Es ist allenthalben und seit Wochen zu hören, deshalb nicht mehr überraschend: Die Wirtschaft nimmt den Fuß vom Gas, Minuszeichen vor wichtigen Indikatoren werden häufiger. Auch die dafür genannten Gründe kennt man: Brexit, Handelskrieg, Fachkräftemangel und Dieseldebatte. Überraschend ist dann aber doch, dass Unterfranken an einer Stelle besonders schwächelt: dem Stellenausbau.
Das zeigt sich zum Beispiel in der Metall- und Elektroindustrie, dem Platzhirsch der unterfränkischen Industrie. Dort wurden in 2018 etwa 1000 neue Jobs geschaffen. Das ist im Vergleich äußerst wenig: In Bayern waren es insgesamt 23 000. Im laufenden Jahr werden es in Unterfranken statt der 1000 gar nur noch 500 zusätzliche Arbeitsplätze sein. Der Jobmotor, er stottert also gehörig.
Warum das so ist, darauf haben die Unternehmensverbände bayme und vbm keine Antwort. Das wurde am Montag in Würzburg bei der Vorstellung der Konjunkturumfrage zum vergangenen Halbjahr deutlich. Der Vorsitzende der bayme/vbm-Region Main-Rhön, Martin Johannsmann, fasste die Aussichten für 2019 indes so zusammen: "Wir müssen uns auf eine langsamere Gangart der Konjunktur einstellen."
Die Metall- und Elektroindustrie beschäftigt in Unterfranken 92 000 Menschen. Allein insgesamt 20 000 arbeiten bei den drei großen Schweinfurter Industrieadressen ZF, Schaeffler und SKF. Weil Metall und Elektro eine solch dominante Rolle spielen, kann die Konjunkturumfrage von bayme und vbm als genereller Fingerzeig für Mainfrankens Wirtschaft gelten.
Unternehmen sind bei ihrer Geschäftslage skeptischer geworden
Und dieser Fingerzeig ist unmissverständlich: Sahen vor einem halben Jahr 87 Prozent der befragten Industrieadressen ihre Geschäftslage (Inland) als gut an, so sind es jetzt nur noch 75 Prozent. Ein Rückgang ist auch bei den Geschäften im Ausland zu erkennen: 52 Prozent (Sommer 2018: 73) der unterfränkischen Metall- und Elektro-Unternehmen beurteilen sie noch als positiv.
Und dann die Sache mit dem Stellenausbau: Der Umfrage zufolge wollen knapp 11 Prozent der Betriebe in 2019 neue Arbeitsplätze schaffen - im Sommer waren es noch 52 Prozent gewesen. 79 Prozent (Sommer: 37) wollen ihr Stellenkontingent so lassen wie es ist.
Dämpfer auch bei der Produktion
Gedämpft geht es auch in anderer Hinsicht zu: Nur noch 27 Prozent der vom Verband in Unterfranken befragten Unternehmen wollen heuer ihren Warenausstoß erhöhen. Vor einem halben Jahr waren es 41 Prozent gewesen. Immerhin: Kein Betrieb plane, die Produktion zu drosseln, heißt es in der Umfrageauswertung. 36 Prozent (Sommer: 30) haben in diesem Jahr vor, in den Betrieb zu investieren.
Skepsis, Zurückhaltung, abgebremste Beschleunigung: Mit solchen Worten lassen sich viele dieser Zahlen umschreiben. Für Verbandschef Johannsmann, seines Zeichens auch Vorsitzender der Geschäftsführung von SKF in Schweinfurt, sind die "zahlreichen außenwirtschaftlichen Risiken" der Hauptdämpfer.
Kein Wunder: Die Metall- und Elektroindustrie in Bayern hat nach seinen Worten einen Exportanteil von 61 Prozent. Deshalb schauen die betreffenden Unternehmen ganz genau hin, welche Wellen US-Präsident Donald Trump, die Chinesen und der Brexit schlagen. Johannsmann zufolge spüren im Freistaat drei von zehn Metall- oder Elektrobetriebe die Folgen des Handelsstreits der USA. "Wir sehen hier ein erhebliches Risiko."
In den kommenden Tagen folgen weitere Aussichten
In den kommenden Tagen wird es weitere Hinweise geben, wohin Unterfrankens Wirtschaft steuert. So stellt die Handwerkskammer in Würzburg am Donnerstag ihren Jahresbericht für 2018 vor. Sie repräsentiert gut 18 000 Betriebe. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Würzburg-Schweinfurt (75 000 Unternehmen) wiederum wird voraussichtlich Anfang Februar den Konjunkturbericht veröffentlichen - mit entsprechendem Ausblick aufs laufende Jahr.
Wenn man all die Stimmen hört, die es jetzt schon zu den wirtschaftlichen Aussichten von Bayern und Deutschland gibt, dann ist klar, was bei den beiden Terminen zu erwarten ist. SKF-Chef Johannsmann drückte es am Montag in Würzburg so aus: Der Höhenflug der jüngsten Vergangenheit werde in 2019 "spürbar gebremst".
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