Die Fürstlich Castell’sche Bank, die älteste Bank Bayerns, hat im Corona-Jahr 2020 eine nach eigenen Angaben "solide Geschäftsentwicklung" verzeichnet. Das Ergebnis erhöhte sich um rund eine Million auf 5,6 Millionen Euro; der Jahresüberschuss lag mit 3,2 Millionen Euro leicht unter dem Vorjahreswert (3,5 Millionen Euro). Davon wird eine halbe Million Euro den Rücklagen zugeführt, und 2,7 Millionen Euro teilen sich die beiden Inhaber-Familien Castell-Castell und Castell-Rüdenhausen.
Auf der Kostenseite hat die Privatbank ihren Verwaltungsaufwand um knapp zehn Prozent reduziert, während die Kernkapitalquote auf 14,4 Prozent zulegte (2019: 13 Prozent). Zins- und Provisionsüberschüsse blieben im vergangenen Jahr aber unter den Vorjahreswerten, schreibt die Bank in einer Pressemitteilung. Dabei hätten sich die erheblichen Schwankungen aller Anlageklassen im ersten Halbjahr 2020 sowie die anhaltenden Null- und Negativzinsen der Zentralbanken dämpfend ausgewirkt.
Die Umstellung des Geschäftsbetriebs als Folge des Corona-bedingten Lockdowns auf dezentrale Home-Office-Funktionen sei hingegen zügig und ohne größere Reibungsverluste erfolgt. „Wir waren auch im Krisenjahr 2020 jederzeit für unsere Kundinnen und Kunden da“, sagt Ingo Mandt (57), seit April 2021 Vorstandssprecher der Castell-Bank. Der frühere Aufsichtsratsvorsitzende überbrückt in dieser Funktion den Zeitraum bis zum Führungswechsel. Die Bank besetzt in den kommenden Monaten ihr Management neu.
Wechsel in der Führungsspitze
Ziele der Bank bleiben, weiterhin in ihrer fränkischen Kernregion verankert zu sein und sich als Vermögensverwalter "für wohlhabende Privatkunden und ausgewählte Firmenkunden" mit ausgeweitetem Produkt- und Leistungsangebot zu positionieren. Vorstandssprecher Mandt: „Das Zahlenwerk des vergangenen Jahres ist eine solide Grundlage für den geplanten Umbau der Bank. Es zeigt aber auch, dass wir in unseren Kerngeschäften die Ertragskraft steigern und uns bei Produktangebot und Servicefunktionen zeitgemäßer ausrichten müssen." Der Aufsichtrat monierte in seinem Bericht die "nicht befriedigende Ertragskraft des Instituts", dessen Bilanzsumme seit Jahren um eine Milliarde Euro pendelt.
Deshalb will die Privatbank ihre Vermögensverwaltung umbauen, die Anlagen in nachhaltige Kapitalanlagen ausbauen sowie das Serviceangebot im digitalen Zeitalter verbessern. Schon 2019 hatte die bisherige Führungsspitze einen umfassenden Umbau angekündigt.
Am 1. Juni werden Thomas Rosenfeld und Stephan Wycisk in das Management der Bank eintreten. Thomas Rosenfeld kommt von der BW-Bank nach Würzburg, wird die Zuständigkeit für das gesamte Kundengeschäft übernehmen und soll Vorstandssprecher werden. Stephan Wycisk wechselt von der Privatbank Oddo BHF zur Castell-Bank und wird ab Juni im Vorstand für die Bereiche Marktfolge, Risikomanagement und Finanzen zuständig sein. Zudem ist geplant, Christian Hille, seit Ende 2020 Generalbevollmächtigter der Bank, in den Vorstand für den Bereich Vermögensverwaltung und Fondsmanagement zu berufen. Vorstandssprecher Mandt wird danach wieder in den Aufsichtsrat wechseln, dessen Vorsitzender er bis Ende März 2021 war.