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HANNOVER/WÜRZBURG
Daten-Monopoly auf der CeBIT: Alle wollen mitspielen
459412095       -  Wer die Daten hat, hat die Macht: Daten weisen den Weg zum Kunden. Auf der CeBIT ist Big Data (riesige Datenmengen) und Datensicherheit das beherrschende Thema.
Foto: Thinkstock | Wer die Daten hat, hat die Macht: Daten weisen den Weg zum Kunden. Auf der CeBIT ist Big Data (riesige Datenmengen) und Datensicherheit das beherrschende Thema.
Angelika Kleinhenz
 |  aktualisiert: 27.04.2023 01:19 Uhr

Digitale Transformation ist das Motto der CeBIT 2016. Auch wenn sich so mancher Franke bei dem Begriff die Zunge verknotet, zeigen Mainfrankens Firmen auf der Computermesse in Hannover eindrucksvoll, wie erfolgreiche Digitalisierung aussehen kann. Dabei geht es allen immer nur um das Eine: Daten, Daten und nochmals Daten.

„Daten sind die Rohstoffe des 21. Jahrhunderts“, sagt Kanzlerin Angela Merkel in einem Video-Podcast im Vorfeld der CeBIT.Big Data (große Datenmengen) werden in Zukunft den Zugang zum Kunden bestimmen. „Wer heute gute Maschinen, wer heute gute Autos herstellen kann, aber nicht in ausreichender Weise den Zugang zum Kunden bekommt, der wird morgen nicht mehr der Produzent oder der Hauptteil der Wertschöpfung sein.“

Die Idee, neue Erkenntnisse durch Daten zu gewinnen und dadurch Erträge zu optimieren, ist nicht neu: Bei einem vernetzten Weinberg im Moseltal sorgen Sensoren mit Echtzeitinformationen über Boden- und Klimaverhältnisse dafür, dass die Reben optimal wachsen. Beim vernetzten Kuhstall informieren smarte Bändchen an den Füßen der Tiere den Bauern, wann der optimale Zeitpunkt für eine Besamung gekommen ist. In Brauereien misst ein kleines Kästchen die Temperatur und Ausschankmenge des Bieres oder ob der Zapfhahn gereinigt ist.

Ein Unternehmen aus der Schweiz, dem Partnerland der CeBIT 2016, stellt ein System vor, das Firmen einige Jahre im voraus warnt, wenn bei ihren Industrieanlagen Störungen auftreten.

  • Das sind die Themen der CeBIT 2016 in Hannover,die noch bis Freitag (täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet ist)
  • Live-Blog vom ersten Messetag in Hannover: So präsentieren sich Mainfrankens Unternehmen auf der CeBIT. Außerdem: Wie können sich Unternehmen und Kommunen vor Cyberattacken schützen? IT-Experten geben Tipps.

„In dem Maße, in dem die Digitalisierung voranschreitet und Menschen mit Geräten oder Geräte mit Geräten kommunizieren, entstehen immer mehr Daten“, sagt Sascha Alexander, Pressesprecher des Würzburger Unternehmens BARC. Diese Daten auszuwerten, zu analysieren, aufzubereiten und neue Erkenntnisse, beispielsweise für neue Produkte, daraus zu ziehen, damit beschäftige man sich bei BARC.

„Menschen mit Daten und Dingen zu vernetzen“, treibt das Würzburger Startup iTiZZiMO an, sagt Christopher Bouveret. Der Nutzer soll nicht mehr damit behelligt werden, wo Daten herkommen oder hingehen. Er entscheide sich lediglich für das Endgerät. „Braucht jemand für seine Arbeit freie Hände, setzt er eine Datenbrille auf; muss jemand Werte in ein System eingeben, nutzt er dafür ein Tablet. Wir liefern dafür die Plattform“, so Bouveret.

Um den schnellen Transport von Daten (Stichwort: Breitbandausbau) geht es Andreas Müller von geoinform, dem Hersteller eines geografischen Informationssystems aus Würzburg. Sie betreuen derzeit etwa 1000 Kommunen, wenn es um deren Infrastrukturdaten (Kanal, Wasser, Strom, Gas, Fernwärme) geht.

„Was früher die Stempeluhr war, ist heute die App.“
Steffen Berger, Geschäftsführer

ZMI aus Elfershausenhat sich auf Zeiterfassungsdaten spezialisiert. „Was früher die Stempeluhr war, ist heute die App auf dem iPad“, sagt Geschäftsführer Steffen Berger. Mit seiner Software können Handwerksbetriebe erfassen, ob ein Team pünktlich auf der Baustelle erscheint oder welcher Monteur im Urlaub ist.

Mit Softwarelösungen, die in der Lage sind, Daten im Kontext zu verstehen, beschäftigt sich die Würzburger Firma noxum, sagt Geschäftsführer Norbert Klinnert. Man stelle sich vor, jemand kauft im Internet ein. Dann erkenne das System automatisch, dass es sich um einen Kunden und nicht um einen Einkäufer oder Techniker des jeweiligen Online-Shops handelt. „Sie sollten dabei gar nicht merken, dass unser System im Hintergrund arbeitet“, so Klinnert.

Wer die Daten hat, hat die Macht

Wer die Daten hat, hat die Macht: Angesichts wachsender Datenströme im Netz wachsen auch Abzocke, Betrug, Ausspähen und Sabotage. Erpressersoftware wie im Fall der Kitzinger Gemeinde Dettelbach (wir berichteten) werde in verborgenen Ecken des Internets (Darknet) auf regelrechten Marktplätzen gehandelt. So wird wohl kein anderes Thema so heiß auf der Messe diskutiert wie die Datensicherheit.

IT-Experten fordern ein Frühwarnsystem für die Absicherung kritischer Infrastruktur in Europa. EU-Kommissar Günther Oettinger wünscht sich ein „europäisches bürgerliches Gesetzbuch“, das die Daten der Bürger vor Konzernen und Geheimdiensten schützt. Denn je genauer menschliches Verhalten anhand von Daten berechnet werden kann, desto manipulierbarer wird eine Gesellschaft. Der Mensch wird zum Roboter, befürchten Kritiker.
 

CeBIT 2016       -  „Daten sind die Rohstoffe des 21. Jahrhunderts“: Kanzlerin Angela Merkel auf der Computermesse CeBIT.
Foto: Peter Steffen, dpa | „Daten sind die Rohstoffe des 21. Jahrhunderts“: Kanzlerin Angela Merkel auf der Computermesse CeBIT.

Technik, die "unter die Haut geht"

Kein Wunder, dass auch die Chips der Firma Digiwell, die als Implantate unter der Haut Zugangskarten für Türen ersetzen, auf der CeBIT mit Neugier und Skepsis zugleich beäugt werden. „Der Mensch wird irgendwann Bestandteil des Internets – wir sind schon auf dem Weg dahin“, sagt Firmenvertreter Patrick Kramer gegenüber „Zeit online“.

 
 
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