Der traditionsreiche Schuhe- und Modehändler Gebrüder Götz in Würzburg hat einen entscheidenden Schritt geschafft, um eine Insolvenz abzuwenden. Wie die Geschäftsleitung des 80 Jahre alten Familienunternehmens am Mittwoch mitteilte, haben gut drei Viertel der 455 Mitarbeiter einer teilweisen Gehaltsumwandlung zugestimmt. Dieses Modell soll Gebrüder Götz für die kommenden Jahre flüssige Mittel sichern.
"Wir sind jetzt komplett durch. Alles wird gut!", lautet die Überschrift eines Aushangs der Geschäftsführer Klaus Borst, Karl-Otto Lang und Peter Götz an den Schwarzen Brettern des Unternehmens mit Sitz im Würzburger Stadtteil Dürrbachau sowie einem Modehaus in der Zellerau. Die Finanzierung sei "endgültig gesichert". Im April hatten die Chefs wegen akuter Insolvenzgefahr die Reißleine gezogen und das Modell mit der Gehaltsumwandlung vorgelegt. Zweiter Teil der Sanierung ist die Streichung von 14 Vollzeitstellen.
Wie das Modell aussieht
Wer dieses Modell unterschrieben hat, bekommt in den kommenden zwei Jahren in Halbjahresschritten zwischen 5 und 15 Prozent weniger Bruttogehalt. Das zurückbehaltene Geld überweist das Unternehmen nach eigenen Angaben in eine insolvenzgeschützte Versorgungskasse, so dass es den Mitarbeitern für die Altersversorgung zur Verfügung steht. Außerdem gibt Gebrüder Götz bei Auszahlung jeweils noch 20 Prozent oben drauf.
Borst zufolge gewährt die Versorgungskasse dem Unternehmen im Gegenzug ein Darlehen über ungefähr fünf Millionen Euro. Das entspreche dem Volumen der vereinbarten Gehaltsumwandlung. Zurückgezahlt werden müsse das Darlehen in jener Frequenz, in der Götz-Mitarbeiter ihr Guthaben aus dieser Altersversorgung in Anspruch nehmen. Da auch junge Beschäftigte unterschrieben hätten, die noch weit von der Rente entfernt sind, werde dieses Darlehen eine sehr lange Laufzeit haben.
Was die Betriebsratsvorsitzende sagt
Alles wird gut? "Die Stimmung ist so", gab am Mittwoch Betriebsratsvorsitzende Gisela Mehlig die Gemütslage der Belegschaft im Gespräch mit dieser Redaktion wieder. Das Sanierungsmodell habe die Geschäftsleitung von Anfang an mit dem Betriebsrat ausgehandelt. Vom Ergebnis "sind die Banken hochbegeistert", ergänzte Geschäftsführer Borst.
Der 61-Jährige und sein Kollege Karl-Otto Lang (66) waren erst vor wenigen Wochen als Sanierungsexperten von Gebrüder Götz unter Vertrag genommen worden. Borst macht nach eigener Aussage selbst an dem ausgehandelten Modell mit und lässt einen Teil seiner Vergütung in die Versorgungskasse umleiten. Er tue das "nicht aus missionarischem Eifer", sondern weil er vom finanziellen Reiz überzeugt sei. "Das schlägt an Rendite alles, was ich aus der Versicherungswirtschaft kenne", teilte Borst am Mittwoch mit.
Was mit denen passiert, die nicht unterschrieben haben
Dass etwa 90 Götz-Beschäftigte bis Mittwoch das Sanierungsmodell nicht unterschrieben haben, sahen die Geschäftsführer Lang und Borst differenziert. So gebe es Fälle, in denen Mitarbeiter wegen schwerer Krankheit oder anderer kritischer Lebenslagen ihr Gehalt nicht reduziert haben wollten. "Dafür muss man Verständnis aufbringen", sagte Lang. Wer nicht unterschrieben habe, dem passiere "gar nix", so Borst. Dennoch appellierte er an zögernde Beschäftigte, doch noch zu unterschreiben.
Dem auf Finanzen spezialisierten Geschäftsführer war es im Gespräch mit dieser Redaktion wichtig zu betonen, dass der Schulterschluss zwischen Belegschaft und Chefetage groß sei. Das zeige etwa die Tatsache, dass Mehrheitsgesellschafter Peter Götz einen Solidaritätsfond über 50 000 Euro aufgelegt habe. Aus diesem soll Mitarbeitern in Härtefällen geholfen werden.