Kaum eine Sparte ist so digital wie die Landwirtschaft. Meistens ohne Aufhebens setzen die Bauern schon jetzt Technik 4.0 ein, wo andere Wirtschaftsbereiche noch meilenweit entfernt sind. Digital gesteuerter Düngemitteleinsatz, zentimetergenau per Satellit gesteuerte Erntemaschinen und datengetriebene Melkmaschinen – der Bauer von heute hat es oft mehr mit Software als mit der Mistgabel zu tun.
Wie BayWa in Franken vertreten ist
Der Handelskonzern BayWa AG (München) ist aufgrund seiner geschichtlich geprägten Nähe zur Landwirtschaft hier ein Nutznießer der Trends. Das wurde am Dienstag auf der Jahrespressekonferenz in Würzburg deutlich, bei der es in erster Linie um die BayWa-Geschäfte in Franken ging.
Das Unternehmen mit seinen agrargenossenschaftlichen Wurzeln hat dort 109 Standorte und 2100 Mitarbeiter. Sie machten 2017 einen Umsatz von 1,03 Milliarden Euro – 2,5 Prozent mehr als 2016 und 3,7 Prozent weniger als 2015. Regionalchef Karl Bittermann ist unterm Strich zufrieden mit dem Geschäftsjahr 2017. Der Konzern indes hat seit 2015 ein Dauerplus: Der Umsatz stieg seither um 7,5 Prozent auf zuletzt 16 Milliarden Euro.
Agrar ist immer noch der Bringer
Am meisten klingelten im vergangenen Jahr in Franken die BayWa-Kassen im Bereich Agrar, wo 296 Millionen Euro (2016: 308) Umsatz zusammenkamen. Es folgten die Sparten Baustoffe (278), Energie (265) und Technik (190), die alle gegenüber dem Vorjahr zulegten.
Agrar-Geschäftsführer Reinhard Stierkorb rechnet für 2018 mit einer guten Ernte und damit mit guten Geschäften in Franken. BayWa wird heuer in seine auf Agrar ausgerichteten Standorte Mellrichstadt (Lkr. Rhön-Grabfeld), Dettelbach (Lkr. Kitzingen), Haßfurt, Stadtlauringen (Lkr. Schweinfurt) und Würzburg-Hafen insgesamt 1,9 Millionen Euro investieren. Dabei geht es in erster Linie um Silo-Erweiterungen und Dachsanierungen. Insgesamt steckte das Unternehmen 2017 knapp 21 Millionen Euro in seine fränkischen Außenstellen.
Was Mellrichstadt so besonders macht
Mellrichstadt hat sich im Übrigen zu einer stattlichen Adresse entwickelt, was die Verarbeitung von Dinkel angeht. Fing BayWa dort 2009 noch mit 1500 Tonnen pro Jahr an, so sind es jetzt 30 000 Tonnen. Die Ware wird laut Stierkorb nach ganz Deutschland sowie in die Schweiz, die Benelux-Staaten und nach Norwegen geliefert. Mellrichstadt sei im BayWa-Konzern der einzige Agrar-Standort, der sich mit Dinkel befasse.
„Der Bauer muss am Ende des Feldes nur noch wenden“: Mit diesen Worten umschrieb Technik-Geschäftsführer Günter Schuster die Tatsache, dass moderne – weil digitale – Technik den Landwirten mittlerweile eine Menge Arbeit abnimmt. BayWa hat in dieser Hinsicht die Partnerfirmen FarmFacts (Pfarrkirchen) und Vista (München) ins Boot geholt, um so zum Beispiel bei Pflanzenschutz, Tierfütterung, Düngung oder Aussaat den Bauern Apps und Software zur Verfügung stellen zu können.
Was sich in der Landwirtschaft verändert
Schuster hat beobachtet, dass immer mehr Bauern für all die digital getriebenen Arbeiten Lohnunternehmen einsetzen. So sparten sie Investitionen in neue Geräte und Technik. Die Verlagerung von Arbeit auf Externe entlaste die Landwirte und führe dazu, dass die Attraktivität ihres Job „eindeutig steigt“. Der Branchenverband Bitkom hat ermittelt, dass jeder zweite Bauer in Deutschland Smart Farming betreibt– also in wesentlichem Maße auf digitale Technik setzt.
Was die Sparte Technik angeht, wird BayWa in diesem Jahr unter anderem drei Millionen Euro für den Neubau eines Technikzentrums in Unterpleichfeld bei Würzburg investieren. Es soll die Standorte Würzburg-Aumühle, Dettelbach und Bergtheim (Lkr. Würzburg) ablösen. Von Unterpleichfeld aus sollen Landwirte schnelle Hilfe bekommen, wenn zum Beispiel die Melkmaschine ausgefallen ist.
Handwerk gut, BayWa gut
Dass das Handwerk in Franken bis an die Oberkante ausgelastet ist, spürt auch die BayWa AG in Franken. Im positiven Sinne: Mit 137 Millionen Euro Umsatz bei den Baustoffen „sind wir sehr zufrieden“, sagte Spartenleiter Markus Hör. Ähnlich äußerte sich sein für den Bereich Energie (unter anderem Tankstellen, Schmier- und Brennstoffe) zuständiger Kollege Joachim Klier: Die gute Konjunktur habe 2017 zu 99 Millionen Euro Umsatz geführt – zehn Millionen mehr als im Vorjahr.