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Biebelried
Trotz wenig Nachfrage: Zweite Wasserstoff-Tankstelle in Unterfranken eröffnet
Zwei Wasserstoff-Autos sind in Mainfranken zugelassen. Doch trotz der geringen Zahl wird das Tankstellennetz in der Region für die Kraftstoff-Alternative ausgebaut. Woran liegt's?
Von Seiten der Politik war das Interesse groß: Bei der Eröffnung der Wasserstoff-Tankstelle in Biebelried dabei waren (von links) Total-Pressesprecher Burkhard Reuss, Biebelrieds Bürgermeister Roland Hoh (Freie Wähler), Bundestagsabgeordnete Anja Weisgerber (CSU), Landratskandidat Timo Markert (CSU), Kitzingens Landrätin Tamara Bischof (Freie Wähler) sowie Landtagsabgeordnete Barbara Becker (CSU).
Foto: Patrick Reinig | Von Seiten der Politik war das Interesse groß: Bei der Eröffnung der Wasserstoff-Tankstelle in Biebelried dabei waren (von links) Total-Pressesprecher Burkhard Reuss, Biebelrieds Bürgermeister Roland Hoh (Freie ...
Lukas Kutschera
Lukas Kutschera
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:31 Uhr

Wasserstoff-Autos haben sich in der Region noch nicht durchgesetzt. Das zeigt ein Blick auf die Zahl der zugelassenen Fahrzeuge in Mainfranken. Lediglich zwei Autos – je eins in den Haßbergen und Würzburg Land – sind in den Landkreisen der Region aktuell zugelassen, wie die Landratsämter auf Anfrage dieser Redaktion mitteilten. Dass nun am Freitag in Biebelried (Lkr. Kitzingen) gleich die zweite Wasserstoff-Tankstelle im Landkreis und gleichzeitig ganz Unterfrankens eröffnet wurde, scheint auf den ersten Blick also widersprüchlich.

Doch das Interesse der Politik ist bei der Eröffnung der neuen Tankstelle am A 3/A 7-Autobahnkreuz Biebelried groß. Mit Biebelrieds Bürgermeister Roland Hoh (Freie Wähler), Landrätin Tamara Bischof (Freie Wähler), Landtagsabgeordnete Barbara Becker (CSU) und Bundestagsabgeordnete Anja Weißgerber (CSU) sind Vertreter aller politischer Ebenen beim Antanken dabei. Zusammen stehen an der Zapfsäule.

  • Lesen Sie auch: Warum Wasserstoff-Autos kaum gefragt sind

Wie es funktioniert, zeigt ihnen Total-Pressesprecher Burkhard Reuss. Das Tankstellenunternehmen ist Teil der H2 Mobility-Gruppe, die gerade deutschlandweit das Wasserstoff-Netzwerk ausbaut. Mit dabei sind Vertreter aus der Gas-, Tankstellen- und Automobilbranche, zum Beispiel Shell, Linde oder Volkswagen.

Welche Vorteile haben Wasserstoff-Fahrzeuge gegenüber E-Autos?

Ähnlich wie bei Erdgas-Fahrzeugen wird der Zapfhahn einfach in ein Ventil gesteckt. Nach gut fünf Minuten ist vollgetankt. "Der Tank reicht bis zu 500 Kilometer", erklärt Reuss den Politikern. Aus der Reaktion des Gases mit Luft ensteht in der Brennstoffzelle der Fahrzeuge elektrischer Strom, der dann einen Elektromotor antreibt. Im Grunde ist der Antrieb also gleich wie beim E-Auto.

Unterschiedlich ist aber die Reichweite der beiden Kraftstoff-Alternativen. Für lange Strecken würden sich E-Autos noch nicht eignen, meint Total-Energieingenieurin Fanny Cacherat. Wasserstoff-Fahrzeuge hingegen könnten aufgrund ihrer höheren Reichweite schon heute auch auf Langstrecken sowie im Last- und Öffentlichen Nahverkehr genutzt werden. "In der Schweiz wird zum Beispiel eine Supermarkt-Kette 1000 Lkws mit Brennstoffzellen-Antrieb einsetzen", so Pressesprecher Reuss.

Teure Fahrzeugpreise bremsen Entwicklung

Doch warum sind auf den Straßen Mainfrankens noch so wenige Wasserstoff-Autos unterwegs? Ein Grund könnte der hohe Preis sein. Das Einsteigermodell liegt derzeit bei 70 000 Euro. "Bei dem Preis gehen fast 100 Prozent zurück auf die Brennstoffzelle", erklärt Ingenieurin Cacherat. Sie ist aber zuversichtlich, dass in den nächsten Jahren günstigere Modelle auf den Markt kommen werden.

  • Lesen Sie auch: So entwickelt sich das Ladenetz für E-Autos in Deutschland

Aufgrund der geringen Anzahl der Fahrzeuge sind aktuell auch für die Betreiber die Wasserstofftankstellen nicht profitabel. "Rentabilität ist noch nicht in Sicht", sagt Reuss von Total. "Es ist ein bisschen das Henne-Ei-Problem." Ohne bestehende Infrastruktur würde die Autoindustrie nicht investieren wollen, umgekehrt sei es mit den Tankstellen und Gaslieferanten. "Deswegen machen wir's zusammen", meint Reuss. "Um die Technik zu etablieren, müssen wir gemeinsam vorangehen."

Vier Jahre Wasserstoff-Tankstelle: Das sind die Erfahrungen aus Geiselwind

Aktuell betreibt H2 Mobility 81 Wasserstoff-Tankstellen in Deutschland, 17 davon in Bayern. Mit Biebelried und Geiselwind, die 2015 eröffnet wurde, liegen beide unterfränkische Tankstellen im Landkreis Kitzingen. Wieso gerade dort? "Das ist unserer Strategie geschuldet", erklärt Reuss. Ziel von H2 Mobility sei es, um die deutschen Ballungszentren und entlang des Autobahnnetzes Tankstellen zu errichten. "Hier in Biebelried haben wir mit der A 3 und A 7 zwei wichtige Autobahnen, die sich kreuzen."

In Geiselwind liegt die Wasserstoff-Tankstelle bei der A 3 auf dem Autohof Strohofer. Wie ist die Erfahrung dort? "Mit dem Ausbau des Netzes wächst auch die Anzahl der Fahrzeuge, sodass Frequenz nun stetig steigt", erzählt die Geschäftsführerin Ruth Strohofer über die vergangenen vier Jahre auf Nachfrage dieser Redaktion. Neben der Wasserstoff-Tankstelle bietet sie auch mehrere E-Ladestationen an. Ihre Kunden seien zufrieden.

"Beide Kraftstoffarten müssen sich aber noch entwickeln, damit diese wirtschaftlich werden", so Strohofer. Was sich aber schlussendlich durchsetzen wird, hängt wohl von den Ansprüchen der Autofahrer ab. Bei einem Einstiegspreis von 20 000 Euro scheint, vor allem im Stadtverkehr, noch das E-Auto die Nase vorn zu haben. Dass beide Alternativen gefördert werden sollten, darüber sind sich die Politiker auf der Eröffnung in Biebelried einig.

 
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  • B. L.
    @mainpostel ein AKW können Sie mir in den Garten stellen, aber kein Windrad.
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  • D. E.
    Sie haben Glück, daß Ihre Nachbarn ein AKW in Ihrem Garten nicht zulassen und Sie verharmlosen die Gefahren und das es keine Lösung für den Atommüll gibt.
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  • R. K.
    Auf eigenen Wunsch hin gesperrt.
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  • T. M.
    Was haben Sie dann davon?
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  • S. L.
    Eine weitere Alternative wäre sysnthetisch hergestelltes Benzin, mit wenig Modifikationen könnte man einige der vorhandenen Verbrenner umrüsten. Dummerweise wird diese Alternative von unseren Politikern ignoriert. Die Bürger sollen gefälligst neu kaufen. Nachhaltigkeit geht anders .
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  • D. E.
    Synthetisch hergestelltes Benzin, die Bilanz ist katastrophal. Laut ADAC kommt bei einem E-Auto etwa 60-80% der eingesetzten Energie am Rad an. Beim synthetischen Benzin kommen von der Ausgangsenergie nur etwa 10-15% am Rad an. Wie gesagt, katastrophal.
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  • J. H.
    Dazu besteht keine Veranlassung. Vorhandene Fahrzeuge sollen ja nicht verboten werden, auch wenn die Gegner der Verkehrswende und Panikmacher immer den Eindruck erwecken wollen.

    Es geht darum, eine Ablösung von Verbrennungsmotoren durch den Neuverkauf von alternativen Antrieben über einen Zeitraum von 10, 20 oder 30 Jahren zu erreichen.

    Ihr bestehendes Auto können Sie solange weiter, fahren wie Sie wollen. Ebenso wird Sie keiner daran hindern, die nächsten 10-15 Jahre oder mehr noch gebrauchte Verbrenner zu kaufen und zu nutzen.

    Wichtig ist nur, dass man mal mit dem Übergang beginnt, damit man damit in 30 Jahren durch ist.
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  • K. K.
    ja und nun .... ??

    was kostet nun eine Tankfüllung für 500 Km ? Kommt aus den Auspuff wirklich reines Wasser ? " TV-Experte Gottschalk " hielt mal ein Trinkglas hinten ans A-Rohr eines solchen Pkw und mimte köstlichen Trinkgenuss. Wichtige Fragen werden im Artikel leider gar nicht erwähnt. Zum Wahlkampf-Aufmacherfoto könnte man sagen : " drei Frauen für ein Halleluhja !" Ich nehm die Mittlere ....( die hab i scho als Bua gern ghabt ) grinsen " Wissen diese drei Automobiltechnisch was sie tun ?
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  • D. E.
    Ja es kommt Wasser(Dampf) aus dem Auspuff. Ein Kilogramm Wasserstoff für etwa 100 Kilometer kostet etwa 9,50 Euro. Kosten sind mit Benzin vergleichbar. Kosten für E-Auto etwa die Hälfte, 5 Euro pro 100 Kilometer.
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  • N. K.
    Im Chemieunterricht in meiner Schulzeit (mittlerweile rund 50 Jahre her) wurden Experimente mit dem so genannten Knallgas - der passenden Mischung von einem Teil Sauerstoff und zwei Teilen Wasserstoff - durchgeführt. Nichts anderes findet in abgewandelter Form in Brennstoffzellen statt.

    Wenn man aufgepasst hat: da waren an den Reagenzgläschen tatsächlich Wassertröpfchen zu sehen...
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  • J. H.
    1kg H2 kostet aktuell 9,50. Der Preis ist vom H2 Konsortium aus Vermarktungsgründen so festgelegt und spiegelt NICHT die tatsächlichen Gestehungskosten wider. Die würden höher liegen. Also Vorsicht, da könnte noch eine unangenehme Überraschung lauern, wenn erst Mal Masse da ist! Verbrauch bei den wenigen verfügbaren Fahrzeugen liegt real bei knapp über 1Kg pro 100km, z.B. beim Toyota Mirai, laut ADAC Test vom Oktober 2019 (Werksangabe 0,75 kg/100km). Somit kosten 500 Km real mind. 50€.
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  • T. M.
    Wenn die Nachfrage steigt könnte der Preis vielleicht sinken 😉
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  • J. H.
    Ich vernute, dass der Wasserstoff eher teurer werden wird. Die Herstellung und Transport ist schon sehr aufwändig. Das ändert sich auch bei größeren Mengen wenig. Der Aufwand skaliert mit.
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  • G. S.
    Ein Kilogramm kostet derzeit 9,50€. Damit kommt man rund 100 Km weit.

    https://www.shell.de/energie-und-innovation/mobilitaet/wasserstoff.html

    Zum Vergleich: Das batterieelektrische Fahrzeug braucht (echte, nicht genormte) 17 Renault ZOE) bis 28 (Audi etron55) KWh Strom auf 100 Km. Da ist selbst der Betriebsstoff auf 100 Km noch günstiger.

    Und bei H2–Fahrzeugen weis man nicht, wie lange die Stacks in den Brennstoffzellen überhaupt halten bevor diese für teuer Geld getauscht werden müssen. Man munkelt, das Mercedes seinen GLC FuelCell deshalb nur verleast und nicht verkauft.
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  • J. H.
    Abgesehen von der katastrophalen Energiebilanz: MmN ist H2 nur begrenzt für den PKW-bereich geeignet.

    - Theoretisch dauert ein Tankvorgang nur 5 Minuten, aber nur, wenn die Tanksäule vorher genug Zeit hatte, um die nötigen 800bar Druck auf zu bauen. Wenn also unmittelbar davor getankt wurde, kann es schon mal 20min oder länger dauern. Man spricht von maximal 50 Tankvörgangen pro 24h pro Säule.

    Die Transportloistik ist alles andere als einfach.

    - Die H2 LKW können im Vergleich zu Diesel/Benzin LKW nur ungefähr die Hälfte an Tankfüllungen transportieren. Das liegt an der Gasform des Energieträgers und den erforderlichen Druck und Dichtungsanforderungen. Würde bedeuten, das bei gleicher Anzahl PKW doppelt so viele Versorgungs-LKW erfordelich wären. Das muss auch bezahlt werden.
    H2 hat seine Daseinsberechtigung bei Power-to-Gas oder für Nischenanwendungen, aber nicht bei PKW.

    Die teuerste aller Lösungen.

    Aber träumt nur schön weiter. Die Realität wird ein harter Schlag werden ...
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  • L. W.
    Wir haben einen Hinweis zu Ihrem Kommentar. Bitte belegen Sie Ihre Aussage
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  • B. L.
    Wasserstoff ist besser als die E-Kisten. Aber der Preis muss stimmen, und genügend Tankstellen sind Pflicht.
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  • T. M.
    Wird kommen ! 👍
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  • J. H.
    H Autos sind auch E Kisten
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  • K. P.
    Hallo Tommy, woher kommt die Abneigung gegen Elektroautos? Lade dich ein zur Probefahrt und zum persönlichen Test. Hast du Argumente für Wasserstoff (mit 700 bar im Auto!)?
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