Mit der Vernehmung des Loveparade-Veranstalters Rainer Schaller ging am Dienstag der Prozess um das Duisburger Unglück weiter. Der 49 Jahre alte Fitnessketten-Unternehmer aus Franken hatte die Technoparade 2010 organisiert. In einem Gedränge starben 21 Menschen, mindestens 652 wurden verletzt. Der für ungewöhnliche Aktionen bekannte McFit-Gründer war in den Tagen nach dem Unglück in den Medien als Mann gezeigt worden, der sich plötzlich als nachdenklich und zurückhaltend gibt.
Nur eine repräsentative Rolle
Rainer Schaller hat sich bei der Vorbereitung der Duisburger Technoparade 2010 nach eigenen Worten meist auf seine Mitarbeiter verlassen. Im Prozess um die Katastrophe sagte der gebürtige Bamberger am Dienstag als Zeuge, der leitende Mitarbeiter - der ebenfalls zu den Angeklagten gehört - habe nur sehr wichtige Dinge mit ihm besprochen. Schaller wies Aussagen früherer Mitarbeiter zurück, wonach er die letzte Entscheidungsinstanz war.
Seine Rolle bei der Loveparade beschrieb Schaller als eine eher repräsentative. Er habe Bürgermeister getroffen, auf Pressekonferenzen gesprochen und Interviews gegeben. In den leitenden Mitarbeiter habe er großes Vertrauen gehabt. Gegen Schaller war nach dem Unglück nie ermittelt worden. Nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft hatte er keinen Einfluss auf die aus Sicht der Anklage fehlerhafte Planung oder rechtswidrige Genehmigung der Technoparade genommen.
Schaller spricht Angehörigen erneut Beileid aus
Am Dienstag bat Schaller noch vor seiner Aussage um das Wort und sprach den Angehörigen der Opfer erneut sein Beileid aus. Alles Leid, das die Angehörigen erlebten, "ist auf meiner Veranstaltung passiert", sagte er. "Es ist selbstverständlich, dass ich die Verantwortung übernehme", bekräftigte er ein weiteres Mal. Er hoffe, dass der Prozess Aufklärung bringe. Der 49-Jährige aus Berlin soll als Zeuge an drei Tagen umfassend seine Eindrücke schildern. Er ist Inhaber der Loveparade-Veranstalterin Lopavent.
Der Prozess gegen sechs Mitarbeiter der Stadt Duisburg und vier Beschäftigte des Veranstalters hatte im Dezember bereits begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen unter anderem fahrlässige Tötung vor. Aus Platzgründen findet der Prozess in einer Kongresshalle in Düsseldorf statt.
Bislang haben unter anderem der frühere Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland, Verletzte und Gerichtsmediziner ausgesagt. Als feststand, dass es einen Loveparade-Prozess geben würde, hatte Schaller dies begrüßt.