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Würzburg
Plastik von morgen: Warum Würzburg jetzt erst recht eine Top-Adresse in Deutschland ist
Das Süddeutsche Kunststoffzentrum in Würzburg forscht rund um Plastik. Mit Erkenntnissen für unseren Alltag. Was dort künftig passiert, interessierte auch Hubert Aiwanger.
Noch sind die Labore der neuen SKZ-Modellfabrik in Würzburg leer, doch schon Anfang 2023 soll dort intensiv rund um das Plastik von morgen geforscht werden.
Foto: Johannes Kiefer | Noch sind die Labore der neuen SKZ-Modellfabrik in Würzburg leer, doch schon Anfang 2023 soll dort intensiv rund um das Plastik von morgen geforscht werden.
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 08.02.2024 15:13 Uhr

Plastik ist überall, Plastikmüll ist ein Problem. Weil Plastik unser Leben also in vielfacher Hinsicht prägt, hat die Kunststoff-Forschung eine wichtige Rolle. In Würzburg wurde jetzt ein Schritt getan, der die Region in dieser Hinsicht zu einer Top-Adresse machen soll in Deutschland, wenn nicht gar in Europa.

Der Modellfabrik des Süddeutschen Kunststoffzentrums (SKZ) kommt diese Rolle zu. Der vierstöckige Bau im Würzburger Stadtteil Lengfeld wurde am Mittwoch offiziell eröffnet. Auf 4700 Quadratmetern will das SKZ ab 2023 noch intensiver als bislang am Plastik von morgen forschen. Die Erkenntnisse sollen nach den Worten von SKZ-Innovationsmanager Johann Erath in den Alltagsgebrauch von Kunststoff einfließen – zum Beispiel, wenn es um die Wiederverwertung von Plastik, um Gegenstände wie Prothesen oder generell um 3D-Druck für die Medizintechnik geht.

SKZ-Leiter Bastian: Plastik hat schlechtes Image

Das SKZ ist für die deutsche Kunststoffindustrie schon seit Jahren so etwas wie TÜV und Vordenker gleichermaßen. Die neue Modellfabrik mit ihren 110 Arbeitsplätzen samt angegliedertem Trainingszentrum soll diese Rolle auf die Spitze treiben, wie bei der Eröffnung verdeutlicht wurde.

Nach zweieinhalbjähriger Bauzeit wurde am Mittwoch die neue Modellfabrik des Süddeutschen Kunststoffzentrums in Würzburg eröffnet. Die Einrichtung soll eine Spitzenstellung im deutschsprachigen Raum einnehmen.
Foto: Johannes Kiefer | Nach zweieinhalbjähriger Bauzeit wurde am Mittwoch die neue Modellfabrik des Süddeutschen Kunststoffzentrums in Würzburg eröffnet. Die Einrichtung soll eine Spitzenstellung im deutschsprachigen Raum einnehmen.

Das Image von Plastik "ist derzeit nicht allzu gut", gestand SKZ-Chef Martin Bastian vor etwa 80 geladenen Gästen aus Politik, Hochschulen und Wirtschaft. Umso wichtiger sei es, dass die in zweieinhalb Jahren gebaute Modellfabrik mit bahnbrechenden Forschungsergebnissen den Weg ebne zu "einer plastikneutralen Zukunft".

SKZ-Modellfabrik: Es geht erst einmal um Digitalisierung 

Bastian hatte schon vor einem Jahr gegenüber dieser Redaktion behauptet, dass es eine Welt ohne Plastik nie mehr geben werde. Es gehe vielmehr darum, wie das Erdölprodukt Kunststoff so umweltverträglich wie möglich gemacht werden kann – etwa durch die Verwendung von Naturprodukten wie Reis, Abfallholz oder Olivenkernen.

Abgesehen davon hat die Modellfabrik nach SKZ-Angaben vorrangig die Aufgabe, gerade mittelständischen Kunststoffunternehmen zu zeigen, wie sie ihre Produktion noch digitaler machen können – zum Beispiel durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Im Mittelpunkt stehe auch der Einsatz von 3D-Druck, so Innovationsmanager Erath.

Wie viel die Modellfabrik in Würzburg gekostet hat

Dafür stehen in der neuen Fabrik mehrere Labore zur Verfügung. Was dort ab 2023 getestet wird, gehe auf private und öffentlich geförderte Forschungsaufträge zurück, erklärte Erath.

Erste Pläne für die Modellfabrik gab es laut SKZ-Chef Bastian schon 2006. Die Baukosten belaufen sich auf 28 Millionen Euro, wovon das bayerische Wirtschaftsministerium knapp 15 Millionen trägt. Was in Würzburg entstanden ist, seien "Leuchttürme mit Strahlkraft weit über die Grenzen Bayerns hinaus", sagte Bastian am Mittwoch.

Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (links) ließ sich am Mittwoch von SKZ-Leiter Martin Bastian die neue Modellfabrik in Würzburg zeigen.
Foto: Johannes Kiefer | Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (links) ließ sich am Mittwoch von SKZ-Leiter Martin Bastian die neue Modellfabrik in Würzburg zeigen.

Jeder Euro, der aus öffentlichen Mitteln in das SKZ gesteckt werde, erzeuge eine Wirkung von 15 bis 20 Euro für die Wirtschaft, betonte der Institutsleiter. Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) griff diesen Ball auf: Die Eröffnung der Modellfabrik "ist ein guter Tag für den Wirtschaftsstandort Bayern".

Neben der Fabrik und ebenfalls in direkter Nachbarschaft zum Haupthaus des SKZ nimmt auch das "Trainingszentrum Qualitätswesen" seinen Betrieb auf. Dort werden Fachkräften aus der Kunststoffbranche nach SKZ-Angaben etwa 90 Kurse pro Jahr angeboten. Auch das solle dazu beitragen, dass die Unternehmen im deutschsprachigen Raum wettbewerbsfähig bleiben, was das Plastik von morgen angeht, hieß es.

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In dieser Hinsicht beschäftigt sich die Branche derzeit neben besserem Plastik-Recycling und 3D-Druck in der Tat mit Themen der nahen Zukunft. So steht die Verwendung von Kunststoffen für Wasserstoff-Brennstoffzellen und Batterien oben auf der Agenda, wie in Würzburg deutlich wurde.

Am Mittwoch ging es in Lengfeld auch um einen anderen modernen Aspekt: In der neuen Modellfabrik gibt es eine Kinderkrippe mit 15 Plätzen, die den SKZ-Beschäftigten sowie der Belegschaft umliegender Firmen zur Verfügung steht. Die Stadt Würzburg bezuschusste das nach SKZ-Angaben mit 600.000 Euro.

 
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