Wie jedes Jahr im Herbst wird an diesem Sonntag um 3 Uhr in der Früh die Uhr um eine Stunde zurück gestellt. Die Sommer- wird zur Winterzeit. Dadurch bekommen wir eine Stunde geschenkt. Viele finden das gut, so können sie eine Stunde länger schlafen beziehungsweise eine Stunde länger aufbleiben. Die Zeitumstellung im Frühjahr, wenn den Menschen eine Stunde weggenommen wird, ist da schon eher ein kritisches Thema.
Laut Charlotte Förster, Professorin am Lehrstuhl für Neurobiologie und Genetik an der Universität Würzburg, hängt das mit unserer inneren Uhr zusammen. Die müsse sich mit der Zeitumstellung umorientieren. „Bei den meisten Menschen tickt die innere Uhr generell etwas langsamer“, erklärt Förster. So sei der Tag nach der inneren Uhr eher gefühlte 24,5 bis 25 Stunden lang. Daher käme die Zeitumstellung den Menschen im Winter gelegen, wenn sie quasi eine Stunde geschenkt bekommen.
Bei Frühaufstehern tickt die innere Uhr schneller
Es gebe aber auch die sogenannten „Lerchen“, die Frühaufsteher. Bei diesen ticke die innere Uhr schneller, sodass sie bei der Umstellung im Frühjahr keine Probleme haben.
Was aber bewirkt die Umstellung in uns? Wenn der Körper durch die Zeitumstellung durcheinander gebracht wird, kann es zu Müdigkeit und Schlafstörungen kommen. Da müsse man laut Förster einfach warten bis sich der Rhythmus wieder normalisiert hat. Bei einer Stunde sei das nicht so dramatisch. Fliege man aber beispielsweise von Frankfurt nach New York, macht das eine Zeitverschiebung von sechs Stunden aus. „Da braucht der Körper eine Woche, um sich davon zu erholen“, erklärt die Expertin.
Der Grund für die Umstellung
Dass in Deutschland die Uhren umgestellt werden, hat geschichtliche Hintergründe. Schon während der beiden Weltkriege Anfang des 20. Jahrhunderts wurde in Deutschland mehrmals die Zeitumstellung eingeführt und wieder abgeschafft. Durch die Einführung der Sommerzeit sollte damals das Tageslicht effizienter genutzt werden. 1980 wurde die Zeitumstellung dann endgültig eingeführt – bis heute gilt der Wechsel von der Winter- zur Sommerzeit.
- Vorsicht: Die Zeitumstellung kann Schichtarbeit verlängern.
Hintergrund war die Ölkrise 1978: Wieder ging es darum, Energie zu sparen. Ein Argument, dass immer noch sehr verbreitet ist.
Der Übergang nach der Zeitumstellung ist meist schnell vorbei.
Dass die Zeitumstellung jedoch so gut wie keinerlei Energie spart, bestätigt der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). „Die Energiewirtschaft kann bereits seit Jahren keine Sparwirkung durch den Dreh am Zeiger erkennen“, heißt es vom Verband. Zwar werde in der Sommerzeit abends weniger Strom für Beleuchtung verbraucht, dafür aber auch morgens mehr geheizt.
Das bestätigt auch Reinhold Noe, Obermeister der Kaminkehrer-Innung in Unterfranken. „Die Menschen wollen durchgehend um die 21 Grad Raumtemperatur haben, egal ob es dunkel oder hell ist“, erklärt er. Auch beim Thema Beleuchtung sieht er den Sinn hinter der Zeitumstellung nicht, da viele Menschen mittlerweile LED-Beleuchtung nutzen würden. Diese sei generell stromsparender. „Außerdem ist der Übergang nach der Zeitumstellung ganz schnell vorbei“, sagt er. So dauere es nicht lange, bis es dann morgens zur Aufstehzeit auch wieder dunkel ist.
Zur Einführung der Zeitumstellung gab es noch eine weitere Überlegung. Damals galt: Morgens, wenn es hell wird, steht man auf, um zu arbeiten. Abends, wenn es dunkel wird, geht man zu Bett. Doch der Lebensstil der Menschen hat sich gewandelt. „Durch das veränderte Freizeitverhalten der Menschen am Abend kann sogar mehr Energie verbraucht werden“, sagt der BDEW.
Festhalten an der Umstellung liegt auch an EU-Vorschrift.
Somit scheint die Zeitumstellung heutzutage lediglich für Verwirrung zu sorgen. Und das nicht nur bei den Menschen. „Auch Nutztiere spüren die Zeitumstellung“, erklärt Charlotte Förster. Hunde würden auf ihre Herrchen warten, da es Zeit fürs Futter sei oder sie raus müssten. Kühe würden mit ihren vollen Eutern länger warten. Manche Landwirte reagierten darauf und würden teilweise schon vor der Umstellung ihre Kühe an die neue Zeit gewöhnen.
Blickt man in die Schaufenster der Juwelierläden, stellt man fest, dass einige Uhren schon die Winterzeit anzeigen. „In unserem Laden wurden diese Woche bereits um die 100 Uhren umgestellt“, erzählt Antonie Bernstein vom Juweliergeschäft Bernstein in Marktheidenfeld (Lkr. Main-Spessart). Die meisten Uhren seien heutzutage funkgesteuert, sogar die Kirchturmuhren. Doch die Quarzuhren müssten beispielsweise noch von Hand umgestellt werden. „Das macht man am besten schon am Samstagabend bevor man zu Bett geht“, empfiehlt Bernstein.
- So gelingt die Zeitumstellung bei Kindern.
Vorsicht besonders bei alten Standuhren
Bei alten Standuhren mit dem sogenannten Westminsterschlag müsse man besonders aufpassen. „Es ist wichtig, dort nicht einfach den Zeiger zurückzudrehen, sondern das Pendel anzuhalten“, mahnt die Juwelierin. Ansonsten könne sich der ganze Schlag verdrehen. Der Westminsterschlag ist eine bestimmte Melodie, die in vielen Uhren genutzt wird. Die Uhr ertönt dabei zur Viertelstunde, halben Stunde, Dreiviertelstunde und zur vollen Stunde. Alle 15 Minuten wird die Melodie umfangreicher.
Insgesamt kaum Vorteile und viel Kritik – warum also wurde in Deutschland die Zeitumstellung nicht längst wieder abgeschafft?
Das liegt unter anderem daran, dass innerhalb der Europäischen Union einheitlich die Zeit umgestellt wird. Ziel der EU-Vorschrift sei aber nicht die Harmonisierung der Zeitregelung in der EU. Sondern es gehe um die Lösung der Probleme, insbesondere für den Verkehrs- und Energiesektor, die sich aus einer unkoordinierten Anwendung von Uhrwechseln im Laufe des Jahres ergeben, erklärt dazu eine Sprecherin der Europäischen Kommission.