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HANNOVER
CeBIT 2013: Teilen ist in, Besitzen ist out
CeBIT 2013       -  Eine Mitarbeiterin der Firma carzapp demonstriert, wie man mit einem Tablet oder Smartphone die Tür eines 'geteilten' Autos öffnen kann. Foto: Jochen Lübke
| Eine Mitarbeiterin der Firma carzapp demonstriert, wie man mit einem Tablet oder Smartphone die Tür eines "geteilten" Autos öffnen kann. Foto: Jochen Lübke
Von unserem Redaktionsmitglied Kerstin Fellenzer
 |  aktualisiert: 08.03.2013 07:47 Uhr

In kurzen Intervallen spuckt eine Überführung aus Glas Massen an Menschen aus. Es sind überwiegend Männer im Anzug, manche ziehen einen kleinen Rollkoffer hinter sich her, andere wuchten große Taschen über das Pflaster und sprechen Deutsch und Englisch. Sie kommen aus den Schnellzügen, die im Minutentakt am Bahnhof Hannover Messe halten, und haben alle ein Ziel: die CeBIT. Bis Samstag findet die weltweit größte Computermesse statt. In 17 Hallen präsentieren sich rund 4000 Aussteller, darunter Branchenriesen wie Microsoft und IBM.

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Gegenwind bekommt die CeBIT auch in diesem Jahr unter anderem von dem nur wenige Tage zuvor stattfindenden „Mobile World Congress“ in Barcelona, der ihr ihre Rolle als Zentrum der digitalen Welt streitig machen will. So wurden dem technikbegeisterten Konsumenten dort allerlei Smartphone- und Tablet-Neuheiten vorgestellt, während die CeBIT in diesem Bereich keine besonderen Innovationen hervorbrachte. Vielmehr ist die Messe vor allem für Unternehmen interessant, die an den neuesten technischen Trends teilhaben wollen.

In den Hallen ist es stickig und laut. Überall prangen die Logos der Unternehmen, Werbeschilder sollen die Kundschaft anlocken. Immer wieder taucht das Kunstwort „shareconomy“ – eine Verknüpfung der englischen Begriffe „share“ (leihen) und „economy“ (Wirtschaft) – auf, das diesjährige Leitthema der Messe.

„Shareconomy bezeichnet eine neue Tauschwirtschaft“, erklärt Matthias Schrader, Geschäftsführer der Digitalagentur SinnerSchrader in einem Vortrag auf der CeBIT. Konkret gehe der Trend vom Besitzen zum Tauschen oder Leihen. Etwa beim Autofahren. Ein Auto zu besitzen ist teuer und aufwendig. Viele Menschen begeistern sich deshalb bereits für das Car-Sharing, ein Geschäftsmodell, bei dem man sich ein Auto mit anderen Nutzern „teilt“. In die gleiche Richtung gehe das Portal „Airbnb“. Das Unternehmen bietet Unterkünfte in 192 Ländern und über 26 000 Städten an. Das Prinzip: Private Vermieter können ihr Zuhause an Menschen vermieten, die zum Beispiel eine Unterkunft fernab des Pauschaltourismus suchen.

Gleich mehrere Start-up-Unternehmen, deren Geschäftsmodell auf das Teilen setzt, zeigen sich auf der Messe. Die Mitfahrzentrale flinc zum Beispiel schlägt dem Benutzer für seine Routenanfrage automatisch den besten Fahrer vor. Dabei ist die Fahrerdatenbank mit einer Art sozialem Netzwerk hinterlegt, in der der Mitfahrer sehen kann, ob er mit dem Fahrer gemeinsame Kontakte hat und sich Bewertungen anderer Nutzer ansehen. Die Website mitpackgelegenheit.de ist das Pendant zur Mitfahrzentrale für Pakete und Päckchen. Auf dieser Plattform treffen sich Menschen, die ein Paket versenden möchten, und Menschen, die es mitnehmen können. Dass sich der neue Trend des Teilens nicht nur auf Autos oder die eigene Couch beschränkt, zeigen Unternehmen aus der Region. Sie verstehen Shareconomy als das Teilen und gemeinsame Nutzen von Wissen, Ressourcen und Erfahrungen.

Einer, der beruflich teilt, ist Peter Seltsam. Als Geschäftsführer der Eurotext AG mit Sitz in Würzburg, einem technologisch führenden Übersetzungsdienst mit Spezialisierung auf Übersetzungsprozesse für Content-Management- und Redaktionssysteme, präsentiert er auf der diesjährigen CeBIT Übersetzungslösungen, um mit Kunden auf der ganzen Welt in Verbindung zu treten.

Besonders im eCommerce, dem Handel und Vertrieb von Waren und Dienstleistungen über das Internet, werden Landesgrenzen sehr schnell überschritten. „Wir bieten unseren Kunden Know-how, um sich erfolgreich in vielen Sprachen mitzuteilen“, erklärt Peter Seltsam. Die Eurotext AG mit Kunden wie Siemens, General Electric oder Kettler stellt auf der diesjährigen CeBIT erstmalig die Möglichkeit vor, den eigenen Onlineshop mit einem Übersetzerportal zu verbinden. „Unternehmen, Geschäftspartner und Kunden werden künftig immer vielfältiger miteinander interagieren und dabei ihr Wissen, ihre Ressourcen und Kontakte teilen“, erläutert Sascha Alexander, Analyst der BARC GmbH. Das Unternehmen ging 1999 aus dem Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik der Uni Würzburg hervor und zählt heute zu den führenden Beratungs- und Marktforschungsunternehmen für Unternehmenssoftware in Deutschland. Laut Alexander könne dieses Teilen von Wissen und Ressourcen zwischen den wirtschaftlichen Akteuren, neudeutsch Shareconomy, nur gelingen, wenn es eine solide technische und organisatorische Basis für das Erfassen, Auswerten und Verteilen von Informationen gebe. Insbesondere müssten hierzu die ständig wachsenden Datenbestände unterschiedlichster Herkunft, auch „Big Data“ genannt, mit Hilfe von Software erschlossen und nutzbar gemacht werden.

„Was wir mit dem Teilen zu tun haben? Wir teilen uns sogar den Stand“, sagt Thomas Sprickmann Kerkerinck und lacht. Sprickmann Kerkerinck ist Vorstand von bitbone, einem Würzburger Unternehmen, das ein Teil der IT-Allianz grouplink ist, die sich an einem Stand auf der CeBIT präsentiert. Dadurch, dass sich verschiedene IT-Firmen bündeln, kann die Gemeinschaft eine höhere Leistung bringen, so der Gedanke, der ganz im Sinne des CeBIT-Leitthemas steht. Bitbone etwa entwickelt sogenannte Cloud-Lösungen mit, ein Thema, das bereits im vergangenen Jahr auf der Messe angesagt war.

Mit dem Cloud-Computing – dem Auslagern von Daten und Rechenkapazitäten auf externe Server – befasst sich auch das ebenfalls in Würzburg ansässige Unternehmen Noxum. Auf der Messe berät das Unternehmen Kunden, wie sie IT in die Cloud verlagern können. Die Website von Stiftung Warentest, einem Kunden von Noxum, wurde bereits in die Cloud gestellt. „Dadurch können bedarfsgerecht neue Kapazitäten geschaffen werden“, sagt Armin Rausch, Marketingbeauftragter. Außerdem präsentiert Noxum das sogenannte „Responsive Webdesign“. Eine nach diesem Konzept erstellte Website passt sich dynamisch den Anforderungen des Nutzers an, d.h. sie reagiert auf Display-Größe und weitere Geräteeigenschaften. Dieses Konzept ermöglicht, auf die Entwicklung von individuellen Websites für Tablets und Co. zu verzichten: So wird ein und dieselbe Website sowohl auf dem PC als auch auf Tablet und Smartphone optimal angezeigt.

 
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