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BAD NEUSTADT
Rhön-Klinikum will Campus im Dezember eröffnen
Noch sind die Bauarbeiter am Werk, doch schon Anfang Dezember soll Eröffnung sein: Das neue ambulante Zentrum wird unter anderem 30 Praxen von Fachärzten haben. Die 22 Meter hohe Glaskuppel ist einer der Hingucker des neuen Campus.
Foto: Anand Anders | Noch sind die Bauarbeiter am Werk, doch schon Anfang Dezember soll Eröffnung sein: Das neue ambulante Zentrum wird unter anderem 30 Praxen von Fachärzten haben.
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:03 Uhr

Die wohl größte Baustelle in Unterfranken geht ihrem Ende entgegen: der Campus des Rhön-Klinikums in Bad Neustadt (Lkr. Rhön-Grabfeld). Der börsennotierte Konzern will dort das Krankenhaus der Zukunft etablieren – eine zentrale Adresse für ambulante und stationäre Behandlungen.

Am Nikolaustag wird eröffnet

Am 6. Dezember werde der erste Bauabschnitt eröffnet, hieß es am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in Bad Neustadt. Die Arbeiten lägen im Zeitplan. Erster Bauabschnitt, das heißt vor allem die Errichtung eines Zentrums für klinische Medizin (ZkM), eines Zentrums für ambulante Medizin (ZaM) sowie eines Park-Hochhauses mit acht Ebenen und nahezu 900 Stellplätzen. Es soll die permanent chaotische Parksituation rund um den Klinikkomplex entschärfen. Ein zweiter Bauabschnitt sieht unter anderem die Sanierung der konzerneigenen Frankenklinik vor.

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Zahlen, die die Dimension zeigen

Die Dimensionen sind enorm: 250 Millionen Euro zahlt das Rhön-Klinikum aus eigenen Mitteln für den Campus. Es sei mit seinen 75 Teilvorhaben das größte Bauprojekt in der 45-jährigen Unternehmensgeschichte, so die Verantwortlichen. Zurzeit sind nach den Worten von Architekt Bernd Kriesche pro Tag etwa 500 Bauarbeiter auf dem Gelände oberhalb der Saale-Stadt am Werk.

Alles in allem werden 55 000 Kubikmeter Beton im Campus verbaut. In Liter umgerechnet, würde diese Menge in knapp 30 Schwimmbecken (50-Meter-Bahnen) passen. Allein für das ZkM mit seinen 385 Patientenzimmern auf 24 Stationen werden nach Klinikangaben 7000 Tonnen Stahl verbaut.

Warum der Campus wie ein Sog sein wird

Der Campus soll eine gewaltige Sogwirkung auf die Klinik- und Arztpraxen-Landschaft im Umkreis von 100 Kilometern haben, also auch bis Thüringen hinein. Dieser Sog entsteht schon durch die Tatsache, dass eine Reihe von Fachärzten in der Region ihre angestammte Adresse dichtmachen und ins ZaM des Rhön-Klinikums umziehen.

Dort werden nach den Worten von Vorstandsmitglied Bernd Griewing 30 Fachpraxen eingerichtet, die schon jetzt „alle ausgebucht sind“. Im vierstöckigen ZaM mit seiner 22 Meter hohen Glaskuppel werde es zudem Apotheken und kliniknahe Läden wie zum Beispiel Orthopädie-Fachgeschäfte geben, so Griewing. Auch Cafés und Restaurants sind geplant.

Patientenzahlen explodieren

Die Ballung an einer Adresse von allem, was mit Arztbesuch, Krankenhausaufenthalt und Genesung zu tun hat, wird wahrscheinlich zu einer regelrechten Explosion der Patientenzahlen auf dem Campus führen. Laut Griewing werden bislang im Rhön-Klinikum in Bad Neustadt im Durchschnitt 70 000 Menschen pro Jahr behandelt. Allein durch das ambulante Zentrum mit seinen Arztpraxen werden jedes Jahr 300 000 dazukommen.

Beginn und Ende des Lebens werden auf dem Campus nahe beieinander sein: Im ZkM wird es eine Geburtsstation mit 20 und eine Palliativabteilung mit elf Betten geben. In diesem Zusammenhang wird die konzerneigene Kreisklinik samt ihrer Geburtsstation in Kürze von der Stadtmitte auf den Campus umziehen. Neu sei eine zentrale Notaufnahme für alle Kliniken auf dem Campus, erklärte Griewing.

Wie die Campus-Idee entstanden ist

Entstanden ist die Idee mit dem Campus 2014, als das Rhön-Klinikum mehr als 40 seiner Krankenhäuser an den Konkurrenten Helios verkaufte und sich so auf noch heute fünf Standorte in Deutschland konzentrierte. Damals habe der Vorstand beschlossen, mit dem Campus eine neue Art von Klinik zu erschaffen, sagte Griewing. Das Campus-Modell soll nun bundesweit Schule machen – gerade auf dem flachen Land, wo die medizinische Versorgung auf dem herkömmlichen Weg immer schwieriger wird.

Wesentlicher Kern von Campus ist auch die Digitalisierung: Wenn sich Patienten anmelden, werden ihre Daten zentral erfasst. Diese Daten sind grundsätzlich an allen weiteren Stationen abrufbar, sodass jeder Patient schnell und gezielt auf dem Campus an jenen Klinikbereich oder an jenen Facharzt weitervermittelt werden könne, den er für die Behandlung brauche, so Griewing.

Rhön-Klinikum AG

Der Konzern mit seinen Standorten Bad Neustadt (Zentrale), Bad Berka, Frankfurt/Oder, Marburg und Gießen zählt zu den größten Krankenhausbetreibern in Deutschland. Gewinn 2017: 37 Millionen Euro. 16 700 Mitarbeiter hat der Konzern, 2900 davon in Bad Neustadt. Das Unternehmen ist damit einer der größten Arbeitgeber in der Region. Einer der Haupt-Anteilseigener ist Aufsichtsratsvorsitzender Eugen Münch, der in den 1970er Jahren ins Unternehmen einstieg und als einer der geistigen Väter des Campus-Modells gilt. (aug)
500 Handwerker sind derzeit auf der wohl größten Baustelle Mainfrankens zugange. Für den Campus in Bad Neustadt investiert das Rhön-Klinikum 250 Millionen Euro.
Foto: Anand Anders | 500 Handwerker sind derzeit auf der wohl größten Baustelle Mainfrankens zugange. Für den Campus in Bad Neustadt investiert das Rhön-Klinikum 250 Millionen Euro.
Einer der Umsetzer der Campus-Idee: Bernd Griewing, für den Bereich Medizin zuständiges Mitglied im Vorstand der Rhön-Klinikum AG
Foto: Anand Anders | Einer der Umsetzer der Campus-Idee: Bernd Griewing, für den Bereich Medizin zuständiges Mitglied im Vorstand der Rhön-Klinikum AG
 
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