Mit einer ungewöhnlich hohen Rückhol-Quote macht Insolvenzverwalter Michael Jaffe den 54 000 Geldgebern, die vom Schiffscontainer-Vermieter P & R betrogen wurden, Hoffnung: Zwar hatte es einen Teil der 1,6 Millionen Behälter, die sie vermeintlich gekauft hatten, gar nicht gegeben. Stattdessen offenbarte sich nach der Pleite ein betrügerisches "Schneeballsystem" auf Kosten der Anleger. Aber die vorhandenen restlichen Container bringen nach Deutschlands derzeit größter Pleite mit insgesamt etwa 3,5 Milliarden Euro Forderungen durch Vermietung jetzt Geld zurück. Und zwar – trotz oder wegen Corona – weit mehr, als sonst bei Pleiten erlöst werden: 325 Millionen Euro seien bis Ende März bereits hereingekommen, teilt Insolvenzverwalter Jaffe jetzt mit.
Unter den Betroffenen sind mehrere hundert Geldgeber aus Unterfranken, die mit langjährigen Investments privat für ihr Alter vorsorgen wollten. In Würzburg hat sich um den Rechtsanwalt Eckard Pongratz eine Interessengemeinschaft Geschädigter gebildet, um gemeinsam wirksamer eigene Forderungen durchsetzen zu können.
Weiter Vermietung statt Notverkauf
Wenn die Strategie des Insolvenzverwalters aufgeht, sehen die Geldgeber 30 Cent von jedem investierten Euro wieder. Grundlage des Erfolges war laut Jaffe die Entscheidung, keinen Notverkauf vorzunehmen, sondern die Gläubiger davon zu überzeugen, das Geschäftsmodell mit der Vermietung der Container fortzusetzen. "Wären die Strukturen zusammengebrochen, wären die Gläubiger leer ausgegangen."
Die Nutzung der Container sei durch die Corona-Krise nicht beeinträchtigt, so Jaffe: "Es kam im Gegenteil eher zu einer erhöhten Nachfrage, weil sich gleichzeitig das Angebot verringerte." Neue Container würden in China hergestellt. Dort aber sei die Produktion "teilweise komplett heruntergefahren", sagt Jaffe. Die Folge: Die P & R-Container wurden weiter gut vermietet: "Es gab bislang keine Ausfälle und keine Verzögerungen."
Ziel: Eine Milliarde Euro Erlös
Der Insolvenzverwalter will erste Abschlagszahlungen in diesem Jahr auf den Weg bringen. Derzeit arbeite man daran, die letzten Vergleichsvereinbarungen in den noch offenen Fällen (meist Erbfälle) bis zum Sommer zu erstellen und verschicken zu können. 80 000 Forderungen der Anleger seien geprüft und festgestellt worden. Beim nächsten Prüfungstermin sollen Mitte Juni erneut mehrere tausend Forderungen festgestellt werden. „An unserem Ziel, aus dem Containerportfolio Erlöse von über einer Milliarde Euro für die Gläubiger zu erwirtschaften, hat sich nichts geändert“, schreibt Jaffé in einer aktuellen Mitteilung an die Gläubiger.
Hedgefonds will Kasse machen
Bis das Insolvenzverfahren beendet ist, können nach Ansicht von Experten noch zehn Jahre vergehen. Das macht sich nach Recherchen des Verbraucherportals „procontra“ der Hedgefonds York Capital zunutze, der Gläubigern ihre Forderungen abkauft. Zuletzt habe York Capital sein Angebot von 14 auf 16 Prozent der angemeldeten Forderungen erhöht.
Im Vergleich zu einer avisierten Insolvenzquote von 30 Prozent fällt dieses Angebot zwar deutlich niedriger aus. Der Hedgefonds verspricht dafür schnelle Auszahlungen und verweist auf die zahlreichen Unsicherheitsfaktoren wie Wechselkursrisiken oder sinkende Containerpreise, die die Insolvenzquote beeinflussen können. Bislang haben nach Angaben von York Capital 400 Anleger das Angebot angenommen und Forderungen in Höhe von 20 Millionen an den Hedgefonds verkauft.