Das E-Auto scheint in Unterfranken langsam beliebter zu werden. Über die vergangenen Jahre stieg die Zahl der zugelassenen Fahrzeuge mit Elektromotor in den Städten und Landkreisen der Region konsequent an. Den größten Zuwachs gab es laut den Zulassungstellen im vergangenen Jahr.
In Aschaffenburg stieg der Bestand beispielsweise um mehr als das Dreifache – von 102 zugelassenen E-Fahrzeugen im Jahr 2019 auf 331 (Stand: Dezember 2020). Waren es im Landkreis Würzburg Anfang 2020 noch 470 Stück, summierte sich die Zahl bis zum Ende des Jahres auf 915. Ein ähnlich starker Anstieg lässt sich auch in anderen Städten und Landkreisen der Region sowie bei Plug-in-Hybriden beobachten. Das sind Fahrzeuge, die man im Gegensatz zu anderen Hybriden direkt am Stromnetz laden kann.
E-Autos und Hybride: Diese Fördermittel gibt es
Mit diesem Zuwachs folgt Unterfranken dem deutschlandweiten Trend: In der Bundesrepublik wuchs 2020 der Bestand der E-Fahrzeuge und Plug-in-Hybriden im Vergleich zu den Vorjahren auf das Dreifache an. Ein möglicher Grund für den Zuwachs: Mitte vergangenen Jahres stockte die Bundesregierung die sogenannte Innovationsprämie auf und verlängerte den Bonus im Rahmen des Corona-Konjunkturpaketes bis Ende November 2025.
Mit maximal 9000 Euro bezuschusst damit der Staat zu einem Teil, der Hersteller zum anderen den Kauf oder das Leasing von E-Fahrzeugen und Plug-in-Hybriden. Die Höhe der Förderung richtet sich dabei nach dem Nettolistenpreis. Die Prämie kann man online beim Bundesamt für Wirtschaftskontrolle und Ausfuhr beantragen. Ein weiterer Faktor bei dem Anstieg der Zulassungen 2020 spielte wohl außerdem die Mehrwersteuersenkung. Für den Zeitraum vom 1. Juli bis Ende 2020 senkte die Bundesregierung diese von 19 auf 16 Prozent.
Ladestationen in der Region hauptsächlich in größeren Städten
Aber kann die vorhandene Lade-Infrastruktur in Unterfranken den steigenden Bedarf überhaupt decken? Wie viele Stromtankstellen es in der Region genau gibt, wird nicht zentral erfasst. Einen ungefähren Überblick gibt die Internetseite "ladeatlas.elektromobilitaet-bayern.de". Diese Karte zeigt einen Teil der öffentlich zugänglichen Ladestationen für ganz Bayern. Dort fällt auf: Besonders in den größeren Städten Unterfrankens sind viele Ladepunkte für Elektroautos vorhanden. In ländlichen Gebieten wie dem Landkreis Main-Spessart oder in der Rhön ist das Netz öffentlich zugänglicher Ladepunkte wesentlich löchriger.
Dennoch: Im bundesweiten Vergleich steht die ganze Region gut da. Das zeigt das Ladenetz-Ranking vom Verband der deutschen Automobilindustrie aus dem November 2020. Diese Liste vergleicht 400 deutsche Landkreise und Städte. Ausschlaggebend ist dabei das Verhältnis von Ladepunkten zu zugelassenen Autos. Und hier mischen unterfränkische Städte und Landkreise bundesweit vorne mit. Auf Platz 8 von 400 liegt die Stadt Schweinfurt, dicht gefolgt vom Landkreis Kitzingen auf Platz 12 und dem Landkreis Schweinfurt auf Platz 18. Das Schlusslicht aus der Region ist der Landkreis Miltenberg mit Platz 382 von 400.
Wasserstoff-Fahrzeuge bleiben Exoten in der Region
Fahrzeuge mit Wasserstoff-Brennstoffzellen haben sich dagegen in Unterfranken überhaupt nicht durchgesetzt. Grundsätzlich fahren zwar auch sie mit einem Elektromotor. Der Strom für die Wasserstoff-Autos kommt jedoch nicht aus der Batterie, sondern ensteht in einer Brennstoffzelle aus Wasserstoff. Diesen muss man an einer speziellen Wasserstoff-Tankstelle tanken. Obwohl auf den Straßen Unterfrankens laut den Zulassungsstellen weniger als fünf Wasserstoff-Fahrzeuge unterwegs sind, gibt es in der Region gleich zwei dieser Tankstellen. Beide stehen sie im Landkreis Kitzingen, und zwar an den Autobahnen in Biebelried und Geiselwind.
"Wasserstoff-Fahrzeuge sind noch Exoten", sagt Ansgar Ackva. Er ist Professor für Elektrotechnik an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt und Leiter des Technologie-Transferzentrums Elektromobilität in Bad Neustadt. Während sich E-Autos mittlerweile in verschiedenen Preisklassen auf dem Markt etabliert hätten, seien Wasserstoff-Fahrzeuge noch technische Neuheiten und damit vergleichsweise teuer. Fünf bis acht Jahre Vorsprung in der Entwicklung hätten reine E-Fahrzeuge gegenüber den Brennstoffzellen-Autos, so der Experte.
Wirkungsgrad bei Brennstoffzellen-Fahrzeuge dreimal geringer als beim E-Auto
Ein weiterer Nachteil: Beim Transport des Wasserstoffes zur Tankstelle und der Stromerzeugung in der Brennstoffzelle gehe viel Energie verloren. Dreimal geringer sei der Wirkungsgrad von Wasserstoff-Autos im Vergleich zu reinen E-Fahrzeugen. Außerdem lägen die Kosten für den Bau einer Wasserstoff-Tankstelle im Millionenbereich. Für Elektroautos sei die Infrastruktur bereits vorhanden. Der Professor erklärt: "Strom gibt es überall, es fehlt nur der Stecker." Diese ließen sich vergleichsweise günstig auch vor der eignen Haustüre installieren. Außerdem gibt es auch dafür Fördermöglichkeiten. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau bezuschusst etwa für private Stellplätze den Bau einer Stromtankstelle mit 900 Euro pro Ladepunkt.
Laut Ackva können aber auch die vorhandenen Stromtankstellen den steigenden Bedarf decken. "Ich sehe da aktuell kein Problem", sagt der Wissenschaftler. Öffentliche Ladepunkte würden hauptsächlich Fahrer auf der Durchreise nutzen. Für den alltäglichen Bedarf hätten die meisten E-Fahrzeugbesitzer die Ladestation zuhause. Setzen sich die Elektroautos flächendeckend durch, könnten Quartier-Parkhäuser eine Lösung sein oder Ladepunkte am Arbeitsplatz. Denn, so Ackva: "Wenn man mit dem Auto zur Arbeit fährt, dann steht man dort sowieso den ganzen Tag."