Noch einen Monat, dann läuft wieder die CeBIT in Hannover. Die weltgrößte IT-Messe, wie immer wieder zu lesen ist. Doch dieses Superlativ hat zweifellos an Glanz verloren: Die Aussteller- und Besucherzahlen sind seit Jahren tendenziell rückläufig. Für das Dutzend Aussteller aus Mainfranken ist die Messe nach wie vor wichtig, doch das Engagement wurde mitunter auf ein Mindestmaß heruntergefahren.
Yaveon: Messen verlieren an Bedeutung
„Die CeBIT verliert an Bedeutung“, ist sich Wernher von Schrader sicher. Das sei bei anderen Messen ähnlich. Nach den Worten des Marketingleiters der Yaveon AG wendet das Würzburger Unternehmen mit seinen 110 Mitarbeitern heuer nur noch ein Viertel für die Messe auf wie noch vor einigen Jahren. Yaveon ist seit 2009 in Hannover vertreten, in diesem Jahr nur noch an einem Gemeinschaftsstand mit Microsoft-Partnern.
Von Schrader schließt nicht aus, dass Yaveon eines Tages der CeBIT ganz den Rücken kehren wird. Aber noch sei sie „die wichtigste IT-Messe.“ Man könne derzeit also nicht einfach abspringen, weil „einem das sonst als Schwäche ausgelegt wird“. (Regionaler Rückblick auf die CeBIT 2016.)
Nachmessegeschäft ist schwer zu beziffern
15 000 Euro legt Yaveon nach den Worten seines Marketingleiters heuer für Standgebühr und Hotelkosten hin. Immer zwei Mitarbeiter seien pro Tag am CeBIT-Stand eingeplant, vier Mitarbeiter für die Messe insgesamt. Das Wichtigste in Hannover sei, Kontakte zu knüpfen.
Was das dann bringt, fällt laut von Schrader unterschiedlich aus: 2015 haben sich für Yaveon 5 bis 6 Aufträge mit einem Wert bis zu 300 000 Euro in Folge der CeBIT ergeben, 2016 kein einziger. Insofern sei das Nachmessegeschäft generell schwer zu beziffern.
Was zählt, ist das Knüpfen von Kontakten
Ähnlich sieht das die für Messen zuständige Mitarbeiterin Juliane Krebs von der geoinform AG in Würzburg, die seit 2011 auf der CeBIT zu finden ist. Hannover sei in erster Linie wichtig für das Knüpfen von Kontakten, sagt Krebs. Auch geoinform hat in diesem Jahr im Schnitt zwei Mitarbeiter vor Ort. Das Softwarehaus verzichtet wie Yaveon auf einen eigenen Stand, sondern teilt sich den Messeauftritt mit dem Partner Databund, einem Berliner Verband für mittelständische IT-Dienstleister für den öffentlichen Bereich. So spare man eine Menge Kosten, betont geoinform-Mitarbeiterin Krebs. 8000 Euro gebe das Unternehmen aktuell für den CeBIT-Auftritt aus – bei einem eigenen Stand wäre es locker das Vierfache, schätzt Krebs.
Bis zu 30.000 Euro für den Messeauftritt
Sich einen Messestand zu teilen, das ist auch für die ZMI GmbH aus Elfershausen (Lkr. Bad Kissingen) ein Weg, die CeBIT-Präsenz stemmen zu können. Dafür nimmt das auf digitale Zeiterfassung und Zutrittskontrolle spezialisierte Unternehmen nach den Worten von Marketingleiterin Sandra Knüttel immerhin 30 000 Euro in die Hand. Die CeBIT sei eben „eine sehr wichtige Messe“, auf der ZMI schon seit Jahren vertreten sei.
Bis zu einem Jahr könne es dauern, bis ein auf der CeBIT geknüpfter Kontakt zu einem Auftrag wird, erklärt Knüttel. Was Hannover hinterher an Geld bringt, werde bei ZMI zwar genau untersucht. „Doch daran orientieren wir uns nicht so sehr“, sagt die Marketingleiterin. Wichtiger sei es, die Bekanntheit der eigenen Marke zu stärken und einfach Präsenz zu zeigen.
Vorbereitung beginnt schon ein Jahr vorher
Die Organisation des CeBIT-Auftritts beginnt für Knüttel schon ein Jahr vor Messebeginn. In diesem Jahr war sie besonders gefordert, da der bisherige Hauptpartner am Stand kurzfristig abgesprungen sei, so dass der Gemeinschaftsstand in Hannover nun deutlich kleiner als sonst sei. Wie Yaveon und geoinform hat ZMI im Durchschnitt zwei Mitarbeiter am Stand, vier sind insgesamt für die Messe eingeplant, um einen entsprechenden Wechsel gewährleisten zu können.
Ein paar Sitzgelegenheit am Stand, mehr nicht
Die Stände von Yaveon, geoinform und ZMI auf der kommenden CeBIT werden vergleichbar sein: ein paar Sitzgelegenheiten, kaum mehr. Berge von Firmenprospekten oder ähnlichem Material – Fehlanzeige. „Das wollen die Leute nicht mehr“, sagt Wernher von Schrader von Yaveon. Die Besucher „kommen mit einem klaren Informationsbedürfnis an den Stand“. Will heißen: Wer kommt, der kommt gezielt zu Gesprächen. „Laufkundschaft gibt es auf der CeBIT fast nicht mehr“, will von Schrader beobachtet haben.
Cebit 2017 in Hannover
Top-Themen: Um künstliche Intelligenz, Drohnen, Datensicherheit und das Internet der Dinge wird es auf der CeBIT
Gut 200 000 Besucher werden auf dem Messegelände in Hannover erwartet. Zum Vergleich: Anfang der 2000er Jahre waren es zum Teil vier Mal so viele. Die Zahl ist seither fast konstant rückläufig.
Von den gut 3000 Ausstellern aus aller Welt sind 12 aus Unterfranken.
Der IT-Branche gehe es gut, sagte Bernhard Rohleder vom Fachverband Bitkom mit Blick auf das moderate Wachstum der deutschen IT-Branche. Sie erwartet gegenüber den Umsätzen des Vorjahres ein 1,2-prozentiges Wachstum auf 162,4 Milliarden Euro (2016: 160,5 Mrd Euro). aug/dpa