Marianne Koch: Nicht besonders gern, aber auch nicht ungern. Ich hab schönes Licht am Spiegel – das ist gut. Mich zu sehen, hat bei mir nicht viel mit Emotionen zu tun. Ich gucke halt, ob das Make-up okay ist.
Koch: Ich weiß nicht, wie man sich normalerweise mit 82 fühlt. Ich fühle mich jedenfalls okay und fit. Glücklicherweise kann ich meine Glieder bewegen. Eigentlich fühle ich mich nicht anders als vor 20 Jahren.
Koch: Da habe ich mich auch okay gefühlt. Ich hab das Glück, dass ich offensichtlich gute Gene habe. Ich bewege mich viel, ernähre mich relativ gesund. Und ich bewege mich geistig viel, mache jede Woche die Sendung 'Gesundheitsgespräch‘ in Bayern 2 Radio über neueste medizinische Themen.
Koch: Ja, wir haben das Glück, dass wir länger leben können als unsere Eltern und Großeltern. Man muss versuchen, mit diesen geschenkten 15 Jahren etwas anzufangen. Nicht nur auf der Couch sitzen und fernsehen, sondern es genießen und die Jahre mit Leben füllen.
Koch: Ein richtiger Segen, ja. Nur die Leute gönnen es den Alten nicht. Es gibt diesen furchtbaren Spruch von der 'überalterten Gesellschaft'. Das heißt im Grunde: 'Es ist nicht richtig, dass du noch da bist. Warum kratzt du nicht ab?!' Dagegen muss man sich wehren, wenn man älter wird. Inzwischen haben Personalchefs großer Firmen allerdings eingesehen, dass man mit 55 nicht zum alten Eisen gehören muss und dürfte. Dass die Schaffenskraft plus die Erfahrung, die man da hat, für alle Firmen wichtig sind. Die älteren Menschen haben immer noch das Gefühl, sie werden nur geduldet und nicht wirklich akzeptiert in dieser Gesellschaft.
Koch: Nein, nach den Kräften muss man das natürlich machen. Es ist keine Vorschrift, sich auch im Alter noch in der Altenpflege oder im Kindergarten einzubringen.
Koch: Ganz hinten dran, Gott sei Dank.
Koch: Diese Angst wird geschürt. Statt die älteren Menschen zu fördern, fördert man die Ängste vor Einsamkeit, vor nachlassenden Kräften und vor allem vor Demenz. Man weiß heute, dass man eine Alzheimerkrankheit zwar nicht verhindern kann, aber die Risiken beeinflussen kann, indem man sein ganzes Leben lang sein Gehirn benützt.
Koch: Kreuzworträtsel sind nie schlecht. Aber das ist ein bisschen einseitig. Man sollte schon in frühester Jugend sein Gehirn beschäftigten und somit programmieren. Es gibt den Begriff der 'kognitiven Reserve'. Das heißt, Menschen, die ihre Milliarden Hirnzellen programmiert haben, also Töne, Bilder und alles im Laufe eines Lebens abspeichern, haben immer noch genügend intakte Zellen, während andere vielleicht schon abgestorben sind, wenn man eine solche Krankheit bekommt.
Koch: Man kann damit Risiken abbauen. Durch körperliche Bewegung wird die Bildung von Transmitterstoffen im Gehirn angeregt. Die braucht man an den Kontaktstellen der Nerven untereinander, also für das Denkvermögen.
Koch: Wir sind keine Sklaven unserer Gene. Wenn die Eltern Diabetiker waren, heißt das noch nicht, dass das Kind auch Diabetes bekommt. Wenn er oder sie das weiß, muss er andere Risikofaktoren eben vermeiden.
Koch: Ich habe mir keine konkreten Vorstellungen gemacht. Man hofft immer auf den berühmten Ziegelstein.
Koch: Das kann ich nicht sagen. Aber ich habe mich unglaublich wohlgefühlt nach der Entscheidung, mit dem Filmen aufzuhören und mein Medizinstudium an der Uni fertig zu machen. Das war ein Hochgefühl.
Koch: Ja, das war, was ich mir schon als Kind vorgestellt hatte. Wenn alte Wünsche in Erfüllung gehen, fühlt man sich gut.
Koch: Ich hatte zu meinem Äußeren – manche haben auch Schönheit oder so etwas gesagt –, nie eine Beziehung. Ich fand mich nicht besonders schön und bin deshalb auch nicht traurig, wenn ich jetzt Falten habe.
Koch: Das weiß ich nicht mehr. Ich schau mich nicht so an mit der Frage 'Wo ist eine Falte?'. Da hab ich andere Probleme oder Nicht-Probleme. Aber sicher war es eine von meinen Zornesfalten.
Koch: Ich will nicht sagen, dass ich nicht auch eitel bin. Aber es gibt diese Sage von den drei Grazien, in der Göttersohn Paris den goldenen Apfel der Schönsten geben soll. Und natürlich bekommt ihn dann Aphrodite, die Göttin der Schönheit. Ich wollte aber nie Aphrodite sein, sondern lieber Pallas Athene, die Göttin der Weisheit und des Kampfes. Das ist schon sehr komisch.
Koch: Das ist in anderen Ländern noch schlimmer. In Brasilien zum Beispiel. Weder Botox noch kosmetische Chirurgie kamen für mich infrage. Das muss aber jede Frau für sich entscheiden Nur irgendwie ist es lächerlich, wenn man das Gesicht straff zieht und den Busen hochzurrt – also die äußere Hülle bearbeitet – statt den inneren Menschen lebendig zu halten.
Koch: Furchtbar. Das war aber schon bei den Barbie-Puppen so. Ich kenne junge Mädchen, die gesagt haben, sie müssten abnehmen, obwohl sie vollkommen normalgewichtig waren. Die sind in eine Anorexie, also eine Magersucht, gerutscht.
Marianne Koch
Die gebürtige Münchnerin (82) hat Medizin studiert, bevor sie als Schauspielerin in Deutschland und Hollywood gefeiert wurde. Nach ihrer Filmkarriere war sie in Robert Lembkes Rateshow „Was bin ich?“ sowie als Moderatorin der Talkshow „III nach 9“ zu sehen. Mit 40 setzte sie ihr Studium fort, praktizierte später als Ärztin und schrieb Gesundheitsbücher wie „Körperintelligenz“ (2003). Koch ist Ehrenpräsidentin der Deutschen Schmerzliga und Schirmherrin der Deutschen Hochdruckliga, die sich der Aufklärung über Bluthochdruck verschrieben hat. Text: Jha
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