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Schweinfurt
Corona: Großindustrie in Schweinfurt bereit für Kurzarbeit
Die Corona-Pandemie trifft die Autoindustrie hart. Schweinfurt ist das industrielle Zentrum von Mainfranken. Welche Folgen hat das dort für ZF, Schaeffler oder SKF?
Das große Schweinfurter Werk Süd von ZF im Hafengebiet: Der Standort Schweinfurt, der für den Automobilbau produziert, steuert wegen der Coronakrise derzeit massiv auf Kurzarbeit zu. ,
Foto: Josef Lamber | Das große Schweinfurter Werk Süd von ZF im Hafengebiet: Der Standort Schweinfurt, der für den Automobilbau produziert, steuert wegen der Coronakrise derzeit massiv auf Kurzarbeit zu. ,
Stefan Sauer
Stefan Sauer
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:33 Uhr

Die Folgen der Coronakrise für die Schweinfurter Großindustrie sind derzeit offenbar unterschiedlich. Die einen trifft es direkt, bei anderen läuft der Betrieb noch normal. So wird sich die Schließung großer Autofabriken in Folge von Corona bei SKF in Schweinfurt mit 4200 Beschäftigten nach jetziger Einschätzung nur "im begrenzten Umfang auswirken", heißt es auf Anfrage dieser Redaktion. Grund: SKF liefere weniger für den Automobilbau, sondern in erster Linie für die Industrie. Ob es zur Schließung von Teilbereichen kommen wird, sei noch nicht absehbar. Das hänge von der weiteren Entwicklung, aber auch von Lieferanten ab.

SKF produziert normal

"Eine komplette Betriebsruhe ist derzeit nicht geplant", hieß es am Freitag weiter. Zurzeit laufe die Produktion völlig normal, es gebe deshalb auch noch keine Planung, aus Corona-Gründen Kurzarbeit anzumelden und über betriebliche Aufstockung nachzudenken. "Das ist aber die Lage im Augenblick", betonte Pressesprecherin Klara Weigand auf Nachfrage. "Wie die Lage in ein paar Tagen ist, weiß niemand." Vor Tagen wurden bei SKF aus Sicherheitsgründen bereits alle Kantinen geschlossen

SKF produziert weitgehend für die Industrie und deshalb derzeit noch im Normalmodus. Von Kurzarbeit ist noch keine Rede. Die Lage könne sich aber täglich ändern, heißt es.
Foto: Anand Anders | SKF produziert weitgehend für die Industrie und deshalb derzeit noch im Normalmodus. Von Kurzarbeit ist noch keine Rede. Die Lage könne sich aber täglich ändern, heißt es.

Der Herzogenauracher Auto- und Industriezulieferer Schaeffler hat eine "Anpassung" der Produktion im Automobilgeschäft für alle seine deutschen und europäischen Standorte angekündigt - eine nach unten. Mit dem Betriebsrat wurden mögliche Maßnahmen wie Schließtage, Gleitzeitkonten, Betriebsferien und Regelungen zur Kurzarbeit an allen deutschen Standorten vereinbart. Doch hiervon wird der Standort Schweinfurt zunächst zumindest kaum betroffen sein, weil die gut 5000 Beschäftigten nicht für den Automobilbau arbeiten, sondern für die Industrie.

Schaeffler: Nachfrage ist noch da

Es sei aber gerade "die Automobilproduktion, die wegbricht", sagte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Norbert Lenhard. "Die Industrienachfrage ist noch da." In einem Rundbrief teilte der Schweinfurter Betriebsrat den Beschäftigten am Donnerstag mit, derzeit werde eine Betriebsvereinbarung über Zuzahlungen auf das Kurzarbeitergeld verhandelt, das nur rund 60 Prozent des Nettoverdienstes beträgt. "In Kürze wäre dann der Betrieb auf eine Teilschließung oder völlige Schließung vorbereitet." Wann welche Maßnahmen getroffen werden, "wird der Krisenstab abwägen müssen".

Die Schaeffler-Industriesparte in Schweinfurt ist - anders als die Automotive-Standorte - derzeit noch nicht von Auftragsmangel in Folge von Corona betroffen. Vorbereitungen zur Kurzarbeit laufen aber.
Foto: Josef Lamber | Die Schaeffler-Industriesparte in Schweinfurt ist - anders als die Automotive-Standorte - derzeit noch nicht von Auftragsmangel in Folge von Corona betroffen. Vorbereitungen zur Kurzarbeit laufen aber.

Vom Stopp der Automobilproduktion großer Hersteller wie Daimler und VW ist am massivsten und unmittelbar der ZF-Standort Schweinfurt mit seinen 9500 Beschäftigten betroffen, wo unter anderem Kupplungen und Stoßdämpfer gefertigt werden. Das bestätigt auf Anfrage der Betriebsratsvorsitzende Oliver Moll. Zeitkonten werden abgebaut und auf "Kurzarbeit für weite Teile der Belegschaft in Deutschland" umgestellt. Bei ZF in Schweinfurt seien davon in einem ersten Schritt 20 bis 30 Prozent der Mitarbeiter betroffen - also zwischen 2000 und 3000 Beschäftigte.

ZF geht massiv in Kurzarbeit 

Mit dem Gesamtbetriebsrat hat ZF vereinbart, das Kurzarbeitergeld für alle Beschäftigten auf 90 Prozent des Nettoeinkommens aufzustocken. Die Regelung gelte bis einschließlich Juni. "Der kombinierte Einsatz von 25 Prozent Gleitzeit und 25 Prozent Urlaubszeit sowie 50 Prozent Kurzarbeit ermöglicht das Ruhen von Produktion und Verwaltung und sichert die Beschäftigung der Belegschaft", so die ZF-Mitteilung. Kunden würden weiter beliefert mit der Folge, "dass vereinzelt Werke und Produktlinien sowie Teile der Verwaltung normal weiterarbeiten".

Von der Bosch-Rexroth AG, die in Schweinfurt und Volkach (Lkr. Kitzingen) mit 1800 Beschäftigten Linearsysteme fertigt, war bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme über coronabedingte Änderungen der Fertigung zu bekommen. Auch der Schweinfurter Betriebsratsvorsitzende war nicht erreichbar. Er sei in Kurzarbeit, hieß es auf Anfrage.

Fresenius fertigt wie gehabt

In Schweinfurt unterhält der Medizingerätehersteller Fresenius Medical Care (FMC) seinen weltweit größten Produktionsstandort für Dialysemaschinen. Derzeit laufe die Produktion ohne nennenswerte Einschränkung, sagte Unternehmenssprecher Steffen Rinas. Transport und Logistik seien etwas erschwert, Probleme mit Zulieferern von Vorprodukten gebe bisher nicht.

Wenn Mitarbeiter ausfallen, dann nicht weil sie unter Quarantäne stünden, sondern wegen der Schließung von Kitas und Schulen. Kurzarbeit für die 1200 Beschäftgiten ist demnach kein Thema. Konzernweit sei - wo es geht - Homeoffice empfohlen. In der Produktion sei das natürlich nicht möglich.

Das Fresenius-Werk im Hafen: Der Hersteller von Dialysemaschinen mit seinen 1200 Beschäftigten produziert zurzeit ohne Einschränkungen weiter. Kurzarbeit ist kein Thema.
Foto: Josef Lamber | Das Fresenius-Werk im Hafen: Der Hersteller von Dialysemaschinen mit seinen 1200 Beschäftigten produziert zurzeit ohne Einschränkungen weiter. Kurzarbeit ist kein Thema.
 
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