
Das Zeitalter der kostenlosen Girokonten neigt sich immer mehr dem Ende zu. Manche Kreditinstitute versuchen, ihre Not mit versteckten Kosten und komplizierten Stufenmodellen zu lindern.
Nun hat sich auch die Sparda-Bank Nürnberg, zu der die Filialen in Würzburg und Schweinfurt als eines der letzten klassischen Geldhäuser von den Gratis-Konten verabschiedet - und gibt damit gar ihren Markenkern auf.
"Diese Entscheidung schmerzt – und wir haben so lange wie möglich damit gewartet", erklärte Vorstandsmitglied Markus Lehnemann in einer Telefonkonferenz. Und fügte an: "Wir können das aber auch gut vertreten und ducken uns nicht weg. Ein kostenloses Girokonto wäre wirtschaftlich für uns nicht mehr länger tragbar gewesen." Es gehe nicht darum, Gewinne zu maximieren, sondern die Genossenschaft im Interesse der Mitglieder sicher in die Zukunft zu führen.
Ende Oktober hatte die Nürnberger Bank ihre über 220 000 Kunden, darunter viele in Mainfranken, mit einem Schreiben über diesen Schritt informiert. Daraus geht hervor, dass ein normales Girokonto ab Januar pauschal 5 Euro im Monat, also 60 Euro im Jahr, kostet – unabhängig davon, wie viel Geld auf dem Girokonto eingeht. "Dafür ist die Bankcard ab diesem Zeitpunkt kostenfrei – und mit der Mastercard-Kreditkarte kann man sich künftig an allen Geldautomaten im Euroraum gebührenfrei Bargeld auszahlen lassen", so Lehnemann.
Bislang wurde für die Girokarte 12 Euro im Jahr berechnet, das Abheben mit der Mastercard kostet von Sparda-Bank-Seite aus derzeit noch 1 Euro pro Vorgang. "Unser Jugend-Konto bleibt in jedem Fall bis 26 Jahre gebührenfrei."
Der Vorstand räumte mit Blick auf die neuen Gebühren für das Sparda-Girokonto ein, dass ein Sprung von null auf fünf Euro kein Pappenstiel ist. "Wir wollten aber unbedingt eine Salamitaktik mit jährlichen Preissprüngen vermeiden. Mit den neuen Girokontenmodellen gehören wir immer noch zu den günstigsten Filialbanken in der Region", meinte Lehnemann.
Der 45-Jährige räumte gleichzeitig auch ein, dass seine Bank mit der Girokonten-Gebühr eine ihrer Markenkerne aufgeben müsse. "Wir haben aber noch viele andere - wie den genossenschaftlichen Charakter und unser soziales Engagement." So setze man sich auch in der Corona-Krise für die Kultur in der Region ein.
Die Pandemie sei im Übrigen nicht der Grund für die Gebührenänderung. "Das wäre als Erklärung vorgeschoben", sagte Lehnemann. Vielmehr belasteten seit Jahren die Niedrig- oder gar Negativzinsen sowie die zunehmenden regulatorischen Anforderungen alle Kreditinstitute, auch die Sparda-Bank. "Als Privatkundenbank leben wir in erheblichem Umfang vom Zinsgeschäft. Die aktuelle Geldpolitik lässt unsere Erträge seit Jahren schrumpfen. Daran wird sich vermutlich so schnell auch nichts ändern."
Lehnemann geht davon aus, dass die ab Januar geltenden Preise für längere Zeit Bestand haben. "Garantieren kann man das in der heutigen Zeit natürlich nicht. Wir planen aber keine weiteren Erhöhungen."
Negativzinsen – im Fachjargon gerne als Verwahrgebühr bezeichnet – treffen hingegen offenbar nur die wenigsten Kunden der Sparda-Bank Nürnberg. Es handle sich um "einen kleinen vierstelligen Kundenstamm", unterstrich Lehnemann. Für Beträge von mehr als 50 000 Euro auf dem Girokonto und über 200 000 Euro auf den Tages- und Sparkonten werden aktuell 0,5 Prozent berechnet - "den Zinssatz, den wir auch an die EZB abführen müssen. Es weist vieles darauf hin, dass Neukunden vor allem deshalb ihr Geld bei uns anlegen, um die bei anderen Banken längst üblichen Negativzinsen zu vermeiden. Weitere Anlagen zum Nulltarif würden unsere Gemeinschaft noch stärker belasten."