
Nachdem die beiden Vorstandsmitglieder Julia Schramm und Matthias Schrade am Freitag ihren Rückzug angekündigt haben, geht es bei den Piraten drunter und drüber. Beratungsresistent sei der Parteifreund Ponader, klagt Schrade. Eine weitere Zusammenarbeit mit dem 35-Jährigen sei für ihn „schlichtweg nicht möglich“. Vor zwei Wochen hatte auch Schlömer seinem eigenwilligen Geschäftsführer schon geraten, „mal zu arbeiten, anstatt Modelle vorzustellen, die die Berufstätigkeit umgehen“.
Dass der Einserabiturient Ponader seine Anhänger dazu aufrief, ihm Geld zu spenden, damit er nicht mehr von Hartz IV leben muss, hat viele Piraten ebenso empört wie die Omnipräsenz Ponaders im Fernsehen. Er geht auch dann in Talkshows, wenn Kollegen ihm abraten oder lieber selbst vor die Kameras wollen, und wehrt alle Kritik mit dem Argument ab, er sei alleine der Basis verpflichtet und nicht dem Vorstand. Seine vielen Auftritte, verteidigt der gelernte Schauspieler und Theaterpädagoge sich, seien „alles Chancen, unsere Inhalte zu vermitteln, und die müssen wir nutzen“.
Vier Wochen vor dem Parteitag in Bochum sind die Piraten allerdings nicht nur in den Umfragen gefährlich nahe an die Fünf-Prozent-Marke und teilweise schon darunter gefallen – auch ihr Versuch, die dauernden Personalquerelen zu beenden und sich auf die Sacharbeit und ihr Wahlprogramm zu konzentrieren, ist fürs Erste gescheitert. Ponader, sagt Schlömers Vorgänger und heutiger Stellvertreter Sebastian Nerz, habe „nichts, aber auch gar nichts verstanden“. Schatzmeisterin Swanhild Goetze droht vorsichtshalber ebenfalls schon mit Konsequenzen: „Sollte Johannes Ponader jemals als Vorsitzender oder Stellvertreter in den Bundesvorstand gewählt werden, kandidiere ich nicht mehr.“
An der Basis allerdings sind die Meinungen durchaus geteilt: „Bitte keine Sanktionen für Ponader“, fordert ein Mitglied auf den Internetseiten der Piraten. „Wieso ist jemand, der ehrenamtlich in Vollzeit für eine Partei arbeitet, ein Sozialschmarotzer“, fragt ein anderer. Mit seiner spleenigen Art hat der Sandalenträger mit dem Smartphone offenbar nach wie vor seine Fans bei den Piraten.
Von sich aus gehen will Johannes Ponader nicht. Ja, räumt er ein, er habe Fehler gemacht und verstehe die Kritik auch. In der Krise allerdings sei die Partei deshalb nicht. Tatsächlich jedoch haben die Piraten nicht nur ein Problem mit ihrem Geschäftsführer. Julia Schramm zum Beispiel, die zurückgetretene Vorstandfrau, wird von der Basis seit Wochen wie eine Verräterin behandelt. Nachdem ihr Verlag ihr Buch „Klick mich“ nicht kostenlos ins Internet gestellt hatte, brach eine Welle der Empörung über die 28-Jährige herein.
Am Wochenende schließlich stand beim Landesparteitag in Niedersachsen gar ein Antrag zur Abstimmung, Hitlers „Mein Kampf“ zur Pflichtlektüre an den Schulen des Landes zu machen. Der wurde zwar einstimmig abgelehnt – mit innerparteilichen Initiativen wie dieser jedoch, schimpfte der Landesvorsitzende Andreas Neugebauer, schädigten „einzelne Spinner“ das Image der gesamten Partei. Noch rufschädigender für die Piraten jedoch, findet Neugebauers bayerischer Kollege Stefan Körner, ist ein anderer: „Johannes Ponader ist der, der am meisten Schaden anrichtet. Und der will von einem Rücktritt nichts wissen.“