zurück
Würzburg/Schweinfurt
Corona und Arbeitslosigkeit: Wie hart trifft es Mainfranken?
Die Pandemie hat in Bayern zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit geführt. Vor allem Ballungszentren sind betroffen. Wie es in der Region aussieht.
Die Corona-Krise hat für mehr Arbeitslose gesorgt. Doch in eher ländlichen Gegenden wie Mainfranken ist die Lage im Vergleich zu bayerischen Ballungszentren noch moderat.
Foto: Larissa Schwedes, dpa | Die Corona-Krise hat für mehr Arbeitslose gesorgt. Doch in eher ländlichen Gegenden wie Mainfranken ist die Lage im Vergleich zu bayerischen Ballungszentren noch moderat.
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 06.03.2024 16:09 Uhr

Wohl dem, der auf dem Land lebt: Im Gegensatz zu den Ballungszentren sind die wirtschaftlichen Folge der Corona-Krise in den vergangenen Monaten in dünner besiedelten Gebieten Bayerns glimpflicher ausgefallen. Das ist aus Zahlen zu interpretieren, die das Wirtschaftsministerium in München veröffentlicht hat.

Demnach ist die Arbeitslosenquote 2020 im Durchschnitt und im Vergleich zu 2019 in den Metropolregionen um einen Prozentpunkt überproportional gestiegen, im ländlichen Raum hingegen nur um 0,7 Prozentpunkte.

Warum Mainfranken noch gut dasteht

Was sich marginal anhört, stellt gerade Mainfranken in ein günstiges Licht. Denn dort liegt das corona-bedingte Plus bei der Arbeitslosigkeit unter dem Landesdurchschnitt.

So stieg im Bereich der Arbeitsagentur Würzburg 2020 die Quote von 2,3 auf 2,9 Prozent, im Bereich der Arbeitsagentur Schweinfurt von 3 auf 3,6 Prozent – in Bayern indes von 2,8 auf 3,6. Der Bereich Würzburg deckt die Stadt- und Landkreise Würzburg, Kitzingen und Main-Spessart ab, der Bereich Schweinfurt die Stadt- und Landkreise Schweinfurt, Haßberge, Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld.

Unterschiede zwischen Großstadt und flachem Land

Der Stadt-Land-Unterschied wurde allein im Februar deutlich: Da ging die Arbeitslosenquote im Raum München gegenüber dem Vorjahresmonat von 3,1 auf 4,4 Prozent hoch – im Raum Main-Rhön hingegen nur von 3,3 auf 3,7. Der allgemeine Anstieg der Arbeitslosigkeit in Bayern sei "insbesondere auf die Auswirkungen der Corona-Krise auf den Arbeitsmarkt zurückzuführen", so das Wirtschaftsministerium in seiner Analyse.

Freilich stecken hinter der nüchternen Statistik viele Einzelschicksale: 275 000 Menschen (2019: 212 000) hatten im vergangenen Jahr im Freistaat keinen Job. Das ist so viel, wie die Städte Würzburg, Schweinfurt, Bad Kissingen und Aschaffenburg insgesamt Einwohner haben.

Immer wieder ist in den vergangenen Monaten die Frage aufgeworfen worden, wohin die Corona-Krise wirtschaftlich noch führen wird. Was Insolvenzen angeht, ist in Bayern eine Welle bislang ausgeblieben. Was die Arbeitslosigkeit betrifft, ebenfalls – und ein dickes Ende scheint "eher nicht" in Sicht.

Davon geht jedenfalls Wolfgang Albert aus, Sprecher der Agentur für Arbeit in Würzburg. Das Gegenteil eines dicken Endes sei sogar zu erwarten: Die Frühjahrsbelebung des Arbeitsmarktes sei heuer stärker als im vergangenen Jahr.

Dennoch seien trotz dieser Frühjahrsbelebung "die Spuren des Coronavirus auf dem regionalen Arbeitsmarkt nicht zu übersehen", ergänzte Agentur-Geschäftsführerin Kerstin Vierhock in dem am Mittwoch vorgelegten Monatsbericht. Insbesondere die Zahl der Langzeitarbeitslosen und der Bestand an gering qualifizierten Arbeitskräften sei "deutlich angewachsen".

Sprecher Albert zufolge stützt nach wie vor die Kurzarbeit den Arbeitsmarkt in der Region. Den Angaben seiner Agentur zufolge arbeiteten zum Beispiel im vergangenen November 17 200 Menschen (Oktober: 15 880) in fast 1960 Betrieben (1440) verkürzt. Die Kurzarbeiterquote als Verhältnis zur Gesamtzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten lag im Raum Würzburg bei 7,9 Prozent (7,3).

Ähnlich ist die Situation in Main-Rhön. "Die negativen Effekte des Lockdowns werden weiterhin überwiegend durch die Kurzarbeit aufgefangen", fasst Thomas Stelzer die Situation auf dem Arbeitsmarkt zusammen. Für den Leiter der Agentur für Arbeit in Schweinfurt ist bei der Kurzarbeit zu sehen, dass "das Ausmaß der Pandemie alle vorherigen Krisen in unserer Region in den Schatten stellt".

Für Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) ergibt sich ein anderes Fazit der bisherigen Pandemie-Monate: "Der ländliche Raum steckt den Corona-Schock besser weg als Metropolen." Die Struktur mit Mittelstand und starkem Handwerk erhöhe auf dem Land "die Pandemie-Resilienz entscheidend", hob der Politiker in einer Stellungnahme hervor.

So haben sich nach Angaben des Aiwanger-Ministeriums neben Mainfranken Teile der Oberpfalz sowie der Raum Landshut als "besonders krisenrobust" erwiesen. Das zeige sich an einem jeweils moderaten Anstieg der Arbeitslosigkeit im Vergleich etwa zu den Ballumgsräumen München und Nürnberg. 

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Schweinfurt
Kitzingen
Jürgen Haug-Peichl
Arbeitsagentur Schweinfurt
Arbeitsagenturen
Arbeitslosenquote
Arbeitslosigkeit
Arbeitsmarkt
Coronavirus
Covid-19-Pandemie
Freie Wähler
Hubert Aiwanger
Langzeitarbeitslose
Wirtschaftsminister
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen