Zugegeben, eigentlich passt Philipp Klöffels Arbeit so gar nicht in diese Serie, die sich mit außergewöhnlichen Berufen im Landkreis auseinandersetzt. Gibt es doch kaum etwas Natürlicheres und damit auch Gewöhnlicheres als den Tod. Der 26-Jährige macht eine Ausbildung zum Bestatter. Dabei sieht er sich tagtäglich mit der Sterblichkeit des Menschen konfrontiert. "Die meisten Leute wollen damit keine Berührung haben und nichts davon hören", sagt Klöffel.
Für ihn gilt das nicht. Während die Auseinandersetzung mit dem Tod für viele Menschen nach wie vor ein Tabu-Thema ist, ist Klöffel damit aufgewachsen. Er entspringt einem Niederläurer (Lkr. Rhön-Grabfeld) Bestattungsunternehmen und hatte so von klein auf Begegnungen mit Beerdigungen, Särgen und Urnen. Heute ist er selbst Teil des Familienunternehmens.
Einzigartige Einrichtung in Münnerstadt
Teil einer jeden Bestatterlehre in Deutschland ist der Besuch der Münnerstädter Theo-Remmertz-Akademie. Hier, am bundesweit einzigen Ausbildungszentrum für Bestatter, finden überbetriebliche Ausbildungsmodule statt. Auf dem Stundenplan stehen Fächer wie Grabtechnik, Waren- und Materialkunde, Aufbahrung und Dekoration, Beratungsgespräch und Trauerpsychologie sowie hygienische Totenversorgung. Rund 500 Lehrlinge besuchen das Ausbildungszentrum jährlich.
Etwas mulmig kann einem schon werden, wenn man diese Einrichtung zum ersten Mal besucht und sich noch nicht tiefer mit der Materie auseinander gesetzt hat. Verschiedene Särge stapeln sich in Regalen gegenüber unterschiedlichster Urnen. Eine kleine Kapelle kann zu Übungszwecken mit vielen, möglichst persönlich erscheinenden Utensilien dekoriert werden. Attrappen von Toten liegen in klinisch wirkenden Räumen bereit, um für die letzte Ruhe hergerichtet zu werden. Und am benachbarten Lehrfriedhof werden zu Übungszwecken Gräber ausgehoben.
Das Tätigkeitsfeld für Bestatterinnen und Bestatter ist vielfältig. Und genau das hat es Klöffel angetan. "Die Abwechslung macht es für mich aus. Man macht jeden Tag etwas anderes, trifft immer andere Leute", sagt der junge Mann, der zuvor sechs Jahre in der Industrie tätig war. Den gelernten Schreiner interessiert vor allem der technische Bereich seines neuen Berufs. Die früheren Erfahrungen helfen freilich im Umgang mit verschiedenen Särgen beziehungsweise Holzarten.
Das stetige Kennenlernen neuer Menschen bedeutet auch die stetige Auseinandersetzung mit Leid und Trauer. "Man darf das nicht an sich herankommen lassen", sagt Klöffel. Für ihn bedeute das ein Stück weit Professionalität. "Als Bestatter kann ich trauernden Menschen auch eine kleine Stütze sein", sagt er. Entsprechend wichtig sei die Ausbildung in Münnerstadt, die neben einer fachkundigen Beratung eben auch trauerpsychologische Aspekte aufgreift.
Dass sein Beruf nichts für jeden Menschen ist, weiß Klöffel. "Natürlich gibt es immer Leute, die sagen, dass sie das nie machen könnten oder würden", erzählt er. "Jeder muss eben seinen Beruf finden und ich habe da schon Verständnis. Aber ich habe schon als Kind nebenher sehr viel mitbekommen und deshalb ist mir die Arbeit von Anfang an recht leicht gefallen."
Doch hilft die tägliche Auseinandersetzung mit dem Tod, wenn selbst einmal der Trauerfall eintritt? Wird man abgebrühter im Umgang mit dem Sterben? Klöffel muss einen Moment nachdenken. Dann sagt er: "Nein, das glaube ich nicht. Bei mir ist es zum Glück noch nicht vorgekommen. Aber ich bin mir sicher, dass es immer etwas anderes und sehr schlimm ist, wenn so etwas im persönlichen Umfeld passiert." So ganz gewöhnlich wird der Tod dann eben doch nie sein.
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