In vielen Bereichen wurden die Corona-Maßnahmen in den vergangenen Wochen gelockert. Für Unternehmen stehen die Chancen gut, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ab Juli wieder vermehrt aus dem Homeoffice zurück ins Büro holen zu dürfen.
Für Arbeitgeber stellt sich daher auch die Frage, wie sie ihre Beschäftigten zukünftig versorgen wollen – und ob sie die für das Sozialgefüge wichtige Kantine weiter betreiben. Denn viele Personalrestaurants waren während der Krise entweder komplett geschlossen oder haben nur Gerichte zum Mitnehmen angeboten. Wie die Situation in den Kantinen der Region derzeit aussieht und wie Unternehmen künftig die Verpflegung ihrer Belegschaft planen.
Knauf stellt Essens-Automaten zur Verpflegung bereit
Die Sparkasse Mainfranken bietet ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Würzburg derzeit Speisen und Getränke zum Mitnehmen an. Laut Stefan Hebig, Leiter der Kommunikationsabteilung, soll die Betriebskantine aber weiterhin bestehen bleiben – unabhängig davon, ob die Beschäftigten mobil arbeiteten. Kantinen dienten dem sozialen Austausch und würden dazu beitragen, dass die Belegschaft zufriedener ist, sagt Hebig. Inwiefern die Kantine in Zukunft aber ausgelastet sein wird, könne noch nicht abschließend beurteilt werden.
Auch beim Gipsveredler Knauf in Iphofen (Lkr. Kitzingen) soll das Betriebsrestaurant nicht dauerhaft geschlossen werden, zumal das Casino erst im vergangenen Jahr neu gestaltet wurde. Jörg Schanow, Mitglied der Geschäftsleitung, teilt auf Nachfrage mit, dass sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zurzeit über mehrere Automaten verpflegen können.
"Zusätzlich haben insbesondere die Mitarbeiter in der Produktion zwei Mal pro Woche die Gelegenheit, eine warme Zwischenverpflegung zu bestellen", sagt Schanow. Ob die Kantine ab Juli wieder öffne, sei jedoch noch unklar. Ziel sei jedoch, den Beschäftigten wieder ein umfangreiches Essensangebot zu machen, sobald die gesetzlichen Vorgaben dies zuließen.
Bei Kneipp ist der Bedarf nach einer Kantine nach wie vor vorhanden
Am Standort Ochsenfurt (Lkr. Würzburg) versorgt Kneipp seine knapp 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zurzeit ebenfalls überwiegend über Automaten. Zusätzlich gebe es eine To-Go-Station, wie Doreen Neuendorf, Head of Global Communications, mitteilt. Diese werde vor allem von den Schichtarbeitern genutzt.
Für die Zeit nach der Corona-Krise will Kneipp weitgehend zu dem Angebot zurückkehren, das es vor der Pandemie gab: Neben den Automaten und der To-Go-Station soll es mittags wieder zwei warme Speisen in der Kantine geben. "Wir rechnen damit, dass die Mengen angepasst werden müssen, da weniger Verwaltungsmitarbeiter je Tag vor Ort sein werden", fügt Neuendorf an. Da der Bedarf jedoch grundsätzlich da sei, werde Kneipp die Kantine weiterhin betreiben.
Der Modekonzern s.Oliver hat seine beiden Kantinen in Rottendorf (Lkr. Würzburg) bereits teilweise wieder geöffnet. Seit 8. Juni dürfen sich dort laut Personaldirektor Thomas Lurz wieder mehrere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufhalten und sowohl innen als auch auf der Terrasse Platz nehmen.
Da die gesetzliche Homeoffice-Regelung zudem Ende Juni auslaufe, werde bald auch ein Großteil der Belegschaft ins Büro zurückkehren – auch wenn das mobile Arbeiten nach Absprache erlaubt bleibe. "Für uns ist es daher sehr wichtig, auch weiterhin ausgewogene und leckere Speisen anzubieten", sagt Lurz. Da Kantinen, genauso wie das betriebseigene Fitnessstudio, zudem wichtige Begegnungsorte seien, sei es nicht sinnvoll, diese Angebote einzuschränken.
Betriebsrestaurants als zentrale Anlaufstelle
Auch bei Bosch Rexroth in Lohr (Lkr. Main-Spessart) sind die Kantinen der Werkstandorte seit 7. Juni wieder für die Belegschaft geöffnet, mit weniger Sitzplätzen und einem umfassenden Hygienekonzept. Das teilt Nicole von Killisch-Horn von der Pressestelle auf Nachfrage mit. Die Kantinen soll es auch nach der Corona-Pandemie geben, denn: "Unabhängig davon, ob Mitarbeitende durchgängig oder tageweise vor Ort arbeiten, sind Betriebsrestaurants eine zentrale Anlaufstelle und Orte der Kommunikation", sagt von Killisch-Horn.
Die Betriebskantine von Vogel Druck und Medienservice (VDM) in Höchberg (Lkr. Würzburg) wird seit Anfang 2018 von den Mainfränkischen Werkstätten betrieben. Seit 14. Juni hat das Casino wieder geöffnet, mittags gibt es zwei Menüs sowie zusätzliche Kalt- und Warmspeisen. Marketingleiterin Beatrice Rieck sagt, es bleibe spannend, wie sich der Kantinenbetrieb zukünftig aufgrund von Homeoffice entwickeln werde. Die Kantine werde aber sicher weiterhin wichtig bleiben.
Schaeffler: Kantinen dauerhaft zu schließen ist keine Option
Die rund 9000 Beschäftigten bei ZF in Schweinfurt können sich derzeit nur über To-Go-Angebote verpflegen. Das liegt an der immer noch hohen Sieben-Tage-Inzidenz (Stand Freitag) für die Stadt. Wann die Kantine wieder geöffnet werden könne, sei daher noch nicht entschieden, teilt die Kommunikationsabteilung mit. "Ziel ist es jedoch, den Kantinenbetrieb wie gewohnt fortzuführen, sobald es die Werte zulassen", sagt Pressesprecherin Jessica Seufert.
Auch bei Schaeffler in Schweinfurt gibt es für die Belegschaft lediglich Speisen zum Mitnehmen, das Mitarbeiterrestaurant mit 400 Sitzplätzen ist derzeit geschlossen. Da jedoch ein Großteil des Personals in der Fertigung arbeite, bleibe die Kantine weiterhin bedeutsam. Pressesprecher Marco Bosch sagt: "Aus unserer Sicht ist es – auch mit Blick auf die Aspekte Austausch, Kontakt und Sozialgefüge – nicht sinnvoll, alle Kantinen dauerhaft zu schließen."
Würzburger Catering-Betrieb hofft auf den Herbst
Das Catering-Unternehmen BIG OHG aus Würzburg betreibt 33 Betriebsrestaurants, viele davon in Mainfranken. Zwei von ihnen seien derzeit komplett geschlossen, teilt Cateringleiter Bernd Müller mit. Etwa 850 bis 1000 Essen produziere das Unternehmen pro Tag, das seien zwei Drittel weniger als vor der Pandemie. Auch der Konferenzservice für Besprechungen oder Meetings und die Gästebewirtung seien weggefallen.
"Nach wie vor sind dadurch circa 130 unserer etwa 170 Mitarbeitenden in Kurzarbeit und teilweiser Kurzarbeit", sagt Müller. BIG blickt trotzdem zuversichtlich in die Zukunft: "Wir gehen davon aus, dass mit der zunehmenden Anzahl von Geimpften und zurückgehenden Inzidenzwerten ab September, Oktober 2021 wieder alle Betriebe geöffnet haben werden." Auch wenn wegen Homeoffice, Kurzarbeit und fehlender Konferenzen vermutlich weniger verzehrt werde.