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WÜRZBURG/SCHWEINFURT
Rosige Zeiten für junge Akademiker in Mainfranken
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Foto: Stefan Puchner/dpa/dpa-tmn | Symbol Hörsaal, studieren, Universität, Hochschule
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 27.04.2023 06:13 Uhr

Der Arbeitsmarkt brummt. Bei einer Arbeitslosenquote von zuletzt 2,7 Prozent im Agenturbezirk Würzburg und 3,2 Prozent im Bezirk Schweinfurt ist teilweise Vollbeschäftigung erreicht. Von ihr sprechen Ökonomen und die Agentur für Arbeit bei einer Erwerbslosenquote von unter drei Prozent.

Arbeitslosenquote bei Akademikern in Mainfranken unter zwei Prozent

Unter den Jobsuchenden haben es Menschen ohne abgeschlossene Berufsausbildung besonders schwer. Großer Vorteil dagegen für Akademiker: Sie haben derzeit kaum Probleme, eine Stelle zu finden – auch in Mainfranken. Mit Arbeitslosenquoten von 1,8 Prozent (Bezirk Würzburg) und 1,6 Prozent (Bezirk Schweinfurt) ist der Akademikermarkt fast leergefegt.

Also studieren auf Teufel komm' raus? Experten warnen davor. Denn allzu viele brechen ihr Studium ab, und nicht selten landen Hochschulabsolventen in prekären Verhältnissen. So hat eine fertige Juristin in der Region drei Jahre lang für 1200 Euro Brutto gearbeitet – in Vollzeit. „Das sind zwar Auswüchse“, sagt der Würzburger Berufsberater Mario Besold, und spricht von „Kümmerexistenzen“. Bruttolöhne von 2000 bis 2500 Euro seien für Juristen aber nicht unüblich.

Ist eine berufliche Ausbildung im Einzelfall sinnvoller?

Finanziell stehen Facharbeiter besser da – und werden, hier sind sich vier Berufsberater im Redaktionsgespräch einig, künftig noch begehrter sein als heute schon. Tipp von Berater Thomas Wagner: Schulabgänger sollten nicht „reflexartig“ ins Studium springen, sondern prüfen, ob ein Fach wirklich zu ihnen passt und ob nicht eine Ausbildung die bessere Alternative ist.

Gleichwohl sind Akademiker gefragt wie selten zu vor – und das quer durch alle Sparten. In der Arbeitsagentur erinnert man sich: Mitte der 90er Jahren, als die Großindustrie auch in Mainfranken massiv Arbeitsplätze abbaute, haben Ingenieure nicht selten 150 bis 200 Bewerbungen geschrieben.

Unternehmen werben die Jungingenieure schon in Hochschulen an

Heute gehen Unternehmen mit Aushängen an die Uni und vor allem an die Hochschule für Angewandte Wissenschaften, nehmen an Jobbörsen teil oder versuchen über Praktika und Projekte, künftige Absolventen frühzeitig an den Betrieb zu binden. „Diese Leute werden händeringend gesucht“, sagt Experte Wagner.

Elektro-, Maschinenbau- und Wirtschaftsingenieure, Physiker und IT-Fachleute: Bei einem Mindestmaß an Flexibilität nimmt der Markt derzeit alle Bewerber auf – wenngleich nicht immer am Wunschort. Wenn es dort nach drei bis vier Monaten nicht klappt, sollten sich Berufseinsteiger andernorts umsehen. Und: Ihre erste Stelle mit Bedacht und nicht aus Bequemlichkeit wählen. „Im Lebenslauf macht sich ein namhaftes Unternehmen meist besser als eine kleine 'Klitsche'“, gibt Berater Andreas Backmund zu bedenken.

Arbeitslose Mediziner gibt es in Mainfranken praktisch nicht

Während nicht alle Jungingenieure im Raum Würzburg/Schweinfurt sofort fündig werden, herrscht bei Medizinern seit Jahren absolute Vollbeschäftigung. Beispiel: Nach zwei Jahrzehnten Berufspause hat eine 60-jährige Ärztin in Würzburg noch in die Festanstellung gefunden. Außer bei Informatikern (132 Tage) bleiben gemeldete Stellen bei der Arbeitsagentur Würzburg in keinem Bereich so lange offen wie in der Medizin (130 Tage). Es kommen aktuell zu wenig Ärzte nach. Laut Berufsberater Jörg Bauer stehen deutschlandweit heute weniger Medizinstudienplätze zur Verfügung als vor der Wiedervereinigung in Westdeutschland.

Geisteswissenschaftler müssen mobil sein

Während sich auch für Sozialpädagogen der mainfränkische Arbeitsmarkt durch mehr Bedarf – etwa bei Inklusion, Arbeitsvermittlung und Migration – deutlich entspannt hat, sieht es für Geisteswissenschaftler nicht ganz so rosig aus. Zwar gibt es selbst für Politologen, Soziologen, Kultur- oder Sprachwissenschaftler deutlich mehr Angebote als vor 15 Jahren. Allerdings müssen sie oft bundesweit mobil sein – „und am besten schon während des Studiums durch Praktika eine Berufsorientierung finden“, so der Rat der Arbeitsagentur.

Das gilt auch für die zahlreichen Absolventen der Betriebswirtschaft.

Und wie sieht's bei den Lehrern aus? Sie sind ein Abbild der allgemeinen Lage: Beste Karten haben Bewerber mit den Fächern Mathe, Physik und Informatik. Schwieriger wird es für Deutsch-, Geschichte- oder Englischlehrer. Ein Großteil, so die Beobachtung der Würzburger Berufsberater, kommt mittlerweile bei privaten Schulträgern unter.

Zum Bezirks der Arbeitsagentur Würzburg gehören Stadt und Landkreis Würzburg sowie die Landkreise Kitzingen und Main-Spessart. Die Agentur Schweinfurt umfasst Stadt und Landkreis Schweinfurt sowie die Landkreise Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld und Haßberge.

 
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