Corona lässt die Preise steigen: Gefühlt ist das so, hört man allenthalben. Mit Zahlen unterlegt wird dieses Gefühl, wenn man Studien heranzieht. Zum Beispiel stellte das Verbraucherportal Testberichte.de schon vor zwei Monaten bei der Analyse von 1000 Produkten fest, dass in Deutschland in Folge der Pandemie manches zum Teil um das Doppelte teurer geworden ist.
Auch ein Gefühl ist, dass dazu der Besuch beim Friseur zählt. Doch es zeigt sich, dass zumindest in Mainfranken die Lage unterschiedlich ist. Die einen Salons erhöhen die Preise spürbar, andere sind zaghaft. Hinzu kommt, dass die Branche offenbar einen Wandel erlebt.
"Die Hygienevorschriften sind der Wahnsinn", klagt Petra Richter in ihrem Salon Schnittpunkt in Hammelburg. Sie ist stellvertretende Obermeisterin der Friseurinnung Bad Kissingen und weist darauf hin, dass sie in ihrem Geschäft mittlerweile pro Tag eine ihrer zehn Mitarbeiterinnen allein dafür abstellen müsse, nach jedem Kundenbesuch den jeweiligen Frisierplatz zu reinigen und zu desinfizieren. "Wir sind nur noch am Putzen", erzählt Richter.
Zu diesem Extraaufwand wegen der strengen Corona-Hygienevorschriften komme hinzu, dass es keinen Trockenhaarschnitt mehr gebe, sondern allen Kunden zu Beginn die Haare gewaschen werden müssten. Höherer Verbrauch von Wasser und Handtüchern plus mehr Desinfektionsmittel: "Das muss ich natürlich alles auf den Preis umlegen", so die Saloninhaberin.
23 Euro kostet bei Petra Richter zum Beispiel ein herkömmlicher Männer-Haarschnitt – einen Euro mehr als vor Corona. Das sei moderat, so die Geschäftsfrau. Sie kenne Salons in der Umgebung, die in der Zwischenzeit auf 25 bis 27 Euro hochgegangen seien. Doch egal, wie die Preiserhöhungen ausfallen: Die Kunden hätten Verständnis "und nehmen das an".
In einer ähnlichen Lage sieht sich Obermeisterin Birgit Hartbauer von der Friseurinnung Würzburg: "Natürlich mussten die Preise erhöht werden." Das sei aber nur zum Teil auf Corona zurückzuführen. Denn das Plus diene auch dazu, "um unsere Mitarbeiterinnen anständig bezahlen zu können". Löhne und Image des Berufs seien noch zu schlecht.
Das ändere sich gerade, so Hartbauer. "Deswegen wird der Friseur immer teurer werden." Corona befeuere diesen Trend, weil im Vergleich zu früher weniger Kunden auf gleicher Fläche zugelassen seien. Alles in allem bringe der Job nun "einen sehr viel höheren Aufwand mit sich".
Hartbauer hat in ihren beiden Würzburger Salons deshalb ebenfalls die Preise hochgesetzt. Für Waschen, Schneiden und Föhnen in der Standard-Ausführung müssen Männer dort nun 30 Euro bezahlen. Das sind laut Hartbauer 4,50 Euro mehr als vor Corona - damals allerdings noch ohne die Pflicht zum Waschen. Die Obermeisterin schätzt, dass die ihrer Innung angeschlossenen Salons im Schnitt die Preise um 20 Prozent erhöht haben.
Das deckt sich mit dem Ergebnis einer Umfrage des Fachportals imsalon.de unter 1100 Geschäften im deutschsprachigen Raum. Demnach haben 86 Prozent ihre Preise raufgesetzt, zum Teil in Form einer sogenannten Hygieneabgabe. In den meisten dieser Salons seien die Dienstleistungen zwischen zehn und 20 Prozent teurer geworden.
Friseure: Wie die Lage in Bayern ist
Geschäftsführerin Doris Ortlieb vom Landesinnungsverband der Friseure in Fürstenfeldbruck hat andere Zahlen parat. Exakt um 4,13 Prozent seien die Preise in den Salons gegenüber dem Vorjahr nach oben gegangen. Allerdings schon 2020, für 2021 habe sie noch keine Informationen. Ortlieb bezieht sich auf Deutschland-Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Dem Innungsverband sind nach eigenen Angaben 3300 der rund 8500 Friseursalons im Freistaat angeschlossen.
Jene 4,13 Prozent Teuerung "kommen mir wenig vor", räumt die Innungsvertreterin ein. Dennoch "sieht man hier einen leichten Corona-Effekt", denn in normalen Zeiten seien jährliche Preiserhöhungen von 2,5 bis 3 Prozent normal.
Warum sich die Friseur-Branche wandelt
Wie die mainfränkischen Friseurinnen Richter und Hartbauer sieht auch Ortlieb die jüngst gestiegenen Kosten in den Salons als Grund für die Verteuerung. Mehr Desinfektionsmittel und Masken, weniger Auslastung wegen Beschränkung der Kundenzahl: "Es ist nachvollziehbar, dass es Preissteigerungen geben musste."
Ortlieb hat auch eine Veränderung ihrer Branche festgestellt. Da viele Kunden "sehr preissensibel" seien, wanderten sie während der Corona-Monate in den Schwarzmarkt ab oder legten selbst Hand an die Schere. "Ich spare mir den Friseur", sei hier und da das gängige Motto geworden, so Ortlieb.
Sie habe auch festgestellt, dass in jüngster Zeit Friseurinnen ihren Job im Salon kündigten, um sich auf eigene Faust und mehr oder weniger legal ihr Geld mit der Haarpflege zu verdienen. Ortliebs Fazit: "Der Wettbewerb im Friseurhandwerk ist scharf geworden."