMC oder den Börsengang von Sparten. Fresenius hält an FMC ein Drittel der Aktien.
Der Umsatz von Fresenius wuchs im vergangenen Jahr um 3 Prozent auf 37,5 Milliarden Euro. Das bereinigte Konzernergebnis kletterte um 4 Prozent auf knapp 1,9 Milliarden Euro. Im vierten Quartal 2021 profitierte Deutschlands größter Krankenhausbetreiber von guten Geschäften. Die rund 90 Helios-Kliniken im Land registrierten steigende Patientenzahlen.