So langsam wird es offensichtlich: Die Haare stehen über die Kragen, die Bärte wuchern. Graue Haaransätze werden sichtbar, und manch einem sieht man gar an, dass er selbst zur Schere gegriffen hat. Denn die, die das beruflich tun, dürfen es derzeit nicht: Auch die Friseursalons müssen im Lockdown geschlossen bleiben.
"Den Friseuren steht das Wasser bis zum Hals", weiß Birgit Hartbauer. Sie ist die Innungsobermeisterin für Würzburg-Stadt und Land und betreibt selbst zwei Salons in den Würzburger Stadtteilen Heidingsfeld und Rottenbauer. In der Würzburger Innung sind 64 aktive Betriebe zusammengeschlossen, die jetzt alle nicht arbeiten dürfen, obwohl sie überzeugende Arbeitsschutz- und Hygienekonzepte vorlegen könnten, wie Hartbauer anführt. "Wir stehen auf verlorenem Posten, wie die Gastronomie auch", beklagt sie.
"Seit dem 16. Dezember sind unsere Geschäfte bereits zu, und die staatlichen Hilfen können wir erst Ende Januar beantragen", sagt sie. "Das dauert dann. Aber trotzdem haben wir Löhne zu zahlen, Mieten müssen bezahlt werden, die Fixkosten gehen weiter, und das alles ohne Einnahmen", erklärt die Innungsobermeisterin.
Mit einer Aktion will die Friseur-Innung auf die prekäre Situation aufmerksam machen
Hartbauer kritisiert, dass Friseure nicht nur nicht arbeiten dürften, sondern dass auch die Ausbildung des Nachwuchses stillstehe. "In einem praktischen Beruf kann man ja kein Homeschooling machen, wie soll das gehen?", fragt sie. "Die Handwerkskammer sagt uns, dass wir in die Betriebe dürfen, um dort zu unterweisen. Aber dann kommt das Ordnungsamt und sagt, wir dürfen das nicht", so Hartbauer. "Da gibt es so viele Sachen, die von der Politik ungeklärt bleiben."
"Darauf haben wir bereits aufmerksam gemacht und wollen dies am kommenden Freitag wieder tun", so die Innungsobermeisterin. Mit der Aktion „Wir lassen das Licht an“ hatten Friseure in ganz Bayern am vergangenen Wochenende darauf hingewiesen, dass das Licht in ihren Betrieben auszugehen droht. Auch diese Woche werden die Salons von Freitag, acht Uhr, bis Samstag, acht Uhr, hell erleuchtet sein.
Annett Dörr hofft auf die Wiedereröffnung Mitte Februar
Eine von denen, denen buchstäblich droht, das Licht auszugehen, ist Annett Dörr in Eibelstadt mit ihrem Salon "Perfect Hair". "Was soll ich sagen?", fragt sie. "Dass es übel ist, acht Wochen den Laden zu zuhaben und kein Geld zu verdienen?" Dörr hat zwar ihre Kontaktdaten in den Schaufenstern in der Hauptstraße hängen: "Aber das, was wir an Leute verkaufen, die sich jetzt schon zweimal die Haare selbst färben mussten, reißt es nicht raus."
Auf die Frage, wie es weitergehen soll, sagt sie bitter: "Das ist eine gute Frage, fragen Sie den Herrn Söder." Aber dann wird sie doch konkreter: "Ich hoffe inständig, dass es bei den acht Wochen bleibt, und wir Mitte Februar wieder anfangen dürfen. Haare gemacht zu bekommen, ist kein Luxus, das ist ein Grundbedürfnis", gibt sie den Entscheidern mit auf den Weg.
Gutscheine und Mystery-Boxen sollen helfen
Einer, der nicht still sitzen kann, ist Andreas Schraud mit seinem Friseursalon "Der Friseur" in der Zeller Straße in Würzburg. 1996 hatte er seinen Betrieb am Sternplatz eröffnet, vor knapp zwei Jahren zogen ihn die günstigeren Mieten über die Alte Mainbrücke ins Mainviertel. Auch an ihm geht der Lockdown nicht spurlos vorüber.
Wie auch im ersten Lockdown verkaufte er zunächst Gutscheine. "Das lief am Anfang gut, aber jetzt haben die Leute ihre Gutscheine", sagt er. Kein Grund, sich auszuruhen: "Ich habe jetzt einen kleinen Online-Shop auf meiner Webseite eingerichtet, in dem ich die Original-Haarfarben wie im Geschäft verkaufe, damit der Kunde sie zu Hause selbst anwenden kann."
Wenn die angekündigten Überbrückungshilfen nicht bald gezahlt werden, wird es eng
Schrauds nächste Idee ist eine sogenannte Mystery-Box, die es auch auf der Webseite gibt: "Man bestellt sich für 25 Euro diese Box, ohne zu wissen, was sie enthält, und bekommt sie gefüllt mit Haarpflegeprodukten und Give Aways im Wert von mindestens 35 Euro", erklärt er. Das gebe es im Internet schon in vielen anderen Bereichen, so Schraud, der hofft, mit dem Überraschungseffekt die Kunden anzuziehen.
Noch hofft auch er auf Geld vom Staat: "Aber wenn die angekündigten Überbrückungshilfen nicht bald gezahlt werden, kann es eng werden", befürchtet er. "Bis dieses Geld kommt, muss ich auf mein Erspartes zurückgreifen. Das ist, was derzeit fast jeder macht - aber ich gebe nicht so leicht auf", so Schraud. Noch müssen er und seine Innungskollegen aber zwei weitere Wochen im Lockdown überstehen. Mindestens.
Während des ganzen Besuchs wurden Masken getragen und vor dem Schneiden die Haare gewaschen. Wie soll sich bei diesem Aufwand jemand infizieren? Da gibt es andere Situationen in denen das Virus größere Chancen hat sich zu verbreiten.
Friseure auf machen. Sofort.
Was mich aber persönlich sehr ärgert ist die Tatsache, daß es ganz offensichtlich nur gut frisierte Prominenz gibt und ich kann mir nicht vostellen, daß da immer die talentierte Gattin oder der Lebensgefährte, der rein zufällig Frisör ist, dafür sorgt, daß die Haare auch nach zwei Monaten lockdown noch top aussehen - meine tun das leider nicht...