
Industrie 4.0, Big Data, Künstliche Intelligenz: Das sind gängige Schlagworte für die Digitalisierung in Unternehmen. Sollte alles selbstverständlich sein, sagen Experten. Ist es aber nicht, sagt eine neue Untersuchung der Universität Würzburg. Kernaussage: In Mainfrankens Wirtschaft ist die Digitalisierung alles andere als selbstverständlich.
Es mag ein schwacher Trost sein, aber die Region reiht sich da in einen bundesweiten Trend ein. So war vor wenigen in der "Welt am Sonntag" zu lesen, dass der deutsche Mittelstand im internationalen Vergleich hinterher hinkt. Die Zeitung beruft sich auf eine Studie der WHU Otto Beisheim School of Management in der Nähe von Koblenz.
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Diese private Hochschule will herausgefunden haben, dass "lediglich eine Minderheit der Familienunternehmen" im Land digital ausgerichtet sei, heißt es in dem Bericht. Selbst einfache IT-Werkzeuge wie Cloud Computing seien selten im Einsatz.
Dazu passt eine aktuelle Analyse der Uni Würzburg in Zusammenarbeit mit der Industrie- und Handelskammer (IHK) Würzburg-Schweinfurt. Marcus Fischer, Florian Imgrund und Axel Winkelmann vom Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftsinformatik haben seit Juli vergangenen Jahres 48 meist mittelständische Unternehmen aus Handel, Dienstleistung und Industrie in Form von Interviews durchleuchtet. Ergebnis: Viele Firmen in Mainfranken haben bei der Digitalisierung deutlich Luft nach oben.

"Nur ganz wenige Unternehmen verstehen die Digitalisierung als strategische Komponente", urteilt Marcus Fischer. So stelle sich mancher Firmenchef handelsübliche Computer in den Betrieb und meine dann, das sei Digitalisierung. Irrtum. Fischer hat in seiner Analyse herausgefunden, dass 20 Prozent der befragten Unternehmen wenig Ahnung haben, was Digitalisierung wirklich bedeutet.
Was die Untersuchung bringen soll
Das zu ändern, sei der tiefere Sinn der Untersuchung, erklärt Frank Albert von der IHK in Würzburg. Eine Umfrage dieser Art habe es in der Region bislang nicht gegeben. Die Ergebnisse "geben uns ein erstes Gefühl" dafür, wie die vielen ratlosen Betriebe der Region von der Kammer bei der Digitalisierung unterstützt werden können.
Dabei müssen sie offenbar regelrecht zu den Futtertrögen getragen werden. Denn Albert zufolge sind Mainfrankens Unternehmen im bundesweiten Vergleich nicht besonders eifrig, wenn es darum geht, Fördermittel für die Digitalisierung ihres Betriebs zu beantragen. Es bleibe viel Geld ungenutzt, so Albert.
Wo es einen Überblick über Fördermittel gibt
Dabei biete doch die Bundesregierung mit ihrer frei abrufbaren Förderdatenbank einen guten Überblick, wo Unternehmer zum Beispiel für Investitionen in die Digitalisierung Fördermittel erhalten können. Die IHK hat auf ihren Internetseiten ein ähnliches Angebot.
Es sei ihm nicht klar, warum Mainfrankens Firmen so zurückhaltend sind, wenn es um solche Fördergelder geht, sagte Albert gegenüber dieser Redaktion. Marcus Fischer von der Uni Würzburg hat zumindest einen Ansatz: Die Verantwortlichen in den Betrieben seien derzeit so intensiv mit dem Alltagsgeschäft ausgelastet, dass sie für derlei fundamentale Fragen oft keine Zeit hätten.
Das bestätigt ein Blick in die Ergebnisse der Umfrage von Fischer und Kollegen, die dieser Redaktion vorliegen. Demnach gibt die Hälfte der Unternehmen an, dass fehlende Ressourcen das größte Hindernis seien, konsequent in die Digitalisierung einzusteigen. Andererseits ist die Meinung weit verbreitet, dass Digitalisierung die Abläufe im Betrieb verbessern und den Vertrieb voranbringen können. Mit anderen Worten: Die Einsicht ist da, doch der erste Schritt bleibt häufig aus.
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