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Würzburg/Schweinfurt
Coronavirus: Unternehmen in Mainfranken stehen unter Strom
Sorge, aber keine Panik: So lässt sich die Stimmung in der mainfränkischen Wirtschaft mit Blick auf das Coronavirus beschreiben. Einige Firmen gehen energische Schritte.
Mundschutz wie in dieser Fabrik in China müssen Beschäftigte mainfränkischer Unternehmen wegen des Coronavirus zwar noch nicht tragen. Dennoch sind die Hygieneregeln verstärkt worden. Einige Betriebe der Region stellen sich auf das Schlimmste ein.
Foto: Deng Hua, dpa | Mundschutz wie in dieser Fabrik in China müssen Beschäftigte mainfränkischer Unternehmen wegen des Coronavirus zwar noch nicht tragen. Dennoch sind die Hygieneregeln verstärkt worden.
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:32 Uhr

Hygieneregeln werden verschärft, Dienstreisen abgesagt und Notfallpläne aufgestellt: Die Ausbreitung des Coronavirus in Europa hat Mainfrankens Wirtschaft alarmiert. Wie eine stichprobenartige Umfrage dieser Redaktion unter großen Unternehmen in der Region zeigt, herrscht in den Chefetagen zwar keine Panik - aber mitunter große Sorge.

Beim Würzburger Druckmaschinenhersteller Koenig & Bauer etwa werden die Mitarbeiter gebeten, bei Begrüßungen bis auf Weiteres auf den Händedruck zu verzichten. Über das Intranet sowie mit Aushängen werde die Belegschaft auf besondere Hygienevorschriften im Betrieb hingewiesen, teilte Sprecherin Dagmar Ringel mit.

Coronavirus: Unternehmen in Mainfranken stehen unter Strom
Foto: dpa-infografik GmbH

Demzufolge sind bei Koenig & Bauer internationale Treffen abgesagt worden, vermehrt werden stattdessen Telefonkonferenzen abgehalten. Zudem sei ein internes Notfall-Telefon für Beschäftigte eingerichtet worden, die Bedenken wegen ihres Gesundheitszustandes haben.

Beim Automobilzulieferer ZF gelten für die Werke in Schweinfurt die selben Regeln wie für den gesamten Konzern mit Sitz in Friedrichshafen, so ein Sprecher. Das heißt unter anderem: Das Personal sei über Schutzmaßnahmen gemäß den Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation informiert worden. Und: Besucher der Werke werden dem Sprecher zufolge an den Eingängen gefragt, ob sie sich in den vergangenen Wochen in vom Coronavirus betroffenen Gebieten aufgehalten haben.

Auch der Kugellagerspezialist SKF in Schweinfurt setzt auf intensive Hygieneregeln, unter anderem durch Verzicht aufs Händeschütteln. "Wir sind natürlich sehr besorgt über die Entwicklung", teilte Sprecherin Klara Weigand mit. Aber: "Derzeit sehen wir noch keinen Grund zur Panik." Hygieneregeln würden schon immer während der Grippesaison ausgegeben.

Dennoch existiere neuerdings ein "Corona-Notfall-Team", das sich regelmäßig abstimme. Der Werksarzt verfolge täglich die aktuellen Entwicklungen. Mitarbeiter, die vor den Reisebeschränkungen in Corona-Gebieten waren, "bleiben zwei Wochen zu Hause" und arbeiteten vorsichtshalber von dort aus, so Weigand.

Ähnlich geht Koenig & Bauer mit Beschäftigten um, "die in Länder reisen, die unter Beobachtung stehen". Sie erhalten der Sprecherin zufolge vorab eine gesonderte Reiseberatung durch den Betriebsarzt und eine Reiseapotheke.

  • Info-Sammlung des Robert-Koch-Instituts zum Corona-Virus

Wie viele andere befragten Unternehmen stellt auch der weltweit agierende Kunststoffspezialist Wirthwein in Creglingen (Main-Tauber-Kreis) seinen Mitarbeitern vorbeugend Desinfektionslösungen für die Reinigung der Hände zur Verfügung. "Wir achten aber schon immer auf Sauberkeit und Hygiene", relativiert Sprecherin Daniela Pfeuffer.

Wirthwein: Ansteckungsgefahr auf dem Land geringer

Bei Wirthwein setzt man auf die Tatsache, dass sich das Familienunternehmen nicht in einem Ballungsraum befindet. Auf dem Land sei das Ansteckungsrisiko geringer. Dennoch beobachte man die allgemeine Lage mit Bangen, so Pfeuffer.

Beim mittelfränkischen Automobil- und Industriezulieferer Schaeffler gibt es nach eigenen Angaben wegen des Coronavirus einen regionalen und einen globalen Krisenstab. Sie tagten derzeit regelmäßig, so eine Sprecherin. Schaeffler hat eine Niederlassung unter anderem in Schweinfurt.

"Die wirtschaftlichen Folgen werden uns zeitversetzt treffen."
IHK-Außenhandelsexperte Kurt Treumann über die Lage in Mainfranken

Der Konzern habe für seine Belegschaft einen Reisestopp von und nach China erlassen. Vergleichbares gilt für die kommenden Wochen bei ZF, SKF, Wirthwein, Koenig & Bauer und Fresenius Medical Care. Der Hersteller von Dialysegeräten teilte mit, dass im Werk in Schweinfurt derzeit keine wirtschaftlichen Folgen des Coronavirus zu spüren seien. Die Belieferung der Produktion gerade aus dem Ausland sei sichergestellt. SKF geht das nach eigenen Angaben ähnlich.

Koenig & Bauer hingegen spürt wirtschaftliche Folgen, "die je nach Region sehr unterschiedlich ausfallen", so Sprecherin Ringel. An ausländischen Standorten könne es mitunter in vier bis sechs Wochen zu Lieferengpässen kommen. SKF meldet indes: Eine gravierende Störung in der Lieferkette sei "derzeit noch nicht erkennbar".

Coronavirus: IHK hat Info-Portal im Internet

Um die Unternehmen auf dem Laufenden zu halten, hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) Würzburg-Schweinfurt im Internet ein Info-Portal rund um das Coronavirus aufgelegt. IHK-Außenhandelsexperte Kurt Treumann geht davon aus, dass "uns die wirtschaftlichen Folgen zeitversetzt treffen". Grund seien die langen Transportzeiten der Waren von und nach China sowie die wegen der Corona-Epidemie dort verlängerten Werksferien in Folge des Neujahrsfests.

ZF, Schaeffler und Fresenius produzieren in China nach eigener Darstellung vor allem für den Markt dort. Es sei wegen der verlängerten Werksferien zu Einschnitten gekommen. In den drei Wirthwein-Werken in China hätten erst 30 Prozent der Belegschaft an den Arbeitsplatz zurückkehren können, teilte Sprecherin Pfeuffer mit.

Auch in den 40 ZF-Werken in China ist Konzernangaben zufolge die Produktion "noch lange nicht bei 100 Prozent". Die Mitarbeiter dort seien "zu einem Höchstmaß an Hygiene" angehalten und müssten unter anderem Mundschutz tragen.

Betrieb dicht: Gehalt muss weitergezahlt werden
Ordnen die Behörden wegen des Coronavirus vorsichtshalber die Schließung eines Betriebes an, dann bekommen die Arbeitnehmer grundsätzlich Lohn und Gehalt weiter. Das teilte das Bundesarbeitsministerium mit. Der Arbeitgeber trage das Betriebsrisiko und sei deshalb weiter zur Entgeltzahlung verpflichtet, "wenn die Arbeitnehmer arbeitsfähig und arbeitsbereit sind, aber der Arbeitgeber sie aus Gründen nicht beschäftigen kann, die in seiner betrieblichen Sphäre liegen". Dies gelte auch dann, wenn die Schließung behördlich angeordnet sei. Ausgefallene Arbeitszeit müsse dann später nicht nachgearbeitet werden.
Bisher gab es wegen des Coronavirus kaum Betriebsschließungen. Schlagzeilen machte vor einigen Tagen allerdings der oberbayerische Autozulieferer Webasto, der seine Zentrale zwei Wochen lang schloss. (afp/aug)
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