Die Bankenlandschaft verändert sich seit Monaten auch in Unterfranken rasant – ein Ende ist nicht abzusehen. Nach der Nachricht über ein voranschreitendes Filialsterben zum Beispiel bei der Sparkasse Mainfranken (wir berichteten) machte am Wochenende die Meldung die Runde, dass die Volksbanken in Deutschland offenbar 2000 ihrer 12 000 Außenstellen in den nächsten fünf Jahren streichen wollen.
Offenbar 2000 Filialen in Deutschland stehen auf der Kippe
Bei den Volks- und Raiffeisenbanken (VR) in Unterfranken hält man sich bedeckt, in welchem Maße sich diese Welle auch in der Region ausbreiten wird. 2000 Filialen auf der Kippe – diese Zahl sei grob geschätzt, kommentierte Vorstandsmitglied Joachim Erhard von der VR-Bank Würzburg einen Bericht der „Rheinischen Post“ vom Wochenende.
Das eigene Filialnetz auf den Prüfstand zu stellen, sei gerade für die VR-Banken und die Sparkassen, die schon immer bewusst in der Fläche vertreten seien, ein Dauerthema. Für 2014 und 2015 habe die VR-Bank Würzburg „die Hausaufgaben gemacht“, sagte Erhard. Nach seinen Worten hat die VR-Bank Würzburg noch 38 Außenstellen, 2011 waren es 50. Für 2016 und 2017 gebe es für seine Bank „keine weiteren Hausaufgaben“, also keine weiteren Filialschließungen.
Unterfranken: 11 Prozent weniger Filialen im Vergleich zu 2011
Seit 2011 hat sich die Zahl der VR-Filialen in Unterfranken kontinuierlich um gut 11 Prozent auf nun 392 verringert. Das teilte der Genossenschaftsverband Bayern (GVB) am Montag auf Anfrage mit. Wie es in dieser Hinsicht in Unterfranken weitergeht, ist offenbar nicht klar. Grund: Die 29 VR-Banken in der Region seien selbstständig und würden deshalb autonome Entscheidungen treffen, erläuterte GVB-Regionaldirektor Roland Streng.
Er wisse von VR-Banken, die überhaupt keine Pläne hätten, „Geschäftsstellen auf den Prüfstand zu stellen“. Ein Masterplan des Verbandes, also eine Direktive von oben herab, existiere nicht, so Streng. Der GVB mische sich nicht in die Filialpolitik der VR-Banken ein. Einen Kahlschlag bei den Außenstellen werde es nicht geben.
Die wohl wuchtigste Schlagzeile hatte vor ziemlich genau einem Jahr die VR-Bank Bad Kissingen-Bad Brückenau verursacht. Sie kündigte damals an, bis Mitte 2016 die Hälfte ihrer 30 Filialen zu schließen. Ein solcher Einschnitt sei einmalig und werde sich in der Region wohl nicht wiederholen, ist sich Streng sicher.
Kostendruck: Kleinfilialen werden immer unrentabler
Wie mehrfach berichtet, plagt vor allem die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank die Geldhäuser hierzulande. Das hat zur Folge, dass über die Zinsen weniger Einnahmen fließen und deshalb gerade die filialintensiven Sparkassen und VR-Banken ihre Kosten drücken müssen. Weil kleine Außenstellen auf dem flachen Land teuer im Unterhalt sind, werden sie immer unrentabler. Die Schließungswelle trifft sie deswegen zuerst.
Die gewachsene Bedeutung des Online-Bankings tut ihr Übriges. Hinzu komme, dass man heutzutage schon an vielen Supermarktkassen Geld abheben könne, so GVB-Regionaldirektor Streng. Immer wieder wird in diesem Zusammenhang eine Zusammenlegung von Banken diskutiert. Streng winkt aber ab: Pläne für eine Fusion in Unterfranken gebe es „momentan keine“.