Wie schon an so vielen Tagen wartet auch heute Jürgen Bode, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Würzburg-Schweinfurt, auf die Entscheidungen der Politik in München und Berlin. "Wir wollen und müssen unsere Unternehmen schnell informieren", sagt Bode im Gespräch mit der Redaktion, in dem es um die Industrie, den Mittelstand und den Handel in Stadt und Landkreis Schweinfurt geht.
Hier ist vieles momentan nicht viel anders als anderenorts, doch Bode hat zwei Trümpfe ausgemacht, mit denen die regionale Wirtschaft punkten könne: Nicht nur, aber auch die Großbetriebe in Schweinfurt seien hoch innovativ und würden die Produkterneuerung als permanenten Auftrag im Wettbewerb sehen. Und es gibt die Hochschule für angewandte Wissenschaften mit den zur Industrie passenden Studienfächern, die sich durch die Internationalisierung und – ganz aktuell – mit der Robotik ein Alleinstellungsmerkmal geschaffen habe und national wie international von der Bezirksliga in die Champions League durchstarte.
Absatzmärkte brechen weg
Bis Mitte Oktober, als die Anzahl der Infektionen mit dem Coronavirus sprunghaft kletterten, hatte die IHK in der Region "vorsichtige Anzeichen einer wirtschaftlichen Erholung" notiert. Damit sei es inzwischen vorbei. Die sich verschärfende Lage bereite allergrößte Sorge und dies keinesfalls nur wegen der Situation in Deutschland. Auch in der Region werde viel für den Export produziert, davon 60 Prozent für die Kundschaft in der EU, wo sich die Pandemie zumeist noch weit aggressiver als zwischen Nord- und Königssee ausbreite. Absatzmärkte würden wegbrechen – nicht nur bei den Waren, sondern auch für Güter, die beispielsweise bei der Automatisierung (samt den Spezialisten für den Einbau) aus Schweinfurt in die ganze Welt verschickt werden, so Bode.
Noch mulmiger wird Bode beim Blick auf den Handel. Im März war es zu drastischen Rückgängen bei den Verkaufszahlen gekommen: bei Bekleidung um 75 Prozent, bei Schuhen um 68 Prozent und bei Möbeln um 41 Prozent. Schnell erholt hatten sich nur wenige, darunter die Fahrradbranche. Als weitere Gewinner nennt die IHK in Schweinfurt den Lebensmittel- und den Internethandel. Ausgeblieben ist in der mainfränkischen Wirtschaft bislang eine Pleitewelle, die jedoch zumindest teilweise noch von der ausgesetzten Insolvenzantragspflicht verdeckt werde. "Wir standen schon im August in den Startlöchern. Doch auch noch im September tat sich nur wenig. Da kommt noch was auf uns zu", sagt Jürgen Bode.
Die IHK informiert
Für Betroffene bietet die IHK reichlich Informationen, darunter das Informationsportal Corona auf der Website, die Hotline (unter Telefon 0931 4194800) und interaktive Webinare. Kandidaten, die ihre Zahlungsverpflichtungen nicht mehr erfüllen können, sieht der Hauptgeschäftsführer insbesondere bei Betrieben, denen es schon vor Corona nicht gut ging. Aber auch etlichen Start-up-Firmen und anderen Existenzgründern sowie erfolgreichen Unternehmen, die im Vertrauen auf Wachstum jüngst investiert haben, drohe ein ähnliches Schicksal.
Auf die Großindustrie angesprochen, verweist Bode auf die am Standort für SKF und Schaeffler wichtige Industriesparte, die weniger gebeutelt sei, als die Branche der Zulieferer für die schon vor Corona in die Rezession geratene Automobilindustrie. Und doch setzt Bode auch auf den Zulieferer ZF, der in Schweinfurt sein Kompetenzzentrum E-Mobilität hat und dem er eine wichtige Rolle bei der Überarbeitung traditioneller und der Umsetzung alternativer Antriebe zutraut.
Beieindruckt ist der Hauptgeschäftsführer von den Forschungsleistungen auch bei SKF und Schaeffler, die Schweinfurts weltweite Spitzenposition beim Bau von Großlagern erst in jüngster Vergangenheit unterstrichen hätten, und von der "hervorragenden Entwicklung" der Hochschule für angewandte Wissenschaften (FHWS).
Schützen Sie Ihren Gegenüber, beachten Sie die AHA-Regeln und bleiben Sie gesund.
Und falls Sie, Ihre Familie oder Freunde eine Intensivbehandlung benötigen, nicht vom Krankenhaus abgewiesen werden müssen.