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Würzburg/Berlin
Handwerk in Mainfranken begrüßt Rückkehr der Meisterpflicht
Der Bundestag hat am Donnerstag für zwölf Handwerksberufe die Rückkehr zum Meisterbrief beschlossen. In Mainfranken gibt es dazu klare Meinungen.
Handwerk in Mainfranken begrüßt Rückkehr der Meisterpflicht
Foto: Martin Schutt, dpa
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:29 Uhr

Für zwölf Handwerksberufe wird es wohl ab 2020 wieder die Pflicht zum Meisterbrief geben. Das hat der Bundestag am Donnerstag beschlossen, der Bundesrat muss noch zustimmen. Im unterfränkischen Handwerk herrscht die Meinung vor, dass diese Änderung positive Folgen haben wird – auch für Kunden.

2004 war in gut 50 Berufen die Vorschrift weggefallen, dass nur Handwerker mit einem Meisterbrief einen Betrieb führen dürfen. Mit dieser Reform der Handwerksordnung wollte die Bundesregierung damals einfachere Tätigkeiten für Selbstständige öffnen.

Das führte in der Tat zu deutlich mehr Firmengründungen. Die Kehrseite: Die Qualität der Arbeiten sank oft, Beschwerden von Kunden häuften sich. So jedenfalls fasst es Sprecher Daniel Röper von der Handwerkskammer für Unterfranken zusammen. Weil viele der neuen Betriebe in den Branchen ohne Meisterpflicht aber schnell wieder eingingen, "hat sich der Markt ein Stück weit selbst bereinigt".

Obermeister: Wie sich die Rückkehr auf die Preise auswirken wird

Das sieht auch Kreishandwerksmeister Josef Hofmann in Würzburg so. Er findet den Beschluss des Bundestages "letztendlich positiv", weil er dazu führen werde, dass mit der Meisterpflicht wieder mehr Qualität in die betroffenen Berufe einziehe. Auf die Preise werde sich das zunächst "überhaupt nicht auswirken".

Ähnlicher Meinung ist Obermeister Timo Aulbach von der unterfränkischen Innung für Parkett- und Fußbodentechnik. Seine Branche ist von der aktuellen Regelung betroffen. Der Aschaffenburger Handwerksmeister begrüßt die Entscheidung des Bundestages und fordert: "Die Preise müssen steigen", weil nun auch die Wertschätzung für die Arbeit der Handwerker zunehmen müsse.

Wie sehr die Schere nach der Änderung der Handwerksordnung Anfang 2004 auseinander ging, zeigt gerade Aulbachs Metier: Seiner Innung seien 25 Meisterbetriebe angeschlossen. In Unterfranken gebe es aber 1200 Firmen, die sich in irgendeiner Weise mit dem Verlegen von Bodenbelägen befassen.

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Das bedeutet: Fliesen- und Parkettleger-Adressen schossen in den vergangenen 16 Jahren wie Pilze aus dem Boden – die allermeisten ohne einen Meister. Nach Angaben der Handwerkskammer hatte sich die Zahl der Fliesenleger-Firmen in Unterfranken zwischen 2004 und 2015 fast verdoppelt, ging dann aber wieder leicht zurück.

Von den Firmen ohne Meister seien nicht alle grundsätzlich zu kritisieren, meint Obermeister Aulbach. Aber als Sachverständiger habe er in den vergangenen Jahren oft gesehen, dass "viel Schlechtes" auf den Baustellen geleistet werde. "Der Markt ist verdorben." Insofern hoffe er, dass die Betriebe in seinem Bereich nun wieder mehr junge Menschen ausbilden und dass mit der Meisterpflicht auch wieder mehr Qualität zurückkehre.

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Indes hat die Monopolkommission als unabhängiges Beratungsgremium der Bundesregierung vor negativen Folgen für Kunden gewarnt. "Aus Sicht der Verbraucher wird der Zugang zu Handwerksleistungen mit der Wiedereinführung der Meisterpflicht schwieriger. Die Wartezeiten und die Preise können steigen", sagte der Vorsitzende der Monopolkommission, Achim Wambach. "Zwar genießen die bereits gegründeten Nicht-Meister-Betriebe einen zeitlich unbegrenzten Bestandsschutz. Markteintritte durch neue Betriebe werden aber deutlich schwieriger, da das Ablegen einer Meisterprüfung kosten- und zeitintensiv ist."

(Mit Informationen von dpa)

Um welche Handwerksberufe es geht
Anfang 2004 wurden 53 von 94 Handwerksberufen von der Meisterpflicht befreit. Nun hat der Bundestag entschieden, dass dies für folgende Berufe wieder rückgängig gemacht wird:
- Fliesen-, Platten- und Mosaikleger
- Parkettleger
- Betonstein- und Terrazzohersteller
- Estrichleger
- Behälter- und Apparatebauer
- Rollladen- und Sonnenschutztechniker
- Drechsler und Holzspielzeugmacher
- Böttcher
- Glasveredler
- Schilder- und Lichtreklamehersteller
- Raumausstatter
- Orgel- und Harmoniumbauer
(Quelle: Bundeswirtschaftsministerium)
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