Schock-Nachricht für die Anleger der insolventen Münchner Containerfirma P&R: Fast zwei Drittel der 1,6 Millionen Schiffscontainer, für die Investoren (auch aus Unterfranken) gezahlt haben, gibt es gar nicht. Das heißt: Ein Großteil des Geldes ist weg. Nach Schätzungen dürfte sich die Anlagesumme 3,5 Milliarden Euro belaufen. P&R dürfte damit zum größten Anlagebetrug in der Geschichte der Bundesrepublik werden.
Staatsanwaltschaft: Arbeitsgruppe „Container“
Nun tritt ein, was unterfränkische Anwälte von Betroffenen vor kurzem gegenüber dieser Redaktion vorhergesagt hatten: Jetzt hat die Staatsanwaltschaft München I Ermittlungen gegen frühere und heutige Geschäftsführer der P&R-Gruppe unter anderem wegen des Verdachtes des Betruges aufgenommen, wie sie am Donnerstag erklärte. Dazu sei eine eigene Arbeitsgruppe unter dem Namen „Container“ eingerichtet worden, um den hohen Aufwand bewältigen zu können, der den Strafverfolgern jetzt bevorsteht.
Viele Anleger auch aus Unterfranken
Auch in Unterfranken hatten hunderte von Anlegern teilweise über 30 Jahre hinweg in die scheinbar sichere Geschäftsidee investiert: sie kauften Container, die von P&R dann an Reedereien vermietet wurden. Nach drei bis fünf Jahren wurden die gebrauchten Container zurück gekauft und verwertet. Für die Investoren brachte das drei bis fünf Prozent Zinsen – solange die Geschäfte liefen.
Von 2012 bis 2016 litt P&R aber unter der Krise in der Schifffahrt, die auch die Container-Preise nach unten zog. Nach Aussage des vorläufigen Insolvenzverwalters Michael Jaffé hat das Unternehmen Container veräußert, um die Mieten zu zahlen und die Stahlboxen von den Anlegern zurückkaufen zu können.
Nur 600 000 Container statt 1,6 Millionen?
Nun legen Recherchen des Insolvenzverwalters nahe: Bei der insolventen Investmentfirma aus Grünwald bei München haben Anleger möglicherweise über Jahre hinweg Geld in Schiffscontainer gesteckt, die gar nicht existierten.
Nach Angaben Jaffés und der Staatsanwaltschaft steht den 1,6 Millionen Schiffscontainern, die über vier zu der Gruppe gehörende Verwaltungsgesellschaften an rund 54 000 Anleger verkauft wurden, eine Flotte von nur rund 600 000 Containern gegenüber.
Größere Zahl an Beschuldigten
„Im Rahmen des Ermittlungsverfahrens wird die strafrechtliche Verantwortlichkeit hinsichtlich der Beschuldigten in Bezug auf jeden Anleger von Amts wegen geklärt werden“, so die Staatsanwaltschaft. Die Ermittler haben nach Angaben einer Sprecherin eine größere Zahl von Beschuldigten im Visier.
Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft dürften nun noch mehr Anleger zu Anwälten treiben. In Würzburg hat Anfang Mai Rechtsanwalt Eckardt Pongratz eine Interessengemeinschaft geschädigter Investoren gegründet, um in der Gruppe die Interessen der Anleger besser vertreten zu können als mit Einzelfällen.
Jaffé rief die Anleger dazu auf, Ruhe zu bewahren. Ihre Forderungen können die Anleger derweil erst nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens anmelden, das für Juli erwartet wird.