Der Ruf wird immer lauter: Die Versorgung mit blitzschnellem Internet sei überlebenswichtig für die Wirtschaft und für das flache Land. Sie müsse in Bayern besser werden. Doch der Ausbau von Breitband und dem neuen Mobilfunk-Netz 5G wirft viele Fragen auf.
Einige davon wurden am Donnerstag auf der "Mobilfunkkonferenz Unterfranken" in Würzburg beantwortet. Diese Veranstaltung wird vom bayerischen Mobilfunkzentrum bei der Regierung von Oberpfalz ausgerichtet und tourt bis 12. Februar mit weiteren drei Terminen durch den Freistaat. Die Federführung hat auch das bayerische Wirtschaftsministerium, das damit in erster Linie die Städte und Gemeinden ansprechen will. Denn dort sind Mobilfunklöcher und Breitbandausbau oft ein Top-Thema.
Derzeit ist 4G (LTE) das Höchste der Gefühle für Mobilfunk-Nutzer. Die nächste Generation (5G) bietet wesentlich schneller Datenübertragung, steckt aber noch in den Anfängen, weil die Bundesnetzagentur 2019 erst die milliardenschwere Vergabe der Frequenzen an die Mobilfunkanbieter durchgebracht hat. Ein flächendeckendes 5G-Netz gibt es in Deutschland noch lange nicht. Doch vor allem die Industrie fordert es vehement, weil Datentransfers im Millisekunden-Bereich wichtig sind für digital gesteuerte Maschinen im Sinne von Industrie 4.0. Auch autonomes Fahren funktioniert nur mit 5G, weil die Autos per blitzschnell übertragener Daten miteinander kommunizieren. Alles in allem gilt 5G als Grundlage für die Digitalisierung unseres Lebens - vorausgesetzt, das Netz ist lückenlos und frei von Unterbrechungen bei der Datenübertragung.
Um unvorstellbar große. So sagte Christian Schilling von Vodafone am Donnerstag in Würzburg, dass in Deutschland das Datenvolumen allein im Mobilfunk 2014 bei 395 Millionen Gigabyte gelegen habe. 2018 sei dieser Wert fünf Mal so groß gewesen. 2019 sind erneut mehr Daten verbraucht worden als je zuvor: So überschritt Telefónica im O2-Netz nach eigenen Angaben erstmals die Schwelle von einem Exabyte - das entspricht einer Milliarde Gigabyte. Würde ein einzelner Mensch diese Menge an Daten aufbrauchen, könnte er damit beispielsweise 1,5 Millionen Jahre am Stück Musik streamen.
Laut einer Karte des bayerischen Wirtschaftsministeriums sind fast alle Teile Bayerns mit Mobilfunk versorgt. Dennoch gibt es auch Unterfranken immer wieder Beschwerden über Funklöcher. So klagte der Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Aschaffenburg, Friedbert Eder, bei der Mobilfunkkonferenz in Würzburg: "Wandern Sie mal durch den Spessart: Da sind Sie stundenlang im Tal der Ahnungslosen." Grundsätzlich ist der Netzausbau die Sache der privatwirtschaftlichen Mobilfunkbetreiber. Doch die kommen dem Bedarf nicht hinterher oder verzichten auf einen Lückenschluss, weil er sich gerade auf dem Land mitunter für sie nicht lohnt.
Seit Dezember 2018 und noch bis Ende 2022 greift die Staatsregierung jenen Kommunen mit Fördergeldern unter die Arme, die sozusagen auf eigene Faust in ihrem Gebiet das Mobilfunknetz ausbauen wollen. Anders ausgedrückt: Die Kommune lässt Masten bauen, die dann an Telekom, Vodafone und Co. vermietet werden. Insgesamt stehen 130 Millionen Euro an Fördergeldern zur Verfügung. Wie das Wirtschaftsministerium auf Anfrage mitteilte, können Gemeinden dann davon etwas erhalten, wenn sie nachweisen können, dass pro Mast mindestens ein Mobilfunkbetreiber zum Mieten bereit ist. 50 der 308 Kommunen in Unterfranken haben bislang das Förderprogamm in Anspruch genommen. 116 weitere wären förderfähig, haben aber laut Ministerium noch nicht reagiert. Der Rest der Kommunen fällt aus diversen Gründen aus der Förderung raus.
Auch ohne 5G sind heute sogenannte Small Cells ein Mittel, um zum Beispiel ein Werksgelände zuverlässig mit Mobilfunk zu versorgen. Diese Zellen arbeiten wie ein WLAN-Hotspot mit geringer Sendeleistung und mit wesentlich kleineren Antennen als beim allgemeinen Mobilfunknetz. Small Cells zeichnen sich durch hohe Datenkapazität auf überschaubarem Raum aus.
(Mit Infos von dpa.