Die Corona-Krise hat dem mainfränkischen Arbeitsmarkt nicht so sehr zugesetzt, wie bisweilen befürchtet. Das zeigen die jetzt veröffentlichten Statistiken der Agenturen für Arbeit in Würzburg und Schweinfurt. Die Region sei "mit einem blauen Auge durch das Pandemiejahr 2020 gekommen", sagt Würzburgs Agenturchef Stefan Beil.
Im Jahresdurchschnitt waren 2020 in Mainfranken 17 600 Menschen arbeitslos gemeldet, 3400 mehr als 2019. Die Quoten gingen in den Agenturbezirken Würzburg/Kitzingen/Main-Spessart sowie Schweinfurt/Bad Kissingen/Haßberge/Rhön-Grabfeld im Vergleich zu 2019 jeweils um 0,6 Prozentpunkte nach oben - auf 2,9 beziehungsweise 3,6 Prozent. Beils Fazit: "Insbesondere die Folgen der Corona-Krise haben dazu geführt, dass der Arbeitsmarkt nicht mehr an den positiven Trend der zurückliegenden Jahre anknüpfen konnte."
Ein Ausreißer in der Statistik stellt die stark von der Industrie geprägte Stadt Schweinfurt dar. Dort lag die Arbeitslosenquote 2020 bei sieben Prozent. Zum Vergleich: 3,4 Prozent waren es in Unterfranken, 3,6 Prozent in Bayern und 5,9 Prozent in Deutschland.
Die Entwicklung glich 2020 einer Achterbahnfahrt: War der Arbeitsmarkt zu Jahresbeginn vor allem aus konjunkturellen Gründen angezählt, knickte er im Frühjahr wegen der Pandemie stark ein: die Arbeitslosenzahlen gingen vor allem im April und Mai schlagartig in die Höhe.
Dann kam der Arbeitsmarkt nach einer "kurzen Phase der Stabilisierung" wegen der zweiten Infektionswelle gegen Ende des Jahres erneut unter Druck, teilt die Arbeitsagentur Schweinfurt mit. Würzburg meldet Ähnliches.
Übers Jahr hinweg erwies sich die Kurzarbeit als der Rettungsanker schlechthin. Dieses staatlich geförderte Instrument habe ein nie gekanntes Ausmaß erreicht sowie "Beschäftigung in der Region gesichert und damit eine noch höhere Arbeitslosigkeit verhindert", so Agenturchef Beil.
Wann die Werte am höchsten waren
Spitzenmonat war der April, als im Bereich der Würzburger Agentur nahezu 4000 Unternehmen für insgesamt 41 000 Beschäftigten Kurzarbeit anstrebten. Zum Vergleich: Im Zuge der Finanzkrise 2008/2009 seien es in der Spitze 11 000 Beschäftigte in 240 Betrieben gewesen.
Gegenüber 2019 ist im vergangenen Jahr insbesondere die Arbeitslosigkeit unter Jugendlichen gestiegen. Bei den unter 25-Jährigen ist den Angaben zufolge im Bereich Würzburg/Kitzingen/Main-Spessart eine Zunahme um fast 40 Prozent zu verzeichnen gewesen.
Im Raum Schweinfurt/Main-Rhön waren im April laut Arbeitsagentur 3254 Betriebe von Kurzarbeit betroffen. Mit 38 000 Mitarbeitern erreichte dort die Zahl der Betroffenen im Mai den Höchstwert. Dies bedeute, dass 30 Prozent der Unternehmen in dieser Region und 22 Prozent aller Beschäftigten in Kurzarbeit gehen mussten. Die Agentur geht davon aus, dass damit aber für 10 000 Menschen der Job gerettet werden konnte.
"Positiv ist, dass es bisher gelang, die meisten Beschäftigungen und die leistungsfähigen Strukturen vieler Unternehmen zu erhalten", meint Schweinfurts Agenturchef Thomas Stelzer. Tatsache ist aber auch, dass im Bereich der Arbeitsagentur Schweinfurt 2020 die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten das erste Mal seit elf Jahren kleiner geworden ist - um ein Prozent gegenüber 2019. Grund sei, dass Unternehmen in der Tendenz davon Abstand genommen haben, neues Personal einzustellen, so Stelzer. Die Zahl offener Stellen lag 2020 nach Agenturangaben im Schnitt bei 3831, das sind 23 Prozent weniger als im Jahr davor.