Für immer Sommer- oder Winterzeit? Die Zeitumstellung ist ein beliebter Diskussionsstoff. Seit Juli können EU-Bürger im Internet über die Abschaffung der Sommerzeit abstimmen – die Umfrage endet am Donnerstag, den 16. August um 23:59. Nach Angaben der zuständigen EU-Kommission stößt sie auf großes Interesse. „Wir haben weit mehr als eine Million Antworten registriert“, sagte eine Kommissionssprecherin auf Anfrage dieser Redaktion. Den genauen aktuellen Stand und das Zwischenergebnis will die Kommission nicht offenlegen.
Bei der Umfrage können EU-Bürger angeben, ob sie künftig ohne Zeitumstellung leben wollen. Auf Grundlage der Ergebnisse sowie anderer Studien und Meinungen will die EU-Kommission dann entscheiden, ob sie einen Vorschlag zur Abschaffung der Zeitumstellung vorlegt.
Litauen und Estland gegen Umstellung
Das Europaparlament sowie einzelne Mitgliedstaaten hatten die Behörde zuvor beauftragt, die derzeitige Sommerzeitregelung zu prüfen und zu bewerten, ob sie geändert oder beibehalten werden sollte. Von den EU-Staaten spricht sich zum Beispiel Litauen für eine dauerhafte Sommerzeit aus. Auch Estland hat sich für ein Ende der Zeitumstellung ausgesprochen.
Die Bundesregierung hat sich zu dem Thema bislang noch nicht eindeutig positioniert. Kerstin Westphal (SPD), Schweinfurter Europaabgeordnete, begrüßt die EU-Umfrage, sieht aber eine Gefahr darin, wenn jedes europäische Land für sich entscheidet, ob es dauerhaft die Sommer- oder Winterzeit haben will. Dies wäre der Fall, sollte die EU-weite Zeitumstellung abgeschafft werden. „Ein Flickenteppich, bei dem in Österreich oder Frankreich für ein paar Wochen eine andere Uhrzeit gilt als in Deutschland oder Tschechien wäre verheerend für den Binnenmarkt, aber auch für Reisende“, sagte sie.
Gesundheitliche Probleme
Die CSU-Europaabgeordnete Monika Hohlmeier aus Lichtenfels begrüßt ebenfalls die EU-Befragung und würde auf eine Zeitumstellung verzichten. „Mir selbst macht die Zeitumstellung wenig aus, ich halte es aber für wichtig, die wissenschaftliche Expertise von Ärzten zu berücksichtigen, denn viele Menschen scheinen mit der Zeitumstellung doch Probleme zu haben“, sagt sie auf Anfrage dieser Redaktion.
Mit der Meinung ist sie nicht alleine. So sprachen sich im Frühjahr in einer repräsentativen Umfrage im Auftrag der Krankenkasse DAK 73 Prozent der Befragten gegen die Zeitumstellung aus und gaben Beschwerden wie Einschlafprobleme und Gereiztheit als Folgen an.
Zeitumstellung ist kein Energiesparer
Umstritten ist auch, ob die Zeitumstellung den Nutzen bringt, der ursprünglich erwartet wurde. So knipsen die Deutschen laut Umweltbundesamt zwar wegen der Zeitumstellung im Sommer tatsächlich abends seltener das Licht an – im Frühjahr und Herbst wird jedoch morgens mehr geheizt. Das bestätigen auch Cornelia Wagner, Pressesprecherin der Würzburger Versorgungs- und Verkehrs GmbH (WVV) und Hannah Schesink von den Stadtwerken Schweinfurt.
Energieeinsparungen sind mit der Zeitumstellung also nicht unbedingt gegeben. Genau dies war allerdings die Idee, als die Uhrenumstellung nach der Ölkrise in den 70er Jahren eingeführt wurde. In Deutschland gibt es sie in der heutigen Form seit 1980. Seit 1996 stellen die Menschen in allen EU-Ländern die Uhren einheitlich am letzten Sonntag im März eine Stunde vor – und am letzten Oktober-Sonntag wieder eine Stunde zurück.
Mit Material von dpa