zurück
Steinach/Schweinfurt
Alles wird teurer: Ukraine-Krieg verdoppelt in Unterfranken die Preise für Särge
Särge werden immer teurer. Ein Sarghändler aus dem Landkreis Bad Kissingen macht die Dimension klar und sagt, mit welchen Problemen die Branche derzeit noch zu kämpfen hat.
Särge werden in Folge des Ukraine-Krieges deutlich teurer. Händler haben zudem mit Lieferschwierigkeiten zu kämpfen.
Foto: Federico Gambarini, dpa (Symbolbild) | Särge werden in Folge des Ukraine-Krieges deutlich teurer. Händler haben zudem mit Lieferschwierigkeiten zu kämpfen.
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 09.02.2024 13:07 Uhr

Corona-Krise, Lieferengpässe, Ukraine-Krieg: Eine Mischung all dieser Gründe hat in den vergangenen Wochen dazu geführt, dass in Deutschland viele Preise steigen. Ausgenommen sind davon nicht einmal Dinge, die mit dem Tod zusammenhängen.

So steigen die Preise für Särge in diesem Jahr um bis zu 20 Prozent, wie vor wenigen Tagen der Bundesverband Bestattungsbedarf in Bad Honnef aufgrund einer Branchenumfrage bekanntgegeben hat. Gut die Hälfte der Befragten geht demnach von einer solchen Verteuerung aus, 15 Prozent sogar von noch mehr. Grund sei der Ukraine-Krieg mit seinen negativen Folgen für die Energiepreise, die Rohstoffversorgung und die Lieferketten.

Weitaus kritischer sieht Frank Höfer die Lage. Er führt in Steinach (Lkr. Bad Kissingen) das auf Särge, Urnen und anderes Bestattungszubehör ausgerichtete Unternehmen Memento Mori. Höfer hat beobachtet, dass Särge für Erdbestattungen binnen weniger Monate um 50 Prozent teurer geworden seien, Särge für Feuerbestattungen gar um 100 Prozent.

Solche Quoten "können wir nicht nachvollziehen", sagt er. Die gestiegenen Preise seiner Sarglieferanten "müssen wir" eins zu eins an die Kundinnen und Kunden weitergeben. Neben der Verteuerung seien auch die mittlerweile auf "mehrere Monate" ausgedehnten Lieferzeiten ein Problem.

Welchen Spagat Sarghändler machen müssen

Der Steinacher Händler muss nach eigenen Worten zum Teil Kundschaft vertrösten. "Wir sind in der Lage, an die Bestatter zu liefern", verspricht Höfer. Aber der Spagat werde immer schwieriger: Es komme weniger ins Lager, die Auslieferung soll aber gleichbleiben. So müsse er bisweilen Waren vorübergehend aus dem Sortiment nehmen.

Schon seit Jahren ist Höfers Branche in der Klemme. 2016 etwa meldete der Bundesverband Bestattungsbedarf, dass die deutschen Sarghersteller unter dem Druck von Billiganbietern aus dem Ausland litten. Der Anteil deutscher Ware gehe deshalb kontinuierlich zurück.

Woher Särge in Deutschland kommen

Heute kommen laut Verband jährlich 400.000 Särge von heimischen Herstellern, 600.000 aus dem Ausland – überwiegend aus Osteuropa. Neben dem Sarg-Rohstoff Holz seien für deutsche Produzenten auch Vorprodukte wie Textilien für die Innenverkleidung und Metallklammern deutlich teurer geworden.

Sarghändler Höfer bringt zudem die Spritkosten ins Spiel. Er bekomme seine Waren aus diversen Ländern – darunter Ungarn – geliefert und müsse mitunter bis zu 2000 Euro mehr für eine Fracht bezahlen. Vor diesem Hintergrund sei es immer schwieriger geworden, die eigenen Verkaufspreise zu kalkulieren.

Hauptkunden von Höfer sind Bestattungsunternehmen. Mittlerweile beobachtet der Steinacher, dass diese Kundschaft außerordentlich eifrig Sarghändler reihum anrufe, um günstige Preise zu erhaschen. So hat Höfer nach eigenen Worten in jüngster Zeit schon Anrufe von Bestattern zum Beispiel aus Frankfurt und Hamburg bekommen.

Was der Bestatterverband zu den Preisen sagt

Das Verhalten dieser Unternehmen rund um die Sargkäufe sei "eine unternehmerische Entscheidung" und jedem Mitglied selbst überlassen, teilte Vize-Vorsitzender Ralf Michal vom Bestatterverband Bayern auf Anfrage mit. Der Schweinfurter sieht jedoch ebenfalls einen Trend zu deutlich höheren Preisen: "Wir können bestätigen, dass die Materialverknappung und die steigenden Energiepreise auch auf die Preisgestaltung in unserer Branche verstärkt Einfluss nehmen." Konkrete Zahlen nannte Michal nicht.

Entspannter scheint die Lage bei Urnen zu sein. Händler Höfer hat in den vergangenen zwei Jahren zwei Mal eine Erhöhung des Beschaffungspreises von etwa fünf Prozent ausgemacht. Weil der Großteil der Urnen aus Zellulose oder Maisstärke gefertigt werde, sei der Kostendruck "nicht so schlimm". Allenfalls bei sogenannten Baum-Urnen, die aus Stämmen gefertigt werden, seien Lieferschwierigkeiten zu erkennen.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Steinach
Schweinfurt
Jürgen Haug-Peichl
Beerdigungsinstitute
Preise
Preiserhöhungen
Produktionsunternehmen und Zulieferer
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen