Auch wenn die Universität Würzburg mit 28 700 Studierenden ihr Vorjahresniveau nur knapp gehalten hat, ebenso die Hochschule für Angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (FHWS) mit derzeit 9 100 Eingeschriebenen: Es wird immer voller an Deutschlands Hochschulen. 2,85 Millionen Studierende sind laut statistischem Bundesamt in diesem Wintersemester immatrikuliert – ein neuer Rekord und ein Plus von 1,5 Prozent im Vergleich zum Wintersemester 2016/17.
Der Akademisierungstrend ist ungebrochen. Grund zur Freude in einem Land, dem Bildung als wichtigster Rohstoff gilt? Nur bedingt. Dem Zuwachs an Studenten steht nämlich ein Minus in der beruflichen Ausbildung gegenüber: Um 400 000 ist seit der Jahrtausendwende die Zahl der Azubis auf nur noch 1,3 Millionen gesunken. Noch nie waren so viele Lehrstellen unbesetzt – über 40 000 im Jahr 2016.
Geringe Arbeitslosenquote bei Akademikern
Kein Wunder, dass Unternehmen nach Fachkräften fahnden, volle Auftragsbücher kaum abzuarbeiten sind und Handwerkerkosten steigen. Jahrelang wurde politisch die Losung „Mehr Studenten!“ ausgegeben. Mittlerweile liegt die Studienanfängerquote (Anteil am Geburtsjahrgang) bei 56 Prozent – gegenüber 33 Prozent im Jahr 2000.
Und tatsächlich saugt der Markt in wirtschaftlichen Boom-Zeiten wie diesen die Akademiker auf: Ihre Arbeitslosenquote ist noch niedriger als bei abgeschlossener Berufsausbildung. Auch in den Agenturbezirken Würzbug und Schweinfurt ist das so – und die Verführung groß: Studieren auf Teufel komm' raus und egal was? Bitte nein!
Politik in Deutschland ist allzu hochschulfixiert
Genauso wie Akademiker braucht das Land die qualifizierten Facharbeiter. Leider hat die berufliche Bildung an gesellschaftlicher Achtung verloren – Mitschuld daran trägt eine hochschulfixierte Politik. Niemand wird bestreiten, dass in eine exzellente Forschung und Wissenschaft investiert werden muss – im Sinne des technologischen Fortschritts genauso wie im Sinne einer universell-persönlichen Bildung im Humboldtschen Verständnis.
Natürlich brauchen wir den ehrgeizigen, wissens- und erkenntnisdurstigen Akademikernachwuchs. Aber brauchen wir Massen von Studierenden, die teils orientierungs- und motivationslos durchs Studium taumeln? Viele tun dies, weil ihnen Alternativen verborgen bleiben. Weil ihnen als Art „Naturgesetz“ eingetrichtert wird, dass nur ein Studium beruflichen Erfolg und Ansehen bringt. Dahinter steckt bisweilen ein akademischer Dünkel samt Überheblichkeit und Ignoranz gegenüber Ausbildungsberufen, deren dynamische Veränderungen in Zeiten von Digitalisierung und lebenslangem Lernen nicht zur Kenntnis genommen werden.
Abgeschlossenes Studium ist keine Garantie für gutes Gehalt
Wie wäre es mit mehr Respekt? Er könnte diese Berufe wieder attraktiver machen. Und der Geldbeutel tut das Seine. Hartnäckig hält sich der Irrglaube, ein Studium zahle sich in jedem Fall auch in barer Münze aus. Doch die Bandbreite ist enorm – Top-Einstiegsgehältern von über 50 000 Euro stehen prekäre Verhältnisse mit Bruttoeinkommen von jährlich unter 20 000 Euro gegenüber. Ein qualifizierter Facharbeiter lächelt da milde.
So wie nicht jeder Schulabgänger für eine Maurer- oder Friseurlehre geeignet ist, so passt nicht zu jedem Abiturienten ein Studium. Die hohe Abbrecherquote ist ein Indiz dafür. Vor 20 Jahren noch verließ jeder fünfte Studierende vorzeitig die Hochschule, heute ist es bereits jeder dritte.
Entscheidend ist die Wahl nach persönlichen Voraussetzungen
Berufsberater der Würzburger Arbeitsagentur warnen vor einem „Hype“ um die Akademisierung, die sich heute auch in einer kaum mehr überschaubaren Zahl von deutschlandweit fast 8000 Studiengängen ausdrückt. Glückwunsch, wer hier das Richtige findet! Dann kann ein Studium erfüllend, persönlichkeitsbildend und zielführend sein. Die Entscheidung dafür sollte entsprechend nicht von Moden oder Monatsgehältern abhängen, sondern zuallererst von individueller Anlage und Haltung.
- Die Technik schreitet permanent voran
- Viele Jobs die bisher von Facharbeitern oder Technikern besetzt wurden erledigen nun Studierte
- Das Studium wird immer lascher so dass fast jeder der möchte erfolgreich ein Studium abschließen kann
Zusammen bedeutet dass dann, dass fast jeder ein Studium hat, Jobs macht für die bisher nur eine Ausbildung notwendig war und entsprechend auch nur wenig verdient. Alles bleibt beim alten, nur die Jobtitel klingen schöner.
Allerorten steigen die Ansprüche an die Qualifikation im Job, in der Industrie stehen bereits z.T. Ingenieure an den Maschienen, z.B. um die Fertigungsroboter ein zu richten, der Rest sind Zeitarbeiter und Minijobber.
Das Studium macht in vielen Fällen den Unterschied zwischen Festanstellung oder Zeitvertrag.
Im letzeren Fall ist man am Ende der Nahrungskette. Lebensplanung unmöglich.
Zum Thema: Das Handwerk ist hier sicher die Ausnahme. Nichts gegen Installateure, Zimmerleute, Bäcker, Schreiner, etc. Dort bekommt man i.d.R. ebenfalls eine Festanstellung.
Allerdings nehme ich die von Ihnen genannten Tätigkeiten mal davon aus. Gerade die Gastronomie tut sich da durch miese Bezahlung und oft -jedoch nicht immer- schlechte Arbeitsbedingungen hervor. Der Personalmangel dort hat einen guten Grund. Die schlauen Wirte haben in der Vergangenheit das Geld lieber selbst eingesteckt als ihr Personal trotz Nacht- und Wochenendarbeit ordentlich zu bezahlen. Die Betriebe, bei denen das nicht so ist, haben meist auch nicht das Problem.
Hinzu kommt, dass manche Betriebe gar nicht ausbilden wollen. Lehrlinge sind ja soooo teuer. Aber dann über Fachkräftemangel jammern...